Bombenangriff auf Zscherndorf Bombenangriff auf Zscherndorf: Vor 68 Jahren hat das ganze Haus gewackelt

zscherndorf/MZ - Es war Mittag und auf dem Tisch stand das Essen. „Spinat und Kartoffeln“, erinnert sich die Zscherndorferin Bärbel Thäle. Dann kamen die Flugzeuge mit ihrer Bombenlast, die sie über dem kleinen Ort abluden. Und plötzlich hatte sich das ganze Haus in der Zscherndorfer Siedlung etwas verschoben. Keine Tür ging mehr auf und zu und alles war irgendwie anders. Das alles geschah vor nunmehr 68 Jahren.
„Es sind Erinnerungen, die nicht aus dem Gedächtnis verschwinden“, erzählt die heute 77-Jährige. So, als wäre es erst gestern gewesen. Der Zweite Weltkrieg näherte sich dem Ende und die Angriffe der alliierten Bomber kam immer näher, weiß die damals Zehnjährige. Warum die Flugzeuge am 17. März 1945 ihre Bomben gerade über der kleinen friedlichen Siedlung abluden, weiß heute niemand mehr. Angeblich soll am Kreuzeck eine Flak-Stellung das Ziel gewesen sein oder das nahe liegende Werk. Vielleicht war es aber einfach nur die Bequemlichkeit der Piloten, die ihre tonnenschweren todbringende Last über dem kleinen Ort ausklinkten. Mit Bomben an Bord durften sie nämlich nicht auf dem Heimatflugplatz landen. „Keiner weiß es mehr“, blickt Bärbel Thäle zurück. Doch zehn Menschen in Zscherndorf, darunter ein kleines Kind, ließen an jenem Tag ihr Leben für diesen wahnwitzigen Krieg.
In einer kleine Gedenkstunde erinnerte am Sonntag Zscherndorf Ortsbürgermeister Michael Aermes an das Geschehen am 17. März 1945, als die Bomben den Ort erschütterten. „Keiner, der das damals erlebt hat, wird es wohl jemals vergessen“, sagte er und schaute auf dem Friedhof in die Gesichter jener Zscherndorfer, die das damalige Inferno überlebt haben.
„Wir waren noch klein, aber das hat sich in das Gedächtnis eingeprägt“, bestätigte Bärbel Thäle. Für Aermes eine Möglichkeit, an die Vorbereitung und den gesamten Krieg zu erinnern. „Warum ist das damals alles so geschehen“, überschrieb er seine mahnenden Worte. Zu viele hätte sich damals blenden lassen - von dem Aufschwung der Wirtschaft, vom Volkswagen für alle und von dem Sinken der Arbeitslosigkeit, sagte er. Was dahinter steckte, hätten viele erst im Krieg erkannt, so der Ortsbürgermeister. Damit so etwas nie wieder geschehen darf, müsse man sich die Verbrechen an der Menschlichkeit immer wieder vor Augen halten.
Seit dem Jahr 2011 erinnert ein Gedenkstein auf dem Zscherndorfer Friedhof an das schreckliche Geschehen in den letzten Kriegstagen. „Die Namen der zehn getöteten Einwohner mahnen uns heute noch, den Krieg und das Elend, das damit verbunden war, nicht zu vergessen“, sagte der Ortsbürgermeister. Es sei dem Zscherndorfer Kurt Zahn zu danken, dass diese Erinnerungen wach gehalten werden, weiß Aermes. Dieser habe seine Erinnerungen immer wieder öffentlich gemacht und gemahnt.
Die Mitglieder der Löberitzer Liedertafel trugen ebenso zu dem gelungenen Nachmittag bei, wie die Kinder der Grundschule Zscherndorf, die mit einem kleinen Gedicht an die Zeit erinnerten.