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Bitterfeld Bitterfeld: Nun schon 15 Jahre an der Kastanie

Von SILKE UNGEFROREN 16.05.2011, 17:26

BITTERFELD/MZ. - Die Spannung wächst. Eine Überraschung ist angekündigt. Alle Mädchen und Jungen der Bitterfelder Schule an der Kastanie samt Lehrer und Erzieher haben sich in der Turnhalle eingefunden. Einige haben sich besonders schick gemacht. "Vielleicht ist ja Disko", hatte sich die 17-jährige Dana vorher gedacht. Und so unrecht sollte sie gar nicht behalten - nur war es am Ende mehr als Musik aus der Konserve, was da durch die Einrichtung schallte.

Kein Geringerer als DJ Ötzi sorgte an jenem Vormittag für Stimmung im Haus. Ob mit dem berühmten "Stern, der deinen Namen trägt" oder Anton aus Tirol: Klein und Groß waren begeistert von seinem Gesang. Da spielte es dann auch keine Rolle mehr, dass mit Jens aus Torgau nur ein Double des berühmten Sängers zum Auftritt gekommen war. Und als Elke Stölzner und Ilona Lehmann, die sich sonst als gute Geister um Küche und Haus kümmern, kurz ihr Tun unterbrachen und das Tanzbein schwangen, da hielt es keinen mehr auf seinem Platz. Jeder war dabei, und auch die Rollstuhl-Kinder wurden wie immer einbezogen.

Mit dieser Überraschung hatte die Schulleitung dieser Fördereinrichtung für geistig und mehrfach Behinderte in der Brehnaer Straße den Nagel auf den Kopf getroffen. Doch war das nicht nur der Abschluss eines Projektes zum 15. Jubiläum der Schule, sondern gleichzeitig eine Belohnung für die Schüler und Pädagogen. Einen Tag vorher nämlich hatten sie selbst im Rampenlicht gestanden und ihre Gäste mit einem wahrlich anspruchsvollen Programm begeistert. Eltern und Großeltern, Geschwister und Bewohner der Caritas-Einrichtung in Burgkemnitz waren der Einladung dazu gefolgt.

Schulleiterin Heike Nietschmann zeigte sich sichtlich gerührt angesichts dieses Interesses, denn die Turnhalle war gefüllt. Die Chefin erinnerte an die Geschichte der "Schule an der Kastanie", wie sie seit Oktober 1995 heißt. "Wir befinden uns also im 16. Jahr der Namensgebung", sagte sie. Aufgenommen hat die Einrichtung ihren Betrieb an diesem Standort zum Schuljahr 1994 / 95. Und entsprechend der späteren Namensweihe wurde im Mai 1996 schließlich auch die Kastanie gepflanzt, die noch heute das Wahrzeichen der Schule ist - fast auf den Tag genau vor 15 Jahren.

Dieses Jubiläum bestimmt auch als übergreifende Thematik die inhaltlichen Schwerpunkte der Bildungs- und Erziehungsarbeit hier in diesem Schuljahr. "Die Verbundenheit der Schüler mit dem Schulort und ihrer Heimat steht dabei im Mittelpunkt", so die Schulleiterin.

Doch dass diese Verbundenheit auch über Stadt-, Kreis- und Ländergrenzen hinaus geht, bewiesen die Kinder und Jugendlichen mit ihrer musikalischen Reise durch die Welt. Viele Wochen wurde dafür geprobt, und das ist für die Förderschüler auch harte Arbeit. Einmal mehr erhielten die Akteure dabei tatkräftige Unterstützung von der Bitterfeld-Wolfener Musikschule "Gottfried Kirchhoff", die nicht nur mit Streichorchester und Musikpädagogin Dorothea Schüler anrückte. Selbst Chefin Cornelia Toaspern ließ sich das Mitwirken nicht entgehen und ließ ihrerseits den Dudelsack erklingen.

Da hatte die Reise, die in der Bitterfelder Schule an der Kastanie begann und von Nola Note alias Lehrerin Petra Weiß geführt wurde, allerdings schon wieder in Europa Station gemacht. In Schottland nämlich. Erster Zielort indes war Mexiko, weiter ging es nach Argentinien. Dort gab es ein besonderes Highlight. Einige Schüler und auch Pädagogen hatten einen Tango einstudiert - und sind damit super gelandet. "Mir sind die Tränen gekommen", sagte Zuschauerin Doreen Scheffler, die sich wie die anderen vom gesamten Reiseprogramm begeistert zeigte. Das führte von Argentinien aus zu den Indianern nach Nordamerika, zurück nach Europa durch Irland, Schottland und Spanien, weiter nach Afrika, Australien und Asien. Bevor es wieder zurück nach Bitterfeld ging, tanzten Matroschkas in Russland zum Klang der Balalaikas.

Welche intensive Arbeit diese Reise allen Beteiligten abverlangt hat wird verdeutlicht durch die Tatsache, dass auch Kulissen, sonstiges Zubehör und Kostüme im Rahmen des Förderunterrichtes entstanden sind. Und immer wieder hieß es üben, üben und nochmals üben. Doch es hat sich gelohnt.