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Asien-Hilfe Asien-Hilfe: Erste Spenden angekommen

Von Silke Ungefroren 04.03.2005, 17:50

Bitterfeld/Cochin/MZ. - Es war bereits das 16. Mal, dass Dr. Klaus Schwabe in Südindien aus dem Flugzeug stieg. Und zum 16. Mal hieß sein Ziel Cochin auf der Insel Vypeen, wo er seit 1990 jeweils für zwei Wochen mit einem deutschen Ärzte-Team am Operationstisch steht (siehe Artikel unten).

Diesmal jedoch kam der Chefarzt der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin im Kreiskrankenhaus Bitterfeld-Wolfen noch in ganz anderer Mission. Er brachte Hilfe mit für die Opfer des Tsunami, der im Dezember auch in Indien seine Spuren hinterlassen hat.

Schwabe und seine Frau Anke, gleichzeitig Anästhesieschwester im OP-Team, hatten 14 930 Euro im Gepäck - ein Teil der Gelder, die in ihrer Heimat unter dem Motto "Bitterfeld hilft!" für die Flutopfer gesammelt wurden. Und die nun in Cochin für drei konkrete Projekte eingesetzt werden: den Neubau von vier Häusern, den Ersatz eines Fischerhauses sowie den Kauf eines neuen Bootes für einen betroffenen Fischer. Hilfe ganz konkret also - und nachweisbar, um den Menschen aus dem Kreis Bitterfeld sagen zu können: Euer Geld wird an richtiger Stelle eingesetzt.

Dass die Auswahl nicht ganz einfach war, darüber berichteten die Schwabes jetzt nach ihrer Rückkehr. "Es ist erstaunlich, was die Menschen schon geleistet haben", gaben sie ihre ersten Eindrücke wieder und zeigten dazu Fotos. In den Wohnsiedlungen wurde aufgeräumt, ist Gerümpel kaum mehr zu sehen. Über die tatsächlich angerichteten Verwüstungen jedoch kann das nicht hinwegtäuschen.

Fischerboote, die das Wasser mitriss, schlugen gegen Palmenstämme, sind nicht mehr nutzbar. Von den einstigen Häusern gibt es nur noch Reste von Fundamenten und Mauern. Unmittelbar daneben lugt jetzt überall ein tiefes Blau durch die grüne Landschaft. "Die Leute haben sich provisorische Unterkünfte errichtet", erzählt Dr. Schwabe. "Ein Gerüst aus Palmenzweigen, notdürftig abgedeckt mit blauen Müllsäcken." Hier leben die Menschen vorerst - doch wenn im Frühsommer die Monsune einsetzen, werden die "Hütten" kaum eine Chance haben.

Hilfe also ist dringend geboten. Doch wo anfangen? Wie das Geld verteilen - vor allem so, dass es dokumentarisch belegt werden kann? Die Schwabes arbeiteten deshalb vor Ort eng zusammen mit Father Sebastian, dem wirtschaftlichen Leiter der Klinik, in der sie tätig waren. Und beim Erzbischof hatten sie eine persönliche Audienz.

"Man kann den Bewohnern nicht einfach Geld in die Hand drücken", sagt Schwabe. "Sie würden damit nicht klar kommen." Entschieden wurde deshalb, vier Häuser einer neuen Wohnsiedlung zu finanzieren - für jeweils acht- bis zehnköpfige Familien, deren Hütten direkt am Ufer standen. Massive Gebäude sind das, mit Küche und Innentoilette. Klein zwar und für deutsche Verhältnisse bei zehn Personen undenkbar - aber etwas Dauerhaftes. "Und weg von der unmittelbaren Küste", betont Anke Schwabe.

Sowohl dieses als auch die beiden anderen Projekte hat Schwabe vertraglich abgesichert. Auch Rechnungsnachweise werden im Nachhinein erbracht. Was sofort übermittelt wurde, war tiefe und herzliche Dankbarkeit an die Bewohner im Landkreis Bitterfeld, die auch der Erzbischof in einem Schreiben zum Ausdruck bringt.