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Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Gefällte Bäume in Mühlbeck sorgen für Kritik

Von Detmar oppenkowski 07.11.2012, 14:13

Mühlbeck/MZ. - Herbert John traut seinen Augen nicht. Bis vor einigen Wochen blickte der Vorsitzende des Fördervereins "Buchdorf Mühlbeck-Friedersdorf" aus seinem Buch- und Luftfahrtantiquariat auf den Dorfteich und sah viele alte Weiden. "Ein kleines Idyll." Doch damit ist es nun vorbei. "Gleich sieben auf einen Streich", sagt er und meint damit die Anzahl der abgeholzten Weiden. Dieses Baummassaker hätte man sich aber sparen können, meint er. Denn mindestens die Hälfte des Bestandes sei noch in Ordnung gewesen. Bei einem Rundgang zeigt er auf die übrig gebliebenen Stämme. Das Ergebnis: "Drei Weiden mussten weg, zwei hätten stehen bleiben können und zwei weitere sind aus meiner Sicht Grenzfälle."

Das sieht Torsten Hieronymus anders. Er ist der Vorsitzende des Mühlbecker Traditionspflege- und Freizeitvereins und sagt: "Es handelt sich dabei um eine Gefahrenabwehrmaßnahme." Auch er absolviert noch einmal eine Runde um den Teich und macht auf das verfaulte Bauminnenleben aufmerksam. "Nur noch eine Frage der Zeit, bis die auf die Erde gekracht wären."

In der Beurteilung der Sache scheiden sich also die Geister. Da aber bereits mit der Kettensäge Tatsachen geschaffen wurden, bleibt nur noch zu klären: Auf welcher Grundlage wurde diese Entscheidung getroffen? Hier verweist der Mühlbecker Ortsbürgermeister Bernd Hieronymus an den Landkreis Anhalt-Bitterfeld. "Im vergangenen Jahr war eine Mitarbeiterin des Naturschutzamtes hier und bestätigte, dass die Weiden eine Gefahrenquelle für die öffentliche Sicherheit darstellen und daher gefällt werden müssen."

Dem widerspricht der zuständige Amtsleiter Andreas Rößler vehement. "Zwar hat sich eine Kollegin die Bäume angeschaut, aber damit verbindet sich keine Handlungsaufforderung oder Anweisung. Wir haben gar keine Befugnis, gutachterlich in diesem Bereich in Erscheinung zu treten."

Handelt es sich bei der Fällung der Jahrzehnte alten Weiden also "nur" um ein Missverständnis? "Zumindest liegt die Entscheidung nicht in unserem Zuständigkeitsbereich", hält Rößler vom Naturschutzamt fest. Aber wie hätte die Ortschaft Mühlbeck nun richtig handeln können? "Ein Baumgutachten wäre ein Anfang gewesen", sagt Landschaftsplaner Thomas Eisel. "Erst durch die Untersuchung der Wurzeln, des Stammes und der Krone kann man die Standfestigkeit eines Baumes beurteilen." DoDafür ist es zu spät. Allerdings halte er es für unwahrscheinlich, dass gleich sieben Bäume solche Schädigungen aufgewiesen haben sollen, die eine Fällung rechtfertigen.

Für Herbert John ist das alles nur noch ein Trauerspiel. "Im nächsten Jahr begehen wir die 625-Jahr-Feier von Mühlbeck. Man müsste mal herausfinden, wie viele Mühlbecker seit 1388 durch umstürzende Weiden erschlagen wurden." Bernd Hieronymus kann darüber nicht lachen. "Wir wollten nur verhindern, dass etwas passiert. Zudem pflanzen wir neue Bäume." Aber sicherlich werden die erst zum nächsten großen Jubiläum wieder Schatten am Teich spenden.