Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Namensschild wird zum Geduldsspiel für Polizei
Bitterfeld/MZ. - Für Ärzte oder Krankenschwestern ist es schon lange selbstverständlich, ein Namensschild zu tragen. Warum jetzt auch die Polizei?
Benedix: Es hat auch bei der Polizei schon früher Namensschilder gegeben. Das Tragen war allerdings freiwillig. Mit dem Beschluss des Innenministerium ist es seit dem 1. April nun Pflicht. Ich habe mein Namensschild davor schon zu offiziellen Anlässen mit Stadträten oder Ausschusssitzungen getragen. Ein Namensschild erleichtert es Fremden, einen Polizisten anzusprechen. Auch bei Einsätzen in Zusammenarbeit mit Kollegen aus fremden Revieren kann das Schild deshalb hilfreich sein.
In Städten wie Berlin ist das Tragen der Schilder schon eine Weile Pflicht. Polizisten dort sind mit dieser Vorgabe unzufrieden, warum?
Benedix: Diese Vorgabe bringt eine Schwierigkeit und eine Befürchtung mit. Die Schwierigkeit ist ganz praktischer Natur: Jeder Polizist, der schon ein Namensschild hat, besitzt genau eins. Das Anbringen der Schilder dauert zehn Minuten. Wenn ich erst eine Jacke trage, muss das Schild an die Jacke. Ziehe ich die Jacke aus, muss das Schild ans Hemd. Das ist einfach umständlich und kostet Zeit. Zudem hat noch nicht jeder ein Schild. Und an die Polo-Shirts lässt es sich gar nicht anbringen.
Wird es also auch Polizisten ohne Namensschild geben?
Benedix: Es kann vorkommen, wenn beispielsweise in warmen Räumen die Jacken ausgezogen werden. Zudem haben Beamte, die kurz vor der Pensionierung stehen, kein Schild mehr bekommen.
Bleiben diese Polizisten dann anonym?
Benedix: Bislang haben wir auch ohne Namensschild identifizieren können, wer, wann und wo im Einsatz war, wenn es Beschwerden gab.
Sie sagten, es gibt auch eine Befürchtung - welche?
Benedix: Nicht jeder Bürger ist mit den Entscheidungen der Polizei einverstanden. Schon jetzt ist die Gewaltbereitschaft gegen die Polizei gestiegen. Es kommt vor, dass wir angespuckt oder geschlagen werden. Viele Polizisten arbeiten auch dort, wo sie wohnen. Mit der Erkennbarkeit haben viele Angst, dass diese Gewaltbereitschaft auch in den Privatbereich eindringt.