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Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Gelegenheitsorchester zur Weihnachtsmette

Von ULF ROSTALSKY 26.12.2012, 17:37

BURGKEMNITz/MZ. - Zwei Proben und ein kurzes Zusammenspiel unmittelbar vor der Mette in der Barockkirche: Viel mehr gemeinsame Vorbereitung gibt es nicht für die Musiker, die am zweiten Weihnachtstag in Burgkemnitz ihre große Stunde haben. Die Weihnachtsmette erlebte am Mittwoch ihre 16. Auflage. Musiker und Ideengeber Thomas Kunath sind immer wieder bereit für neue Ideen. Im Kern sind sie sich und ihrem Publikum jedoch treu geblieben.

Aktuelle und ehemalige Schüler der Musikschulen in Bitterfeld und Dessau sowie eine Handvoll musizierender Laien spannen den Bogen Jahr für Jahr von Bach bis Mozart, von Mendelssohn Bartholdy bis zu den ganz traditionellen Weihnachtsliedern. "Es ist nicht so einfach", weiß Thomas Kunath.

Er muss die Musiker zusammenführen und das Konzert zum Erlebnis machen. Das Gelegenheitsorchester überzeugt als Ganzes. Das ist bemerkenswert. Immerhin nehmen manche Musiker weite Reisen in Kauf, um in Burgkemnitz auftreten zu können. Cordula Seibel zum Beispiel kennt die Region, wuchs in Dessau auf und besuchte dort die Musikschule. Jetzt lebt die 21-Jährige in den Niederlanden. Zur Weihnachtsmette kommt die junge Frau dennoch gern vorbei. Sie spielt Violine wie schon so oft in den Jahren zuvor. Diesmal allerdings ist sie die Musikantin mit der weitesten Anreise.

Nicht ganz so weit hat es Klaus Schwabe nach Burgkemnitz. Allerdings ist nicht das der Grund für den Sandersdorfer, in der Kirche zu spielen. "Alle Achtung vor Thomas Kunath", sagt der Mann, in dessen Familie Musik hohen Stellenwert genießt. Tochter Luisa (12) spielt wie der Vater Violine, Sohnemann Max (15) ist mit dem Cello dabei. "Es macht Spaß", will Schwabe seine Meinung auf den Punkt bringen. Auch wenn die Herausforderung in diesem Jahr noch einen Tick größer gewesen wäre als in der Vergangenheit.

"Zweite Stimme. Und das mit kalten Fingern", erklärt Schwabe mit einem Augenzwinkern die Schwierigkeit der Mozartschen Sonate. Doch auch diese Hürde haben die Musikanten genommen.

Ihr Spiel war getragen von Leidenschaft und gab der Mette die besondere Note. "Sie ist ein musikalischer Gottesdienst", ruft Pfarrer Dieter Schenke in Erinnerung und liest die Weihnachtsgeschichte nach Lukas. Es sei das Recht der Stärkeren, den Schwächeren zu helfen mahnt Schenke und freut sich. "Die Weihnachtsmette ist immer wieder ein wunderbares Ereignis."

Mit der Einschätzung ist der Pfarrer nicht allein. Randvoll war die Barockkirche am Mittwochvormittag. Unter den Besuchern waren auch Margit und Ralf Weber. "Mit Kindern und Enkelkindern", sagen sie. Besinnlichkeit ganz in Familie ist ihnen wichtig. Und die Mette "ein Muss zu Weihnachten". Weihnachten ohne Musik ist auch für Thomas Kunath schwer vorstellbar. Deshalb rührt er immer wieder die Werbetrommel fürs Mitmachen und überrascht mit der Auswahl der Musikstücke. Auf die Weihnachtshymne von Mendelssohn Bartholdy will er nicht verzichten. "Echtes Weihnachten" ist für ihn aber auch das Orgelkonzert mit Streichern und Bläsern von Franz Xaver Brixi, ist Telemann, Bach und natürlich das gemeinsame Singen von "O du fröhliche". Die Barockkirche in Burgkemnitz ist ein lebendiges Haus. Neben Gottesdiensten gibt es hier regelmäßig Konzerte. Silvester hat sich das Rossini-Quartett angesagt. Das Konzert der Magdeburger beginnt 16 Uhr. Mit königlichen Klängen stimmt Thomas Kunath auf das neue Jahr ein. Ab 23.15 Uhr erklingt "Orgelmusik zur Silvesternacht".

Das Gotteshaus in Burgkemnitz hat eine lange Geschichte. 1722 wurde durch Ferdinand von Bodenhausen der Grundstein für das Haus gelegt, das später zur Patronatskirche der ortsansässigen Familie von Bodenhausen erhoben wurde. Dem Erhalt des Gotteshauses hat sich insbesondere der 1992 gegründete Förderverein Barockkirche Burgkemnitz verschrieben.