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Bitterfeld-Wolfen Bitterfeld-Wolfen: Anwohner protestieren gegen Mieterhöhungen

29.11.2012, 11:01

Wolfen/Mz/cz. - Der Blick aufs Wasser wie an der Goitzsche ist Ralf Göricke vertraut. "Den habe ich auch, nur eben, wenn ich in meinen Keller gehe. Das sind aber keine guten Aussichten", sagt er. Es liegt Ironie in seinen Worten, doch es ist eher Galgenhumor. Denn zum Lachen ist dem Anwohner von Wolfen-Nord schon lange nicht mehr. Genau wie Tausenden anderen Betroffenen. Bis zu 20 Prozent erhöhten die Wohnungs- und Baugesellschaft sowie die Wohnungsgenossenschaft Wolfen zum 1. Januar 2012 die Mieten. Bereits im Dezember 2011 gründete sich eine Bürgerinitiative, die sich zur Wehr setzt. Deren Mitglieder sind immer noch aktiv. Mehr denn je. Am Mittwochabend nahmen sie neben Sachsen-Anhalts Justizministerin Angela Kolb (SPD) im Christophorushaus in Wolfen Platz, um ihre Sorgen zu schildern, zu erklären, um einfach mal zu reden.

"Wir sitzen hier in dieser Runde mit Wut und Emotionen im Bauch, haben dennoch den Kopf und die Zunge frei für sachliche Gespräche und Diskussionen", sagte Thomas Krüger von der Bürgerinitiative. Als einen Erfolg der Initiative wertet er, "dass Diejenigen, die es vorher nicht für nötig befunden haben, uns jetzt ganz genau zuhören". Man habe "die Kommunalpolitik unserer Stadt wachgerüttelt und den einen oder anderen Stadtrat auch für unser Anliegen gewinnen können", betonte Krüger.

Mieter Sandor Kulman wies darauf hin, dass viele Menschen in Wolfen-Nord in finanzielle Not geraten sind, manch' einer wisse nicht mehr weiter. Das habe er in Gesprächen erfahren. "Was empfehlen Sie uns?", schickt er einen Hilferuf Richtung Angela Kolb. "Wohnungen müssen auch bezahlbar bleiben", sagt die Ministerin. "Auch Mieter haben Rechte." Ihrer Meinung nach sei von den Wohnungsunternehmen sehr unsensibel gehandelt worden. "So kann man mit Menschen nicht umgehen." Sie wisse, dass betroffene Mieter das Amtsgericht um Klärung bemühen. Es bleibe abzuwarten, wie der Richter entscheide.

"Sogar Langzeitweggesperrten steht eine Unterkunft von 20 Quadratmetern zu", war Günter Franz aufgebracht. "Und wir haben ein Leben lang redlich gelebt, uns nichts zu Schulden kommen lassen und müssen uns nun für die Mieterhöhung schinden", macht sich der Mieter Luft. "Sogar den Mietspiegel, dem Übel des Ganzen, mussten wir käuflich erwerben."

Angela Kolb war am Mittwochabend um eine schnelle Lösung bemüht und schlug vor, ein Treffen mit allen Fraktionsvorsitzenden zu organisieren, um gemeinsam nach Lösungen zu suchen.

Erreichbar ist die Bürgerinitiative gegen Mieterhöhungen ab sofort im Christophorushaus Wolfen, Raguhner Schleife 29, jeden Dienstag von 16 bis 18 Uhr, Tel.: 03494 / 50 35 07.