Das Herz der Schuhwelt Das Herz der Schuhwelt: Deichmanns Verteilzentrum Ost liegt seit 21 Jahren in Wolfen

Wolfen - In der Wolfener Jahnstraße schlägt das Herz der Schuhwelt: Mehr still als laut, seit mehr als 20 Jahren aber vor allen Dingen zuverlässig. „Wir drängen uns nicht auf, wirken optisch wegen der Fassade vielleicht sogar wie eine graue Maus“, meint Detlef Müller. Er ist Chef des Verteilzentrums Ost von Deichmann. Europas größter Schuhhändler bedient von Wolfen aus ein riesiges Gebiet.
Schuhe für alle Lebenslagen gehen aus Wolfen in 240 Filialen zwischen Oranienburg und Coburg, Kassel und Polen. Dazu kommt die komplette Logistik für die neuen Geschäfte in Russland. Langeweile ist nicht. „Es kommen immer wieder neue Aufgaben dazu. Kein Tag gleicht dem anderen“, weiß Detlef Müller.
Er ist in Wolfen ein Mann der ersten Stunde. Als das Verteilzentrum in der Jahnstraße am 1. Januar 1998 offiziell in Betrieb genommen wurde, startete auch er durch. Heute hat Deichmann am Rande des Chemieparks 91 Mitarbeiter. In Spitzenzeiten wächst die Zahl regelmäßig auf bis zu 130 an. Vier Azubis erlernen den Beruf einer Fachkraft für Lagerlogistik.
In Wolfen sind im Schnitt 1,5 Millionen Paar Schuhe eingelagert
Alles Schuhliebhaber? Kann sein, muss nicht sein. Zwar sind in Wolfen im Schnitt 1,5 Millionen Paar Schuhe eingelagert. Gut 17 Millionen Paar werden pro Jahr in die Filialen versendet. „Aber im Regelfall bekommen wir die Schuhe gar nicht zu Gesicht“, erzählt Detlef Müller beim Rundgang durch das Lager, in dem nichts durch Zufall passiert.
Gabelstapler bewegen sich ausschließlich im Einbahnverkehr. Alles muss rollen, nichts darf stocken. Kartons stapeln sich auf Paletten. Die wiederum sind in Regalen deponiert. Alles hat System. Und jeder Schuh bleibt in seinem Karton.
„Wir bewegen hier im Normalfall die großen Verpackungen mit bis zu zwölf Paar Schuhen“, erzählt der Chef des Hauses. Zahlencodes lassen erkennen, was im Karton steckt. Nachschauen muss niemand. Auch die Zusammenstellung ist nicht Aufgabe der Wolfener. Der Einkauf entscheidet nicht zuletzt anhand von Absatzmärkten über die Kollektion. Filialen ordern nach Bedarf. „Wir stellen alles zusammen“, sagt Müller. Im Ein-Schicht-System sind die Wolfener im Einsatz. Sie nehmen Waren an und verteilen sie.
Zu den Schuhen kommen Dekoartikel, Einlegesohlen, Pflegeprodukte und mehr
20 eigene Lkw und Speditionsfahrzeuge werden Tag für Tag beladen und auf die Reise geschickt. Läuft alles auf Hochtouren, macht das 100.000 Paar Schuhe pro Tag. Dazu kommen Dekoartikel, Einlegesohlen, Pflegeprodukte und all das, was in den Filialen benötigt wird. Also auch Hocker, Stühle, Mülleimer.
Langeweile ist nicht. Zumal in Wolfen auch das Herz des Onlineshops der Deichmann-Marken Roland-Schuhe und MyShoes schlägt. Bestellungen werden im separaten Bereich bearbeitet und versandfertig gemacht. Hier geht es tatsächlich um kleinere Einheiten. Der Mitarbeiter kommt dem eigentlichen Schuh sehr nahe.
Das Geschäft brummt. Deichmann zählt europaweit fast 40.000 Mitarbeiter. Dennoch ist es im riesigen, gut 18.000 Quadratmeter großen Wolfener Lager verhältnismäßig ruhig. Der Eindruck täusche nicht, bestätigt Detlef Müller. „Die Winterware ist praktisch raus. Jetzt rollen die Sommerschuhe an.“ Sommer im Winter und Winter im Sommer: Der scheinbar ungewöhnliche Ansatz ist nicht neu. Er hat sich bewährt. „Wir sind gut vorbereitet auf die neue Saison“, betont der Leiter des Verteilzentrums.
Und: Sind neue Trends in Sicht? Da muss Müller passen, denn die Schuhe stecken in Kartons und die wiederum in großen Kisten. Erkennbar ist vorerst nichts. (mz)


