Argumente, die für «Hela» sprechen
BITTERFELD-WOLFEN/MZ. - Und zum anderen, weil die Zusammenführung der Sekundarschulen Helene-Lange-Schule (Hela) und Comenius-Schule am Standort "Comenius" wieder als mögliche Option auftauchte. Dafür hatte vor allem der Ausschussvorsitzende Konrad Kinzel (SPD) plädiert und mit dem wesentlich größeren Außengelände der Comenius-Schule argumentiert.
Das stieß nicht bei allen Ausschussmitgliedern auf offene Ohren. Hatten sich doch viele schon damit angefreundet, der vom Bitterfeld-Wolfener Bildungsausschuss des Stadtrates favorisierten Variante "Zusammenführung am Standort Helene-Lange-Schule" zu folgen. Auf die im kreislichen Ausschuss folgerichtig auftauchende Frage, warum sich der Bitterfeld-Wolfener Fachausschuss so und nicht anders positioniert hat, blieb die Antwort aus. Lediglich der Hinweis auf städtebauliche Gründe fiel.
Zu dürftig erscheint diese Begründung auch der Vorsitzenden des Fördervereins der Sekundarschule "Comenius", Anita Nowak, die sich daraufhin im Namen des Vereins an die MZ wandte. Auch sie argumentiert in ihrem Brief damit, dass an der Comenius-Schule mehr Räume und eine größere Freifläche vorhanden seien.
Ein Argument, welches Joachim Teichmann, Leiter des Geschäftsbereiches Haupt- und Sozialverwaltung im Rathaus Bitterfeld-Wolfen, so nicht stehen lassen will. "Das stimmt nicht", sagt er und kommt noch einmal auf die Gesamtproblematik zurück.
Als die Bitterfeld-Wolfener Stadtveraltung aus der MZ von der Diskussion im kreislichen Bildungsausschuss erfuhr, habe sie ihre Argumente für den Standort "Hela" sofort schriftlich an den Anhalt-Bitterfelder Landrat Uwe Schulze und den zuständigen Ausschuss geschickt, berichtet Teichmann. Angefügt wurde auch ein Protokollauszug jener Sitzung, in der der Beschluss für "Hela" einstimmig gefasst wurde. Nachvollziehen kann Teichmann die aktuelle Diskussion zur Schulentwicklungsplanung nicht. "Wir haben uns über ein halbes Jahr lang sehr intensiv mit dem Thema befasst", sagt der Geschäftsbereichsleiter.
In den vergangenen Monaten sei auch zwischen den Verwaltungen des Landkreises und der Stadt ein "überaus konstruktiver Informations- und Meinungsaustausch" erfolgt. Man habe sich gegenseitig über den Stand der Beratungen in den Ausschüssen informiert. Für die Bitterfeld-Wolfener Abgeordneten sei nach der Prüfung sehr schnell klar geworden, dass nur zwei stabile Schulstandorte zu favorisieren sind. Ein dritter Standort, wie im kreislichen Ausschuss jetzt erneut zu Sprache gebracht, ist laut Teichmann undenkbar. "Drei Standorte können wir niemandem vermitteln. Das würde bedeuten, dass Schüler aus der südlichen Altstadt von Wolfen eine Sekundarschule in Bitterfeld besuchen müssen, oder die aus der Anhaltsiedlung Bitterfeld eine in Wolfen. Denn mit den Schülern aus Greppin allein wäre die dritte Schule nicht ausgelastet." Dagegen macht sich auch der Greppiner Bürgermeister Joachim Schunke stark. Einig sei man sich beim Schulstandort Wolfen, sagt Teichmann. Die Erich-Weinert-Schule wäre zwar aus städtebaulicher Sicht wünschenswert gewesen, aber zu klein. Umso mehr freue er sich, dass das sanierte Gebäude für die Förderschule "Anne Frank" genutzt werden soll.
Bleibt das Problem "Comenius" und "Hela". Von der Zahl der Unterrichtsräume seien beide Schulen etwa gleich groß. Teichmann kann nicht nachvollziehen, dass in der Comenius-Schule nun auch solche Räume hinzugezogen werden sollen, die bisher nicht als Klassenräume geführt werden. Selbst bei der Größe der Außenanlagen gebe es keine nennenswerten Unterschiede. Es sei denn, man rechne das Gelände der Pestalozzi-Schule aus dem zusammenhängenden Gelände heraus. Eine großzügige Fläche mit Turnhalle, Sportbad, Kleinsportanlage und Parkplätzen befinde sich genau zwischen den beiden Schulgebäuden "Comenius" und "Hela", zählt Teichmann auf. Was aber vor allem für die Helene-Lange-Schule spreche, sei das sanierte Außengelände. Bei "Comenius" müsste erst investiert werden. Hinzu kommt, dass ein Leerzug der Helene-Lange-Schule dazu führen würde, dass die dort befindliche Grundschule ständig mit einer "Ruine" konfrontiert wäre. Das werfe nicht nur ein Sicherheitsproblem auf. Die Vermarktung des Sekundarschulgebäudes sei fast unmöglich. Genau das sei der Punkt, den man als städtebauliches Argument anführe, sagt Teichmann. "Wer verantwortet ein weiteres leer stehendes Gebäude mitten in der Bitterfelder Altstadt, umgeben von Wohngebäuden?", fragt er. Ähnlich schlechte Erfahrungen habe man schon bei der Nachnutzung der Greppiner Schule gemacht.
Für "Comenius" sieht die Stadt diesbezüglich bessere Chancen. Wie hier eine mögliche Nachnutzung aussehen könnte, werde in Sandersdorf deutlich, wo die Schule zur Seniorenwohnanlage umgenutzt wurde. Schon vor der Städtefusion habe die Stadt Bitterfeld Pläne für das gesamte Areal westlich und nördlich der Mittelstraße entwickelt, wo bereits DRK und Feuerwehr ihren Standort haben.
All die genannten Überlegungen seien nach besten Wissen und Gewissen erfolgt, der Stadtrat beabsichtige in Kürze dazu einen Beschluss zu fassen. Nun hofft die Stadt Bitterfeld-Wolfen, dass diese Argumente auch im Kreistag Gehör finden. In dieser Woche wollen auch die Ausschussvorsitzenden beider Fachausschüsse noch einmal miteinander reden.