Anhörung zum Windpark Anhörung zum Windpark: Protest schweißt Bürger zusammen
Mühlanger/MZ. - Derweil ist Otto Händel schon in seinem Element. Der Zörnigaller hat seinen Lkw mit Spruchbändern und Landschaftskarten zugepflastert. Jetzt redet er mit hoch rotem Kopf auf eine Menschentraube ein, die sich um ihn gebildet hat. "Die Windkraftanlagen sind gesundheitsschädlich und unrentabel. Nur die Geldhaie profitieren davon. Bei uns wird die Landschaft verschandelt. Und das vor der Haustür einer bedeutenden Stadt, die wegen ihrer Lutherstätten zum Weltkulturerbe zählt."
Etwas abseits hebt die kleine Sophie noch etwas schüchtern ein Pappschild hoch. "Investiert in Schulen und Kindergärten", lautet ihre Botschaft. Unterdessen übt die lokale Politikprominenz den Schulterschluss. Vertreter aus anderen Orten und aus dem Kreistag sind gekommen, um die betroffenen Bürger aus Mühlanger, Zörnigall und Wittenberg zu unterstützen. "Es kann doch hier nicht sein, dass über die Köpfe der Leute etwas entschieden wird. Das ist Bevormundung und hat mit Demokratie nichts zu tun", schimpft Volker Kuchler, Fraktions-Chef der SPD im Kreistag. Ulrich Petzold, Bundestagsabgeordneter der CDU, schließt sich an: "Wir müssen uns nicht wundern, dass die Bürger immer mehr das Vertrauen in die Politik verlieren. Den geplanten Windpark halte ich nicht für vertretbar. Hier wird Geld verschwendet."
Die Anhörung des Regierungspräsidiums in Gäbelts Gaststätte wird zu einer hitzigen Debatte. Die anvisierte Tagesordnung ist schnell Makulatur. Die Vorwürfe der Bürger werden von den Vertretern der antragsstellenden Firma WSB aus Dresden gekontert. Man halte alle gesetzlichen Vorgaben ein, die Belästigung sei zumutbar. Das sehen die Betroffenen freilich anders. Viele denken bereits darüber nach, ihre Heimat zu verlassen. Andere haben davon Abstand genommen, ein Haus zu bauen. Die Gemeinden fürchten außerdem finanzielle Einbußen, da Investoren wegen der höheren Strompreise abgeschreckt werden könnten.