Bitterfeld Bitterfeld: Spitzentanz statt Flickflack zur Ballettgala
Bitterfeld/MZ. - Spitzentanz, Anmut und bunte Kostüme - die Tänzerinnen des Kinder- und Jugendballetts Bitterfeld-Wolfen zünden Jahr für Jahr mit ihrer großen Gala ein Feuerwerk des Tanzes. Das farbenfrohe Spektakel auf der Bühne des Kulturpalastes war am Samstag der Kontrapunkt zum Novembergrau.
Die Gala hat Tradition. Dennoch gleicht keine Auflage der anderen. "Wir gehen bewusst nicht immer die selben Wege", sagt Ballett-Präsident Rolf Krause - was durchaus ein Wagnis ist. Die Tänzerinnen packen auf der Bühne eine Kiste voller Geschenke aus. Sie präsentieren die großen, teils über Jahre in der Versenkung verschwundenen Klassiker des Ensembles in komplett neu einstudierter Form.
Die Vorbereitung auf die Gala war auch für das Trainergespann Mandy Schubert und Karen Heidenreich ein Riesenaufwand. Gerade weil das Ballett weniger auf die poppigen Titel als auf die klassische Komponente setzte. Spitzentanz statt Flickflack. Das ist "ein gutes Stück wieder das Ballett, das wir wollen", so Krause. Und das kommt an - nicht nur bei Chemiepark-Chef Jürgen Preiss-Daimler. "Mir bereitet die Gala richtig Freude", sagt der Unternehmer, der das Ensemble seit langem unterstützt.
Das Stück "Sensation" ist der Eisbrecher und Wegbereiter für einen besonderen Abend. Die Ballerinen tanzen auf Spitze: zackig, mit Kraft, klarer und lauter Ansage. Das Ballett will nicht leise sein und dennoch Gefühle transportieren. Der scheinbare Gegensatz macht den Reiz der Gala aus, für die sich die Bitterfelder Verstärkung aus Leipzig eingeladen haben. In der Plagwitzer Ballettschule gibt die Ex-Balletttrainerin Julia Veigel den Ton vor. Nächstes Jahr soll es sogar wieder eine internationale Gala geben. Dieser Ausblick erfreut auch den Schirmherrn, Landtagspräsidenten Detlef Gürth (CDU). "1 000 Leute in einen Saal zu locken, ist eine große Kunst", meint Gürth. Doch ohne Kultur wäre das Leben eher ein Vegetieren.
Die Tänzerinnen transportieren Gefühle, sorgen für Tränen und verdrücken auch selbst einige. Denn Tanzen im Kinder- und Jugendballett ist zwar Herzenssache, aber nicht das einzige im Leben. Wandel ist Normalität. Ältere gehen, Jüngere kommen hinzu. Wie beim Geschwisterpaar Julia und Gina Lenzki: Die Ältere verlässt die Bühne als Aktive, macht Platz für die Jüngere. Der Abschied ist Thema ihres ganz persönlichen Tanzes und einer der Gänsehautmomente des Abends. Für einen anderen sorgen Volker Liersch, Henriette Feist und Lisa Leupoldt. "Ich wollte einmal auf der großen Bühne stehen", sagt der 34-jährige Liersch. Sein persönliches Handicap zählt da nicht. Bei "Stay with me" dominiert Gefühl. Die Botschaft lautet: Es ist egal, wer du bist. Lebensfreude zählt. Liersch ist geistig behindert; die Liebe zum Tanz hat das Ballett und ihn zusammengeführt.
Zum Schluss wird es weihnachtlich. Das Ballett packt die Klassiker aus: den blauen Walzer, Carmen, das Frühstück für Mama und die Fernsehfiguren. Zum großen Finale mit Nikolaus und Schneeflöckchen stehen mehr als 100 Tänzer auf der Bühne.