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Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Mit der Sammelbüchse auf Tour für den Bahnhof

Von SYLVIA CZAJKA 15.11.2010, 16:56

RAGUHN/MZ. - Not macht erfinderisch. Und in Raguhn-Jeßnitz ist die Not groß. Allein im Verwaltungshaushalt klafft ein Loch von rund 800 000 Euro. Mit Sorge blicken nicht nur die Stadträte in die Zukunft. Auch Edda Römmling, Leiterin des Raguhner Jugendklubs, hatte einen Traum, der fast zerplatzt wäre. Fast. Das Votum, den Bahnhof in ein Haus der Generationen umzubauen, hatten die Volksvertreter auf einer ihrer Ratssitzungen bereits erteilt, doch was hilft die Zustimmung, wenn für den Kauf des Gebäudes die finanziellen Mittel fehlen. Auch die Kommunalaufsicht des Landkreises riet ab. Denn schließlich würde so ein Vorhaben auch Folgekosten mit sich bringen. Jetzt wollen die Befürworter auf die Straße gehen: mit der Sammelbüchse. Hoffen auf Unterstützung aus allen Ortsteilen. Denn es soll ein Haus für alle entstehen.

Den Traum von einer Einrichtung, die Jung und Alt gleichermaßen in der noch jungen Stadt Raguhn-Jeßnitz zusammenführt, teilen sich neben dem Jugendclub die Bibliothek und der Heimatverein. Während letzterer eh schon heimatlos ist, befindet sich das Reich der Bücher - über das Gabriele Rathgeber seit 26 Jahren wacht - in einem desolaten Zustand. Doch die Hoffnung stirbt zuletzt, geben sich Stadträte und Unterstützer optimistisch. Sie gründeten einen so genannten Lenkungsausschuss, der die Spendenaktion ins Leben rief.

Mittwochabend soll - so die Idee von Bürgermeister Eberhard Berger - ein Förderverein gegründet werden. Ein Verein, der für die Gemeinschaft in der Stadt stehen wird und der die organisatorischen Fäden in den Händen hält. Denn es gibt noch viel zu tun. Derzeit entsteht ein Konzept für die Begegnungsstätte. Das wird auch der Deutschen Bahn AG zur Verfügung gestellt. Mit ihr steht man derzeit in Kaufverhandlungen.

Der Bahnhof gebe Raum für alle Generationen, informiert Konrad Kinzel (Pro 8). Bibliothek, Jugendclub und Heimatverein könnten hier unter einem Dach "wohnen". Ausstellungen, Lesungen - all das könnte möglich werden. Ruth Brückner vom Heimat- und Kulturverein würde sich freuen, wenn sie und weitere 18 Mitglieder endlich eine Heimstätte finden. Gabriele Rathgeber erhofft sich mehr Platz für "ihre" Bücher und Edda Römmling will endlich raus aus dem maroden Gebäude, in dem sich derzeit noch die Jugend trifft.

Das Haus für alle sei in greifbarer Nähe, wenn alle Einwohner der gemeinsamen Stadt an einem Strang ziehen und die Leute mit dem Sammelbüchsen nicht im Regen stehen lassen, "dann könnten wir es schaffen", daran glaubt Edda Römmling fest.