Bedrohte Tierwelt Bedrohte Tierwelt: Dieser Wolfener interessiert sich seit seiner Kindheit für Insekten

Wolfen - Wenn der Wolfener Wolfgang Praczyk in die Zukunft blickt, wird ihm mulmig: „In meinem Leben wird sich in der Natur nicht sehr viel gravierendes ändern, aber wir müssen an unsere Kinder und Enkelkinder denken.“ Und diese Meinung vertritt der leidenschaftliche Naturschützer nicht erst seit Beginn der Fridays for Future-Bewegung.
„Seit meiner Kindheit interessiere ich mich für die kleinen Tiere, die unsere Wiesen und Wälder bevölkern“, beschreibt er seine ersten Kontakte mit den Lebewesen. Dann sei das Interesse in der Schule noch weiter gewachsen.
„Wir hatten mit Detlef Plepp in der Wolfener Erich-Weinert-Schule einen Biologielehrer, der mit uns in den Wald und auf die Wiesen gegangen ist und alles erklärt hat“, blickt Praczyk zurück. So etwas werde heute nicht mehr praktiziert und das sei sehr schade.
„Erst wenn man hautnah Kontakt zu den Tieren hat, kann man vieles begreifen und versteht es, die Natur zu schützen“
Zum einen würden die Kinder den Kontakt zur Natur nicht mehr in dem Maße haben, um alles zu verstehen und zum anderen würden sie die vielfältigen Zusammenhänge zwischen dem Leben auf dieser Erde und der Natur nicht verstehen. „Erst wenn man hautnah Kontakt zu den Tieren hat, kann man vieles begreifen und versteht es, die Natur zu schützen“, weiß Praczyk.
Aus diesem Grund hat er sich schon neben seiner eigentlichen Arbeit in der Filmfabrik dem Naturschutz verschrieben. „Jetzt als Rentner habe ich zwar auch keine Zeit“, sagt er lachend, aber für die Insekten werde er sich weiterhin die Zeit nehmen.
„Mir liegt es besonders am Herzen, den jungen Leuten die Natur und die Vielfalt der Lebewesen näherzubringen“, beschreibt er sein jahrelanges Engagement beim Naturschutzbund Deutschland (Nabu), bei dem er im Regionalverband Bitterfeld-Wolfen für die Fachgruppe Entomologien der Ortsgruppe die Verantwortung trägt.
Kinder könnten sich die präparierten Tiere ganz in Ruhe ansehen und dazu ihre Frage stellen
„Wir haben das große Glück, im Mehrgenerationenhaus in Wolfen-Nord einen Raum nutzen zu können, in dem wir uns als Fachgruppe treffen, aber auch für Gäste interessante Vorträge durchführen können“, wirbt der Wolfener für die Bereitschaft, sich mit den kleinen und kleinsten Tieren zu beschäftigen. „Wenn es uns gelingt, die jungen Leute in den Schulen, den Kitas oder auch den einen oder anderen Erwachsenen für den Naturschutz zu interessieren, haben wir viel gewonnen“, weiß der Fachgruppenleiter.
Kinder könnten sich die präparierten Tiere ganz in Ruhe ansehen und dazu ihre Frage stellen, sagt Praczyk. Das könne aufgrund der geengten Raumsituation allerdings nur nach Voranmeldung erfolgen.
„In den letzten sieben bis zehn Jahren sind 80 Prozent der Fluginsekten aus unserer Natur verschwunden“,
In diesem Zusammenhang könne man die Widersprüche zwischen Plastikmüll, der landwirtschaftlichen Monokultur, der extensiven Düngung und Schädlingsbekämpfung sowie dem Griff zu biologischen Produkten erläutern, ist sich der Wolfener sicher. „Wer das verstanden hat, wird seine Umwelt dann in einem anderen Licht sehen.“
Denn: „In den letzten sieben bis zehn Jahren sind 80 Prozent der Fluginsekten aus unserer Natur verschwunden“, nennt er eine erschreckende Zahl. Dass damit auch die Nahrungsgrundlage für die Vogelwelt drastisch schrumpfe, könne man sich lebhaft vorstellen. „Um das zu ändern muss man die Sachverhalte verstehen“, mahnt Praczyk. (mz)
Das Mehrgenerationenhaus ist unter Tel.: 03494/3689498 zu erreichen.