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Arge will Betreuung verbessern

Von Uljana Wuttig-Vogler 16.01.2007, 17:41

Bitterfeld/MZ. - Deutliche Verbesserungen in der Beratung und Betreuung der Empfänger von Arbeitslosengeld II sollen im Landkreis Bitterfeld im nächsten halben Jahr erreicht werden. Das erklärten Bärbel Wohmann, Chefin der Arge, und Landrat Uwe Schulze (CDU) in einem Gespräch mit der MZ. Konkret handelt es sich zunächst um zwei Vorhaben.

Vordringlichstes von beiden sei, so Bärbel Wohmann, den Rückstand bei der Bearbeitung der vorliegenden Anträge so schnell wie möglich abzubauen. Konkret handele es sich um rund 550 "Fälle". Die Rückstände hätten sich aus der ständig wechselnden Rechtslage und der damit verbundenen Mehrarbeit ergeben, erklärt Wohmann. Während früher eine Änderung der finanziellen Situation beim Kunden bis zu 15 Euro unter die Bagatellgrenze gefallen sei, müsse das Arbeitslosengeld II jetzt auch dann neu berechnet werden, wenn sich in der Einkommenslage des Kunden Änderungen von nur einigen Cent ergeben. "Der Gesetzgeber hat Gesetze gemacht, die der Realität nicht standhalten", so die Arge-Geschäftsführerin.

Für den Abbau des Rückstandes ist bereits zusätzliches Personal eingestellt worden. Der sich daraus ergebenden Erhöhung der Personalkosten hat der Kreistag im Rahmen der Diskussion des Haushaltes für 2007 im Dezember zugestimmt. "Spätestens in einem halben Jahr", hofft Wohmann, "werden die eintreffenden Anträge zeitnah bearbeitet werden können."

Vorhaben Nummer zwei betrifft die Betreuung der Alg-II-Empfänger. "Wir wollen weg von der Anonymität - dem Nummernsystem - hin zu mehr Individualität", sagt Schulze. Das heißt, dass schrittweise versucht werden soll, den Kunden feste Betreuer zuzuordnen. Derzeit sieht das in der Regel anders aus. Bei Teams von jeweils rund 20 Mitarbeitern könne es passieren, dass der Arbeitslose jedes Mal einen anderen Gesprächspartner auf Arge-Seite hat. Dieser müsse sich dann zum einen in die Akte des Kunden einlesen - die nicht selten eine Stärke von fünf bis sechs Zentimetern erreicht - und zum anderen ein Beratungsgespräch in einer vorgeschriebenen Zeit führen, wirbt Bärbel Wohmann um Verständnis für ihre Mitarbeiter. Das führe nicht nur zu Fehlern, sondern auch zu hoher Unzufriedenheit - bei den Arbeitslosen und den Beratern. Und nicht zuletzt zeige auch der der Arge vorgeschriebene Betreuungsschlüssel, unter welcher Anspannung das Personal stehe.

Im Markt- und Integrationsbereich muss ein Mitarbeiter 75 Jugendliche betreuen, bei den Erwachsenen über 25 Jahre kommt ein Mitarbeiter auf 175 Kunden. Der Schlüssel im Leistungsbereich beträgt 1:145. Das ist allerdings nur die Theorie, denn da bei der Berechnung des Schlüssels auch die Leitungsebene der Arge eingerechnet wurde, kommen in der Praxis auf jeden Mitarbeiter sogar noch mehr "Fälle".

Nichtsdestotrotz seien die Angestellten, die ihre Kunden nicht höflich und zuvorkommend beraten würden, eher die Seltenheit, sind sich Schulze und Wohmann einig. Dennoch müsse noch einiges getan werden, gibt die Arge-Chefin unumwunden zu. Auch das soll im nächsten halben Jahr geschehen.

Dann schließen sich die Kreise zusammen. Wie die Fusion der Argen ablaufen soll, ist noch ungeklärt. Derzeit ist für die Bitterfelder Arge die Bundesagentur für Arbeit in Halle zuständig, für die Köthener die Bundesagentur in Dessau. Der Kreistag hatte im Dezember vergangenen Jahres den Landrat damit beauftragt, die Zuständigkeit nach dem 1. Juli mit der Bundesagentur zu regeln.