Der Schmutz hat keinerlei Chance
BITTERFELD/MZ. - So oder zumindest so ähnlich werden Tag für Tag gewaltige Berge an Wäsche in der Großwäscherei Bitterfeld bewältigt.
"Das Herzstück unserer Produktion ist die riesige über Computer gesteuerte Waschstraße", erklärt Geschäftsführer Thomas Körber. Alle drei Minuten wird die 15 Meter lange Maschine mit bis zu 30 Kilogramm Schmutzwäsche bestückt. Nach kurzer Zeit ist die wieder strahlend weiße aber noch klamme Wäsche fertig zur Weiterverarbeitung. Schließlich wird sie in die 195 Grad heiße Mangel befördert, an deren Ende sie dann akkurat zusammengelegt heraus kommt. Wie am Fließband geht der Reinigungsprozess vonstatten. "Die Heißmangel zum Trocknen und Glätten ist unsere neusten Errungenschaft. Aufgrund ihrer technischen Raffinessen können wir die Produktion optimieren", so Körber, der großen Wert auf den innovativen Charakter seines Dienstleistungsunternehmens legt.
"Das war in der Bitterfelder Wäscherei schon immer so", erinnert sich sein Vater, Joachim Körber, der seinem Sohn noch heute beratend zu Seite steht. Früher war der Stand der Technik allerdings bei weitem nicht so komfortabel und modern wie heute. Mit alten Trommelwaschmaschinen, die nicht einmal ein Schleuderprogramm hatten, reinigte man die Wäsche, bevor sie mittels einer Zentrifuge getrocknet wurde. "Das war eine gefährliche Angelegenheit, wobei es zu schlimmen Verletzungen kam", entsinnt sich der Senior an die Entstehungszeit.
Der Ursprung des Unternehmens geht nämlich auf die im Jahre 1970 gegründete Zentralwäscherei zurück. Diese war eine von vielen Betrieben im ehemaligen Chemie-Kombinat Bitterfeld. Die damals noch 80 Angestellten sorgten sogar für ein ordentliches und sauberes Erscheinungsbild der Volksarmee in der DDR und der sowjetischen Streitkräfte. Doch nach der Wende sah es wie für viele Unternehmen schlecht aus. Joachim Körber, vor der Wiedervereinigung als technischer Leiter in der Firma tätig, ergriff daraufhin die Initiative und gründete 1991 die Clean-Großwäscherei GmbH Bitterfeld. "Das war die erste Ausgliederung eines Unternehmens aus dem damaligen Chemiekomplex", berichtet er stolz. Durch viel Eigeninitiative gelang es ihm, neue Kunden für seine Dienstleistungen zu gewinnen.
Ende des Jahres 2004 übernahm schließlich sein Sohn die Führung. "Damit einher ging die Neuorientierung des Unternehmens von einer GmbH in ein Einzelunternehmen aufgrund der damals schlechten Wirtschaftslage des Betriebes. Dies zog schließlich die Umbenennung in Großwäscherei Bitterfeld nach sich", so Thomas Körber. Sonst hat sich nichts am umfangreichen Service geändert.
Kindergärten, Ärztehäuser, Seniorenzentren, Polizeidienststellen, Berufsfeuerwehren und Gastronomiebetriebe - der Bedarf an sauberer Berufsbekleidung ist groß. Aber auch Privathaushalte können das Angebot des professionellen Wäschereibetriebes in Anspruch nehmen. Wenn die Schmutzwäsche nicht direkt in der Bitterfelder Großwäscherei abgegeben wird, stehen 35 Annahmestellen von Delitzsch über Zscherndorf, Gollma (Saalekreis) bis Dessau bereit.
"Schwierige Flecken gibt es nicht", erklärt der jetzige Geschäftsführer schmunzelnd. "Ob blutverschmierten Operationskittel oder Öl verdreckte Schlosser-Bekleidung - wir haben für jede Art von Schmutz das richtige Mittel." Allerdings räumt Körber ein, dass seinem Wäscherei-Team bei Textmarker- oder metallischen Rückständen die Tricks ausgehen. Es gebe zwar spezielle Reinigungsmittel dafür. Diese seien in Deutschland aber nicht zugelassen.
Und von den im Fernsehen so häufig angepriesenen Wundermitteln hält der Wäsche-Profi gar nichts. Der größte Fehler, den ein Kunde begehen kann, ist laut Körber, den Fleck in die Kleidung "hineinzuwaschen". "Viele versuchen es mit alten Hausmittelchen und werfen die Sachen dann fälschlicherweise in die Waschmaschine - in der Hoffnung, dass der Fleck danach verschwunden ist." Das sei allerdings ein Trugschluss - sein Tipp: Die Kleidung sofort und unbehandelt in die professionelle Reinigung bringen. Von Vorteil ist es natürlich, wenn der Kunde die Ursache des Fleckes kennt. Ansonsten wird anhand von Detachier-Tafeln bestimmt, worum es sich handelt und mit speziellen chemischen Mitteln der Übeltäter bekämpft.
Jeder noch so ungewöhnliche Auftrag wird in der Bitterfelder Großwäscherei erledigt. So kam es schon einmal vor, dass eine Hüpfburg gereinigt wurde. Neben der übliche Bekleidung stehen auch Federbetten oder Plüschtiere auf der Angebotsliste. "Gerade bei solchen großen Stücken, die zu reinigen sind, zeigt sich, dass die als Frauenberuf verschriene Tätigkeit körperlich sehr anstrengend ist", so Körber. Dennoch besteht das 23 Personen starke Team zum Großteil aus Frauen. In diesem Zusammenhang bedauerte der Geschäftsführer, dass sich zu wenig junge Leute für den Ausbildungsberuf zum Textilreiniger interessieren: "Es fehlen einfach das Interesse und grundlegende Kenntnisse - sei es, wie man mit einem Bügeleisen umgeht oder einfache Mengenberechnungen durchführt."