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Regionalwettbewerb auf Bayer-Gelände Apps, virtuelle Realität & co: Diese Ideen haben Schüler bei „Jugend forscht“ in Bitterfeld gezeigt

Bayer richtet die Veranstaltung zum 25. Mal aus.

Von Tim Fuhse Aktualisiert: 02.03.2022, 15:19
Neo Neuber (r.) und Konstantin Müller (l.) vom Elisabeth-Gymnasium in Halle haben den Altjeßnitzer Irrgarten virtuell nachgebaut.
Neo Neuber (r.) und Konstantin Müller (l.) vom Elisabeth-Gymnasium in Halle haben den Altjeßnitzer Irrgarten virtuell nachgebaut. (Foto: André Kehrer)

Bitterfeld/MZ - Den Nutzernamen wählen, Text vorlesen, im Level aufsteigen. Durch die Menüpunkte der App auf seinem Smartphone klickt sich Noah König mit Leichtigkeit. Der Arbeitsaufwand wird erst beim Blick auf den daneben stehenden Laptop deutlich. Dort huscht nämlich eine Programmierzeile nach der nächsten über den Bildschirm. „Hier läuft jetzt seit sieben Minuten mein Source Code durch“, sagt der 18-jährige Dessauer, der das Liborius-Gymnasium besucht. Und das sei erst ein Bruchteil davon. König hat mehr als einhundert Stunden in das Programmieren einer App gesteckt, die Grundschülern dabei helfen soll, richtig lesen zu lernen.

Damit war das Projekt eines der aufwendigsten beim naturwissenschaftlichen Nachwuchswettbewerbs „Jugend forscht“. Am Montag hat Bayer den diesjährigen Regionalwettbewerb auf seinem Bitterfelder Betriebsgelände veranstaltet. In der dortigen Kantine präsentierten Schüler von neun verschiedenen Bildungseinrichtungen aus der Region ihre Forschungsarbeiten.

„Jugend forscht“ konnte im vergangenen Jahr nur virtuell stattfinden

Das Chemieunternehmen begeht damit ein kleines Jubiläum. Denn in diesem Jahr hat Bayer den Wettbewerb zum nunmehr 25. Mal an seinem Standort in der Salegaster Chaussee ausgerichtet. Und das trotz erschwerter Bedingungen. Wegen der durch die Corona-Pandemie entstandenen Einschränkungen konnte „Jugend forscht“ im vergangenen Jahr nur virtuell stattfinden. Darunter litt auch die Teilnehmerzahl - ein Grund, warum Bayer die Schüler in diesem Jahr unbedingt erneut aufs Betriebsgelände holen wollte. „Um da wieder Auftrieb zu geben. Das war uns allen sehr wichtig“, sagt Unternehmenssprecherin Ute Walther. Am Ende waren 21 Schülerprojekte vertreten. Schulen aus Anhalt-Bitterfeld nahmen erneut nicht teil.

In der Bitterfelde Bayer-Kantine wurden 21 Projekte präsentiert.
In der Bitterfelde Bayer-Kantine wurden 21 Projekte präsentiert.
(Foto: Kehrer)

Der Qualität tat das aber keinen Abbruch. König etwa hat das Konzept seiner Leselern-App genau durchdacht. „Um den Nutzern auch Spaß zu bereiten, habe ich mich verschiedener Methoden bedient“, sagt der Dessauer. So können Schüler ihren Namen eintragen und dann personalisierte Texte vorlesen, in denen sie selbst die Hauptrolle spielen. Die App zeichnet das übers Smartphone-Mikrofon auf, überprüft die Aussprache und korrigiert sie gegebenenfalls per Computerstimme. Am Ende können die Schüler im Level aufsteigen. Stichwort: Gamification.

„Das Regenwasser könnte man trinken. Aber wenn man eine große Menge trinkt, kann man davon Durchfall kriegen“

Überhaupt drehen sich in diesem Jahr viele der Projekte um digitale Technik. So auch jenes der Hallenser Neo Neuber (13 Jahre) und Konstantin Müller (14 Jahre). Die beiden Schüler vom Elisabeth-Gymnasium in Halle haben den Irrgarten im Altjeßnitzer Gutspark vermessen und in der virtuellen Realität des Videospiels „Minecraft“ nachgebaut. Mit einer entsprechenden Brille kann man sich dort dreidimensional durch die beliebte Touristenattraktion bewegen. Mit welcher Strategie es am schnellsten ins Zentrum geht, haben die beiden Hallenser auch gleich ausgetestet - gewonnen hat die sogenannte „Rechtehand-Methode“.

Sechstklässlerin Susanne Kluge vom Jessener Gymnasium befasst sich derweil damit, wie Niederschläge sinnvoll genutzt werden können. Sie hat Regenwasser und Schnee mit verschiedenen Methoden auf ihre Bestandteile untersucht. Fazit: „Das Regenwasser könnte man trinken. Aber wenn man eine große Menge trinkt, kann man davon Durchfall kriegen“, sagt die 11-Jährige.

Ein Roboter, der später den Bürgersteig fegen soll

Die aufwendigste Technik dürften derweil Hendrik Engmann und Pepe Quinque verbaut haben. Auf dem Tisch der beiden 16-Jährigen vom Paul-Gerhardt-Gymnasium in Gräfenhainichen steht ein abenteuerliches Gefährt, das aus einer Holzplatte, drei großen Rädern, einem kranartigen Aufsatz sowie allerhand Kabeln und Boxen besteht. „Das ist ein Roboter, der später den Bürgersteig fegen soll“, sagt Engmann. Ein Motor samt Powerbank treibt den „Smart Sidewalk Walker“ an, per montierter Kamera scannt er seinen Weg. Diesen meistert der Roboter per künstlicher Intelligenz von selbst - dafür haben die beiden Gräfenhainicher ein entsprechendes Programm geschrieben und mit Daten gefüttert.

Das Gefährt „muss trainiert werden, Bilder von Bürgersteigen und Straßen zu erkennen“, erklärt Engmann. Schon jetzt stecke rund ein halbes Jahr Arbeit in dem Projekt. Zwar fehlt der Fegemechanismus bislang noch. Doch die beiden 16-Jährigen sind mit ihrem Roboter auch noch lange nicht fertig.

Zu den über einhundert Programmierstunden dürften also noch einige hinzukommen

Zunächst wollen Engmann und Quinque es damit bei „Jugend forscht“ möglichst weit schaffen. Später planen sie dann, Firmen zu kontaktieren, um den Roboter mit industriellen Partnern weiterzuentwickeln. Und nach dem Abitur ist ein Studium im Ingenieurbereich, beziehungsweise der Informatik geplant.

Noah König aus Dessau (r.) zeigt Schülern seine Leselern-App.
Noah König aus Dessau (r.) zeigt Schülern seine Leselern-App.
(Foto: Kehrer)

Letzterem Studienfach will sich auch Noah König widmen, nachdem er die gymnasiale Laufbahn in Dessau abgeschlossen hat. Mit seiner Leselern-App hat der 18-Jährige ebenfalls noch eine Menge vor - die Software soll veröffentlicht werden. „Bis dahin wird das Ganze aber noch verfeinert“, sagt König. Zu den über einhundert Programmierstunden dürften also noch einige hinzukommen.

Die Jury hat Schülerprojekte aus sechs Kategorien prämiert

Die Jury hat Schülerprojekte aus sechs Kategorien prämiert und mehrere Sonderpreise verliehen. In der Fachrichtung Biologie wird Pascal Neuber vom Georg-Cantor-Gymnasium in Halle die Region beim Landesentscheid vertreten. Der 15-Jährige hat die Zusammensetzung von Milchprodukten untersucht. In der Sparte Chemie gewinnt Cornelius Leander Wolter von der Landesschule Pforta. Der 17-Jährige beschäftigt sich mit dem Saccharosegehalt von Nachproduktsäften. Vanessa Guthier vertritt die Region im Bereich Geografie. Die 18-Jährige von der Landesschule Pforta untersucht, ob Sternhaufen Gammastrahlung erzeugen können.

Im Bereich Mathematik wird Noah König vom Liborius-Gymnasium in Dessau für seine an Grundschüler gerichtete Leselern-App ausgezeichnet. Vera Jaschinski von der Landesschule Pforta gewinnt in der Kategorie Physik. Die 18-Jährige forscht zur Weiterentwicklung von optischen Faserdosimetern. Im Bereich Technik siegen Lara Peloke und Jette Risch vom Paul-Gerhardt-Gymnasium in Gräfenhainichen. Die beiden 15-Jährigen haben eine Vogelfütterungsstation entwickelt, die per künstlicher Intelligenz gesteuert wird. Alle Regionalgewinner treten nun beim Landesentscheid an.