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Bitterfeld Bitterfeld: Leben unter dem Himmelszelt

Von Kathleen Bendick 02.03.2012, 17:59

Bitterfeld/MZ. - Der Schnee ist weg. Der Frühling kommt und mit ihm erhellen sich die Gemüter. Die ersten warmen Sonnenstrahlen locken immer mehr Menschen in der Region Anhalt-Bitterfeld nach draußen. Nur einen nicht: Denn Peter Thiemicke ist schon da. Der 61-Jährige lebt als Dauercamper an der Goitzsche. Von seinem Campingstuhl blickt er über den Platz. Die Vögel zwitschern, Knospen sprießen - beinah ließe sich vergessen, dass der Winter gerade erst vorbeigezogen ist.

Seit vier Jahren genießt der Wolfener seine freie Zeit direkt am Ufer des plätschernden Sees. Auch den ganzen Winter hat er hier verbracht. Kalt war es ihm dabei nicht. "Die modernen Wohnwagen verfügen sogar über eine Fußbodenheizung. Es war bei uns wärmer als in manch einem Wohnzimmer", erinnert er sich, während seine Haut keinen Zweifel an der Kraft der Sonne lässt. Schon jetzt ist er braun gebrannt wie andere nach einem Sommerurlaub im Süden. "Ich bin immer draußen", sagt er. "Aber baden gehe ich noch nicht, dazu muss das Wasser mindestens 20 Grad Celsius warm sein."

Bis dahin wird es allerdings noch ein bisschen dauern. Auch die offizielle Eröffnung der Campingsaison hat noch einen Monat Zeit. Ab dem 1. April erwarten die Besitzer des Platzes Beate und Olaf Köppe wieder mehr als 10 000 Gäste - so viele waren im vergangenen Jahr da. "Die Gäste kommen sogar aus den Niederlanden, aus Frankreich, Italien oder Dänemark", erzählt Beate Köppe. Die gelernte Zahnarzthelferin hat gemeinsam mit ihrem Mann vor vier Jahren den Zeltplatz übernommen und stetig verschönert. Seitdem dreht sich ihr Leben um die vielen Touristen, die in den Wohnwagen und Zelten ein paar Tage Erholung suchen zwischen See und Wald in Bitterfeld. "Im Durchschnitt bleiben die Gäste 3,6 Tage auf dem Areal. Das ist für unsere Region ein hoher Wert", erläutert Olaf Köppe stolz. Wer einmal da war, kommt wieder. "Es werden immer mehr Wiederholungstäter, wie wir sie hier nennen", ergänzt seine Ehefrau. Damit es so bleibt, engagieren sich die Goitzsche-Camp-Besitzer rund um die Uhr.

Wenn für ihre Gäste der Urlaub beginnt, starten Köppes den Arbeitstag und das meist mit dem Sonnenaufgang. Frische Brötchen werden aufgebacken, Frühstückshungrigen ein Ei gekocht. Nach dem Frühstück wird gereinigt, der Imbissverkauf am Nachmittag vorbereitet, die Rezeption besetzt. "Wir machen alles selbst oder mit der Hilfe von Freunden", so Beate Köppe. Ein Arbeitstag kann in der Hochsaison schon mal 18 Stunden lang werden. Aber auch die Gäste helfen. "Hier halten alle zusammen", sagt auch Peter Thiemicke. Bis zur Saisoneröffnung stecken Köppes weiterhin ihre Energie in die Verbesserung ihrer Anlage. "Erstmals bieten wir dieses Jahr W-Lan für den Internetzugang an." Auch ein neues Imbisshäuschen wurde gebaut, von dem auch die einheimischen Spaziergänger profitieren. Am kommenden Samstag, 10. März, wird angegrillt - egal ob mit Bier oder Glühwein. Peter Thiemicke wird natürlich dabei sein. Gemeinsam plaudern sie. Vermutlich auch über den Bagger, der noch seine Kreise über den Platz zieht.

Ein befahrbarer Weg soll direkt an den Strand führen. "Der Baulärm muss jetzt sein, dafür wird es richtig schön aussehen, wenn es fertig ist", denkt Peter Thiemicke. Sorgen bereite ihm allerdings der geplante Bau einer Reparaturhalle für Schiffe direkt hinter seinem Wohnwagen. Wie Familie Köppe hofft auch er, dass dieser Plan im Sinne der Touristen der Region noch überarbeitet wird.