Arbeitsmarkt Arbeitsmarkt: Trotz Handicap Arbeit in der Tischlerei
Wittenberg/MZ. - Auch nach der Wende. Zehn Jahre hat er in einer Trockenbau-Firma gearbeitet, bis zu deren Insolvenz. Dass der 32-jährige Familienvater mit der Arbeit in der Tischlerei Winkler als Schwerbehinderter relativ schnell wieder Anschluss fand, verdankt er mehreren glücklichen Umständen. Erstens wohl dem, dass man ihm seine Behinderung nicht ansieht. Zweitens dem Wittenberger Tischler- und Innungs-Obermeister Klaus Winkler, der, obwohl Rentner, die in Insolvenz gegangene Tischlerei seines Sohnes zurück kaufte und nun mit drei Mitarbeitern weiter betreibt.
Und drittens auch dem Engagement der zuständigen Arbeitsvermittlerin Bianca Magdeburg, die bei der Umsetzung des Aktionsprogramms der Bundesanstalt für Arbeit zur Eingliederung Schwerbehinderter nicht darauf wartete, dass Unternehmen mögliche freie Stellen melden, sondern selbst Klinken putzen ging.
Dabei habe sie die Erfahrung gemacht, erzählt sie, dass die Firmenchefs zum einen über die Fördermöglichkeiten kaum oder nicht informiert sind, zum anderen oft auch falsche Vorstellungen davon haben, was von ihnen erwartet wird. "Die denken, da kommt jetzt jemand mit dem Rollstuhl und der muss für immer und ewig beschäftigt werden."
Dabei ermöglicht das Arbeitsamt den Arbeitgebern, die Bewerber drei Monate lang zu testen. Genügend Zeit also, herauszufinden, ob der Betreffende die Arbeitsanforderungen erfüllen kann, mit Maschinen zurecht kommt und, was zum Beispiel Winkler für wichtig hält, ob er ins Team passt.
Mit Steffen Hönicke gab es diesbezüglich offensichtlich keine Probleme. Er arbeitet viel an der Kantenleim-Maschine, aber wenn es dort nichts zu tun gibt, erledigt er auch andere Aufgaben. "Wenn es mal was schweres zu bewegen gibt, fassen die Kollegen zu", ist sich Hönike der Unterstützung gewiss. Die Erprobungsphase ist vorbei, Winkler hat den jungen Tischlergesellen nun fest angestellt.
"Bei einem unbefristeten Arbeitsvertrag können die Arbeitgeber bis zu drei Jahre lang Lohnkostenzuschüsse bekommen", so Frau Magdeburg. Die Höhe richte sich nach der Schwere der Behinderung.