Bitterfeld Bitterfeld: Überfälle mitten in der Stadt

WOLFEN/MZ. - Als ihr der Unbekannte die Tasche von der Schulter riss, fiel die Frau hin. Dabei ging nicht nur die Brille zu Bruch, die Rentnerin trug auch schwerste Verletzungen an der Schulter, am Knie und im Gesicht davon. Als erste kamen ihr zwei junge Frauen, die an diesem Abend ebenfalls in der Stadt unterwegs waren, zu Hilfe und riefen den Notarzt und die Polizei. Damit hatte das Drama für die alte Dame noch kein Ende, denn an den Folgen des Überfalls trägt sie bis heute. Der Räuber hat der 81-Jährigen nicht nur Geld und Ausweis entrissen, sondern auch die Gesundheit genommen.
Die Frau musste Wochen im Krankenhaus zubringen und mehrmals operiert werden. "Die Schulter war so böse zugerichtet, dass sie bleibende Schäden zurückbehalten wird", weiß Heiner Lindstedt, der die Außenstelle Anhalt-Bitterfeld des Weißen Ringes leitet.
Die Opferhilfeorganisation kümmert sich um die Wolfenerin, die seit dem Überfall mit Ängsten und anderen psychischen Folgen zu kämpfen hat. Sie benötigt Hilfe im Haushalt und wird auch beim möglichen Gang vor Gericht Unterstützung brauchen.
Wie der Wolfenerin hat der Weiße Ring im vergangenen Jahr in Anhalt-Bitterfeld 15 Opfern von Straftaten geholfen. Diese Unterstützung ist vielfältig. "Wir gehen zum Beispiel in Vorkasse, um Notsituationen zu überbrücken", berichtet Lindstedt. Mit 250 Euro Soforthilfe, die nicht zurückgezahlt werden müssen, können die dringendsten Einkäufe und neue Papiere bezahlt werden, wenn das Bargeld und die Papiere weg sind und die nächste Rentenzahlung erst noch aussteht.
Oft ist auch auf anderen Gebieten rasche Hilfe notwendig, wenn etwa Termine bei Psychologen oder Therapeuten besorgt werden müssen. Am besten sei es natürlich, wenn solch eine Hilfe nicht nötig wird. "Die Menschen sind oft zu sorglos", meint Lindstedt. Deshalb hält er wie andere Mitarbeiter oft Vorträge oder ist zu Gast bei Gesprächsrunden, in denen er Tipps gibt, was in welcher Situation zu tun ist, um nicht das Opfer von Räubern, Dieben und Betrügern zu werden.
Für den abendlichen Heimweg rät er unter anderem, möglichst zu zweit oder in der Gruppe zu gehen, die Handtasche unter der Jacke oder dem Mantel zu tragen und auf keinen Fall viel Bargeld mitzunehmen. Und wenn trotzdem etwas geschehen sollte, muss trotz Schock und Aufregung bei Opfern und Zeugen nicht nur an Hilfe, sondern auch an die sofortige Benachrichtigung der Polizei gedacht werden.