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Chemiepark Bitterfeld-Wolfen Chemiepark Bitterfeld-Wolfen: Werkzeugkasten voll Wissen

04.03.2014, 13:25
Der Chemiepark Bitterfeld-Wolfen aus der Luft betrachtet. Rund 360 Unternehmen sind inzwischen hier angesiedelt.
Der Chemiepark Bitterfeld-Wolfen aus der Luft betrachtet. Rund 360 Unternehmen sind inzwischen hier angesiedelt. andré kehrer Lizenz

Bitterfeld/MZ - Mit den CP-Geschäftsführern Patrice Heine und Michael Polk sprach MZ-Redakteurin Christine Krüger.

An die Mulde von der Ruhr - wie kommt eigentlich Bitterfeld zu den Westfalen, zur Gelsenwasser AG?

Heine: Ganz so ungewöhnlich ist das aber nicht. Die Gelsenwasser AG ist in Sachsen-Anhalt kein Neuling. Sie ist an Stadtwerken beteiligt - in Magdeburg zum Beispiel, in Zeitz, Weißenfels, Burg, Stendal. Und nun ist sie in Bitterfeld-Wolfen Gesellschafter des Chemieparks. Die Voraussetzungen haben wir: Das Unternehmen - übrigens mehrheitlich in Trägerschaft der Stadt Gelsenkirchen - ist vor fast 130 Jahren als Wasserversorger für die Montanindustrie im Ruhrgebiet entstanden und hat sich zum größten deutschen Wasserver- und Abwasserentsorger entwickelt. Dazu kamen Gas- und Energieversorgung. So passt der Chemiepark sehr gut in unser Konzept.

Wie wird es am hiesigen Standort nach dem Gesellschafterwechsel weitergehen?

Polk: Um es mit einem Wort zu sagen: kontinuierlich. Wir bauen auf dem auf, was geschaffen worden ist und entwickeln langfristig und nachhaltig die Infrastruktur. Die Investitionsentscheidung von Gelsenwasser für Bitterfeld-Wolfen ist quasi ein Gütesiegel für das, was in den vergangenen Jahren hier geleistet worden ist. So sehe ich das. Und ich bin sehr froh, dass Gelsenwasser sich unter den Bewerbern durchsetzen konnte. Da wird es eine Menge Synergien geben und neue Kontakte, die Gelsenwasser schon von Hause aus mitbringt. Das alles wird den Chemiepark noch stärker machen.

Strom ist ein immer größer werdender Kostenfaktor der Chemiebranche. Hat der Energie-Experte Gelsenwasser ein Rezept?

Heine: Ein Geheimrezept haben wir natürlich nicht. Da ist der Chemiepark Bitterfeld-Wolfen genauso betroffen wie die anderen 50 Chemieparks in ganz Deutschland auch. Klar ist, wir müssen uns was überlegen, es geht um Wettbewerbsfähigkeit - wir sind ja unter anderem am Müll-Kraftwerk beteiligt. Und klar ist auch: Der Staat muss den Rahmen anders setzen, damit die jetzige Energiepolitik nicht zu einem Investitionshemmer wird.

Gibt es für dieses Jahr konkrete Vorhaben in Sachen Ansiedlung?

Heine: Wir haben Anfragen von Investoren, ja, aber da ist noch nichts Greifbares. Das Jahr 2014, denke ich, werden wir erstmal brauchen, um den Chemiepark fest in den Konzern zu integrieren, Kommunikationswege zu schaffen, Partner einzubinden etc. Wir blicken natürlich auch in die Zukunft und wollen den Standort weiter profilieren, mit den verschiedenen Interessenträgern, Standortgesellschaften und Unternehmen enger zusammenarbeiten, Kräfte bündeln. Außerdem werden wir investieren in unsere Versorgungsnetze, dafür haben wir ein Budget. Das wird ein extrem spannendes Jahr.

Wieso das?

Heine: Es ist ja alles neu - für uns wie für die Unternehmen hier und die Stadt. Und die Aufgaben sind groß: Ich nenne nur mal die Ansiedlungspolitik, den ganzen großen Bereich Grundwasser, die Zusammenarbeit mit der Kommune und mit dem Land.

Polk: Eine glückliche Fügung für den Standort: Die Restrukturierung war wichtig und die Stabilisierung über Jahre hinweg ist gelungen. Jetzt läuft das ganz normale Geschäft - die Wasserver- und -entsorgung und die Bewirtschaftung des Standortes. Da kommt Gelsenwasser her.

Wir gehen davon aus, dass viel Knowhow einfließen wird; das ist quasi griffbereit und gut sortiert wie im Werkzeugkasten. Mit der riesigen Erfahrung und dem Top-Wissen ist das Unternehmen groß geworden. Gelsenwasser ist ein kommunales Unternehmen und spricht die Sprache der Kommunen.

Apropos Sprache der Kommune: Wie wird es mit dem - man muss es so sagen: traditionsreichen - Kulturpalast weitergehen?

Heine: Der Kulturpalast war im Verkaufspaket Chemiepark mit drin. Wir werden die laufenden Verträge erfüllen.

Und dann? Was passiert, wenn die ausgelaufen sind?

Heine: Wir überlegen jetzt schon, wie wir mittelfristig mit dem Kulturpalast umgehen. Eigentlich könnten wir dann ja allein entscheiden, aber wir wollen eine Diskussion mit der Stadt Bitterfeld-Wolfen. Uns ist daran gelegen, dass die, die es betrifft, in die Entscheidung eingebunden werden.

Wie soll das aussehen? Den Kulturpalast zu haben und zu betreiben, ist für ein Wirtschaftsunternehmen doch eher ein Hobby?

Heine: Ja, man muss das natürlich mit wirtschaftlichem Blick betrachten, denn letztlich ist das eine große Rechnung. Der Kulturpalast ist eindeutig ein Zuschussgeschäft, das uns belastet. Wir brauchen eine rationale Diskussion. Eine kurzfristige Entscheidung steht jedenfalls nicht an.

Michael Polk
Michael Polk
andré kehrer Lizenz
Patrice Heine
Patrice Heine
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