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Volksfeste in Bitterfeld-Wolfen Bitterfeld-Wolfen: Welche Volksfeste haben noch eine Zukunft?

Von Frank Czerwonn Und Detmar Oppenkowski 28.07.2016, 13:59
Jeder Ortsteil von Bitterfeld-Wolfen hat sein Volksfest: Bitterfeld feiert das Hafenfest, Bobbau sein Wasserturmfest und Greppin das Vereins- und Frühlingsfest. In Holzweißig lockt der Bergmannstag viele Besucher an, Thalheim feiert sein Sommerfest. Wolfens Vereins- und Familienfest wurde  in den Rathaus-Innenhof verlegt.
Jeder Ortsteil von Bitterfeld-Wolfen hat sein Volksfest: Bitterfeld feiert das Hafenfest, Bobbau sein Wasserturmfest und Greppin das Vereins- und Frühlingsfest. In Holzweißig lockt der Bergmannstag viele Besucher an, Thalheim feiert sein Sommerfest. Wolfens Vereins- und Familienfest wurde  in den Rathaus-Innenhof verlegt. Ruttke

Bitterfeld-Wolfen - Ein Ort ohne Volksfest? Undenkbar. Solche Spektakel stärken das Zusammengehörigkeitsgefühl und sind ein Stück Tradition.

Und so hat in der fusionierten Stadt Bitterfeld-Wolfen jeder der sechs Ortsteile sein eigenes Volksfest: vom Bitterfelder Hafenfest bis zum Thalheimer Sommerfest. Genaugenommen gibt es sogar sieben, denn Rödgen/Zschepkau feiern als Teil von Wolfen noch ein eigenes Sommerfest. Doch für 2017 stellt sich die Frage: Welche Feste wollen wir eigentlich feiern? Und welche können wir noch bezahlen?

Eine Frage des Geldes

Denn einerseits lässt teilweise der Besucherzuspruch deutlich nach, andererseits gibt es den Vorschlag, den zehnten Geburtstag Bitterfeld-Wolfens mit einem gemeinsamen Fest zu feiern. Das beschert manchem Sorgenfalten. Müssen doch für all diese Spektakel beträchtliche Summen aus dem Topf der Brauchtumsmittel fließen.

Im Bitterfelder Ortschaftsrat hat die Idee eines Zehn-Jahres-Festes mit geschätzten Kosten von 100.000 Euro deshalb schon viel Kritik provoziert. Ortsbürgermeister Joachim Gülland (Die Linke) sagt inzwischen klipp und klar: „Wir lehnen es ab, Brauchtumsmittel für solch ein Fest auszugeben.“

Denn das Geld werde für Vorhaben von Vereinen dringend gebraucht. Auch aus anderen Ortschaftsräten hört man kritische Töne. Die meisten Gremien wollen sich im August mit dem Thema befassen.

Reformationsjubiläum in Bitterfeld

Doch was Vielen noch gar nicht bewusst ist: 2017 wird in Bitterfeld sowieso ein zusätzliches Fest stattfinden. „Die evangelische Kirchengemeinde veranstaltet am 9. und 10. September ein historisches Fest, welches das 500. Reformationsjubiläum feierlich würdigen soll“, bestätigt Stadtsprecherin Katrin Kuhnt.

Die Stadt unterstütze den Veranstalter bei der Organisation. Und klar ist auch schon, dass die Kirchengemeinde dafür Brauchtumsmittel beim Bitterfelder Ortschaftsrat beantragen wird.

Gülland sagt zwar: „Das ist ein einmaliges Ereignis, das wir natürlich unterstützen werden.“ Doch fehlt diese Ausgabe eben an anderer Stelle, denn die Summe der Brauchtumsmittel wird kaum größer, errechnet sie sich doch aus den Einwohnerzahlen.

War das Hafenfest ein Erfolg?

Und so wird nun an verschiedenen Stellen über die künftigen Volksfeste und ihre Ausrichtung debattiert - auch im Rathaus. Nach der kontroversen Diskussion, ob das Hafenfest nun Top oder Flop war, veröffentlicht die Verwaltung jetzt ihre offiziellen Zahlen. Demnach waren „circa 8.000 zahlende Besucher“ auf dem Fest. Das seien so viele wie im vergangenen Jahr.

Da 2015 allerdings auch schon ein schwacher Jahrgang war, kommt man zu dem Schluss: „Es muss festgestellt werden, dass die Besucherzahl in den letzten Jahren tendenziell rückläufig ist.“ Aber welche Konsequenzen zieht man daraus?

Da es nach Aussagen der Oberbürgermeisterin Petra Wust (parteilos) nur ein „gewisses Budget“ gibt, müsse man sich entscheiden, ob man zukünftig „viel Programm“ oder „viel Drumherum“ haben möchte.

Wust schließt selbst eine Privatisierung der Veranstaltung nicht aus. „Es ist nicht gottgegeben, dass die Stadt das Hafenfest machen muss“, sagt sie. „Es stellt sich aber die Frage, ob sich jemand hierfür findet.“ Die Kosten für Programm und Logistik des Goitzsche-Events beliefen sich in diesem Jahr auf 140.000 Euro. Dem gegenüber stehen Eintrittsgelder (61.000 Euro), Brauchtumsmittel der Ortschaft Bitterfeld (30.000 Euro), Sponsorengelder (nicht beziffert) und Standgebühren (nicht beziffert).

Besucherflaute beim Vereins- und Familienfest

Auch das zweitgrößte Volksfest, das Vereins- und Familienfest in Wolfen, erlebte eine Besucherflaute - die von Kritikern mit dem neuen Standort im Rathausinnenhof begründet wurde.

Von der Überlegung, 2017 bei beiden Festen eine Pause einzulegen und stattdessen ein großes Jubiläumsfest zu feiern, hält Wust aber nichts: „Ich gehe davon aus, dass beide Feste auch im nächsten Jahr wieder stattfinden.“ Zugleich macht sie klar, dass aus ihrer Sicht für ein zusätzliches Stadtfest einfach die Mittel fehlen.

Ein Runder Tisch soll Klärung bringen

So zeigt sich: Unsicherheit und Unzufriedenheit sind mindestens so groß wie der Klärungsbedarf. Deshalb fordert nun die CDU-Ortschaftsratsfraktion Bitterfeld einen „Runden Tisch zu den Volksfesten“.

„Wir müssen jetzt diskutieren, wie die Volksfeste in Bitterfeld-Wolfen im kommenden Jahr und den folgenden Jahren aussehen könnten und wie man mit dem geringsten Aufwand den höchstmöglichen Nutzen erzielen kann“, sagt Fraktionschef Uwe Müller.

Gefordert seien nicht nur die Stadtverwaltung, sondern alle Kommunalpolitiker und interessierten Bürger. „Es sind schließlich die Feste aller Einwohnerinnen und Einwohner unserer Stadt.“ Das Stadtoberhaupt müsse sich verantwortlich fühlen, „entsprechende Signale an die Verantwortlichen senden und um Mithilfe bitten.“

Müller will, das alle Meinungen und Vorschläge auf den Tisch gepackt werden, um ein „ordentliches Volksfest-Paket 2017“ zu schnüren. (mz)