Damals über Nacht zum Reisebüro
Wolfen/MZ. - "Ich kann meine Klappe einfach nicht halten", sagt Loretta Gundelwein, "brauche deshalb auch immer Menschen um mich." Das war schon als Kind so und später als Friseurin umso mehr. Als die Familie nach Wolfen-Nord zog, wechselte sie allerdings die Branche, fing beim damaligen Omnibusbetrieb Salzfurtkapelle an. Ihr Mann war dort schon Busfahrer, sie wurde Fahrscheinkontrolleurin.
Dass das heute auf den Tag genau 20 Jahre her ist, mag sie kaum glauben. Verwurzelt mit dem Betrieb war Loretta Gundelwein durch ihren Mann ja ohnehin schon, doch welch rasante Entwicklung sie selbst dort einmal nehmen sollte, ahnte sie nicht.
Zwei Jahre später nämlich wurde sie im Verkehrsbüro eingesetzt. "Und als die Grenzen aufgingen", erinnert sich die 48-Jährige, "wurden wir quasi über Nacht zum Reisebüro." Die Leute wollten rüber in den anderen Teil Deutschlands, Tagesfahrten nach Braunschweig, Celle oder Hannover standen hoch im Kurs. Wenig später Ausflüge zum Gardasee oder nach Tirol.
Alles war neu und auch nicht unbedingt einfach - wie fast überall zu dieser Zeit. "Doch irgendwie haben wir es geschafft." Auch wenn sämtliche Unterlagen noch mit der Hand ausgefüllt werden mussten. "Und wenn sich mal eine Abfahrtszeit änderte, dann ging's los mit dem Fahrrad, um den Leuten Bescheid zu sagen - wer hatte denn ein Telefon?" Das ist heute kaum mehr vorstellbar im Reisebüro von Vetter-Touristik in der Nordpassage, das Loretta Gundelwein mit aufbaute und wo sie seit dessen Eröffnung 1996 tätig ist. Und das sicher mit dazu beiträgt, dass ihr Mann lieber allein zum Einkauf geht. . .