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Behandlung vor der Haustür  Behandlung vor der Haustür : Ehemaliger Supermarkt wird Dialyse-Praxis

Von stefan schröter 01.07.2013, 20:14
Aus dem früheren Supermarkt wird demnächst eine Praxis.
Aus dem früheren Supermarkt wird demnächst eine Praxis. Foto: André Kehrer Lizenz

bitterfeld/MZ - Die Wege für Dialyse-Patienten im Altkreis werden kürzer. Denn in Bitterfeld soll Anfang 2014 eine neue Praxis für Erwachsene aufmachen. Damit wird eine Versorgungslücke geschlossen. Doch möglich wurde das nur durch einen Umweg: Ein bereits niedergelassener Arzt aus Dessau plant in der Stadt an der Goitzsche nun eine Außenstelle. Denn neue, eigenständige Praxen dürfen im Altkreis zur Zeit gar nicht gegründet werden (siehe Infokasten).

Sobald die neue Praxis öffnet, verschwindet ein weißer Fleck von der Landkarte. „In allen größeren Städten Deutschlands gibt es eine Dialyse-Praxis, nur in Bitterfeld-Wolfen nicht“, erklärt Dialyse-Arzt Peter Saile, der die neue Stelle in Bitterfeld plant. Sie entsteht neben dem Kreiskrankenhaus. Die Baugenehmigung wurde bereits erteilt, wie Saile berichtete. Laut seinen Angaben kostet der Umbau in Bitterfeld „mehrere Millionen Euro“. Nach einem zusätzlichen Arzt werde noch gesucht.

Transplantationszentren arbeiten zusammen

Auf dem Gelände soll das ganze Spektrum der Nierenersatztherapie entstehen. „Wir planen eine große Schwerpunktpraxis für Nierenleidende“, erklärt Saile. Das heißt zum einen, dass es ein Angebot für die Hämodialyse gibt. Bei dieser Blutwäsche beziehungsweise -reinigung müssen Patienten drei Mal pro Woche beim Arzt vorstellig werden. Zweitens werde die Bauchfelldialyse angeboten, bei der durch einen dünnen Schlauch in den Bauchraum ein Flüssigkeitsaustausch stattfindet. Drittens biete der Standort eine Beratung für eine eventuelle Nierentransplantation an. „Dabei arbeiten wir mit Transplantationszentren in Leipzig, Halle und Berlin zusammen und helfen bei der Suche nach Spendern“, erklärt Internist Saile.

Zudem soll eine separate Sprechstunde angeboten werden, die sich auch Patienten widme, die noch keine Dialyse beanspruchen müssen, aber dennoch unter Nierenerkrankungen leiden.

Das ehemalige Lidl-Markt-Gelände sei als Ort für die Praxis deshalb interessant, weil zum einen bereits ein Parkplatz vorhanden ist. Zum anderen biete die Nähe zum Kreiskrankenhaus Möglichkeiten zur Zusammenarbeit.

Zuerst war Wolfener Bahnhof im Visier

„Das Zentrum wäre sehr wichtig“, betont auch Elke Reifenscheid, Sprecherin des Bitterfelder Kreiskrankenhauses. Die Mehrzahl der Dialysen gingen auf Diabetiker und Hypertoniker (Bluthochdruck) zurück. Diese Patienten sind in Bitterfeld überproportional vertreten, so die Sprecherin. „Außerdem müssten wir dann keine Patienten mehr verlegen, wenn eine Vorortversorgung notwendig wird“, sagt Reifenscheid zur geplanten Dialyse-Praxis.

Ursprünglich hatten die Ärzte aus Dessau überlegt, die Dialyse-Praxis im Wolfener Bahnhof unterzubringen. Sie besaßen für Bitterfeld-Wolfen bereits die Genehmigung seitens der Kassenärztlichen Vereinigung, die für die Dialyse-Praxis nötig ist. Aber das Vorhaben ist aus verschiedenen Gründen geplatzt. Beispielsweise war das Gebäude mehrgeschossig, was Behandlungen erschwert hätte.

Das jetzige Dialyse-Grundstück liegt allerdings unweit der Leine. Und den Ärzten aus Dessau ist die angespannte Hochwassersituation vor ihrer neuen Haustür in Bitterfeld nicht entgangen. „Ich habe mir schon etwas Sorgen gemacht“, so Saile. An seiner Entscheidung für die Praxis habe das aber nichts geändert. Er hofft zudem, dass er in Sachen Hochwasserschutz von der Nähe zum Krankenhaus profitiert.

Das Gelände des früheren Supermarktes hatte in den vergangenen Wochen Schlagzeilen gemacht, weil Passanten durch die aufgestellten Bauzäune zwischenzeitlich keinen Fußweg zum Laufen hatten.

Patient bei der Dialyse
Patient bei der Dialyse
dpa/archiv Lizenz