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Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Pappeln räumen das Areal

Von STEFANIE MÖSCH 08.08.2011, 16:39

HOLZWEISSIG/MZ. - Die Pappel gehört eigentlich zum Tagebauwald an der Goitzsche wie das Schneeglöckchen zum Frühjahr. Auch Schwarzkiefer und Robinie sind ausgiebig vorhanden.

Doch das ändert sich nach und nach. Die Natur der Goitzsche ist im Umbruch. Die neuen Bedingungen, die mit der Flutung des Tagebaus und der damit einhergehenden Vernässung des umliegenden Areals entstanden sind, sind für die Pappel nicht mehr geeignet. Sie ziehen statt dessen eine neue Pflanzen- und damit auch Tierwelt heran. Die Pappel hat quasi ihren Dienst getan.

Diese Baumart war sogar lebenswichtig, als und wo sie einst gepflanzt wurde. Denn die weitgehend vegetationsfeindlichen Kippen-Böden konnten nur von äußerst anpassungsfähigen Baumarten erschlossen werden. Die weiträumige Grundwasserabsenkung durch den Tagebaubetrieb kam erschwerend hinzu.

So wurden vor allem nicht einheimische Rot-Eichen, Robinien, Schwarz-Kiefern und Pappeln in eintönigen Reinbeständen gepflanzt. Diese Baumarten sind wegen ihrer geringen Ansprüche an den Boden und das Klima für diese widrigen Bedingungen bestens geeignet. Um den Boden für anspruchsvollere Pflanzenarten zu erschließen, eignen sich die so genannten Pioniergehölze hervorragend.

Da diese fremdländischen Baumarten jedoch natürlicherweise nicht in Deutschland vorkommen würden, gibt es auch nur wenige einheimische Tiere, die ihr Leben an diese Arten angepasst haben. Bei den Pappeln handelt es sich vor allem um sogenannte Hybrid-Pappeln. Eine weitere Ausbreitung dieser Art ist, ähnlich wie bei der Schwarz-Kiefer, nicht zu erwarten. Dazu haben sich in den zurückliegenden Jahren die Lebensbedingungen für diese Baumarten zu sehr verändert.

Nach der Flutung des Tagebaus und der damit einhergehenden zunehmenden Vernässung des Areals geraten die Pappeln nun zunehmend an ihre Grenzen und beginnen schon frühzeitig zusammenzubrechen. Und: Anders als beispielsweise Buchen oder Eichen werden Pappeln in der Regel ohnehin nicht sehr alt.

Was zunächst bedenklich klingt, ist eine neue Chance für die Natur: Wertvolle Biotope entstehen. Das tote Holz bietet einer Vielzahl von Tieren, gerade Insekten, eine wichtige Lebensgrundlage. Auch für den Specht wird es interessant. Das weiche Pappelholz lädt vielerorts geradezu dazu ein, Bruthöhlen anzulegen. Diese wiederum werden von vielen anderen Vogelarten - größere Baumhöhlen auch von Säugetieren - für die Aufzucht der Jungen genutzt.

Auch die Biber haben eine Vorliebe für die Pappeln. So beteiligen sich auch diese Tiere an der Gestaltung des neuen Lebensraumes Goitzsche.

Auf den vormals von Pappelforsten dominierten Flächen können sich nun langfristig einheimische und standortgerechte Baumarten ansiedeln. Vor allem Eichen- und Eichen-Hainbuchen-Wälder, anfangs mit hohem Birkenanteil, werden den Rekultivierungswald auf lange Sicht ablösen und somit die biologische Vielfalt in der Goitzsche-Region weiter erhöhen. Vereinzelt werden aber auch Robinien und Traubeneichen aufgrund der großflächig vorhandenen Samenbäume in den zukünftigen Goitzsche-Wäldern weiterhin zu finden sein.