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Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Faszinierende Entdeckung unter Wasser

Von Detmar Oppenkowski 04.06.2012, 16:47

Mühlbeck/MZ. - Das Wasser der Goitzsche ist leicht grünstichig. Zumindest in zehn Metern Tiefe. Und: Das Wasser der Goitzsche ist hier unten kälter als man denkt. Sieben Grad Celsius misst es. Doch das ist für Tauchanfänger erst einmal Nebensache, denn Tauchlehrer Frank Kleeblatt verlangt seinen Schützlingen gleich alles ab.

Dazu gehört, dass man die Luftzufuhr richtig reguliert, den Druckausgleich herstellt oder die Tauchermaske auch unter Wasser ab- und wieder aufsetzt. Das schwierigste ist aber die Balance zu halten. Dazu trägt man eine Weste, die durch Luft reguliert wird. Es bedarf allerdings einiger Übung, bis man sich richtig austariert hat und im Wasser schwebt.

Erst jetzt kann man die Sicht von etwa acht Metern genießen. Da die verbale Verständigung hier unten nicht möglich ist, instruiert Kleeblatt seine Schüler mittels Handzeichen und deutet den zu tauchenden Weg mit ausgestrecktem Arm an.

Durch leichte Flossenbewegungen steuert das kleine Grüppchen in der Nähe des Bernsteinsee-Ufers entlang. "Schnell kann man hier die Orientierung verlieren. Da muss man einen kühlen Kopf bewahren", hat Kleeblatt im Theorieteil an Land schon angekündigt. Doch die aufsteigenden Luftblasen verdeutlichen, wo unten und wo oben ist. Und der Kompass zeigt auch unter Wasser die Himmelsrichtung an.

All diese Übungen finden in der Nähe des Ufers statt, wo Kleeblatt auf dem Gelände des Restaurants "Trattoria al Faro" im Frühjahr seine Tauchschule eröffnet hat und neben Tauchern auch Tauchlehrer ausbildet. Als "Barakuda Fullcave Course Director" - also der höchsten Qualifizierung in der Tauchbranche - hat er zehn Tauchplätze auf dem 13 Quadratkilometer großen Gewässer angemeldet, fährt Taucher mit seinem Boot an diese Stellen und unternimmt mit ihnen auch Unterwasserexpeditionen.

Etwa mit Falk Wieland von der Zeitschrift "Unterwasser". "Man kann hier viel sehen", meint Kleeblatt. Das fängt am Südwestufer der Halbinsel Pouch an. "In acht Metern Tiefe erreicht man die ehemalige Grubenbahntrasse mit beiderseits tiefen Wassergräben, Schotterbetten und halbhoch abgesägten Gehölzen."

Riesige Barschschwärme schwimmen vor der Gruppe. "Immer wieder schwebt man durch schmale Gassen aus übermannshohen Unterwasserpflanzen. Diese Pflanzenwälder sind die idealen Lebensräume für Schleien und Rotfedern, die hier -zigfach umherstreifen."

In diesem Dschungel entdeckt die Gruppe auch viele Spuren der Geschichte: das Schild "Bergbaugelände, Lebensgefahr" und pultförmige Steinklötze des alten Lehrpfads, die verwitterte und kaum lesbare Inschriften tragen. Zudem sichtet man Fundamente abgetragener Gebäude. "Im Sediment müssen sich die Reste der legendären Bernstein-Waschanlage aus Bergbautagen befinden", sagt der Tauchlehrer und zeigt einige Fotos, die auch einen zwei Meter langen Wels festhalten.

Diese und ähnliche Geschichten geben einen kleinen Einblick in eine fremde und abwechslungsreiche Unterwasserwelt, die immer mehr Tauchschützlinge und erfahrene Taucher an die Goitzsche zieht. An diesem Nachmittag ist da etwa Bernhard Böddeker. Der stellvertretende Landrat von Anhalt-Bitterfeld absolviert gerade seine erste Tauchstunde. Nachdem er den Neopren-Anzug angezogen und die Luftflaschen aufgedreht hat, geht es auch schon ins Wasser. "Ich wollte schon immer tauchen lernen. Nun kann ich das direkt vor der Haustür", sagt er.

Dann setzt er die Tauchermaske auf und verschwindet zusammen mit Frank Kleeblatt in den Tiefen der Goitzsche. Kurz darauf kommen Harald Almonat und Holger Haennicke an gleicher Stelle aus dem Wasser. Während sie ihre schwere Ausrüstung ablegen, erzählen die beiden Berliner, was sie hierher treibt. "Wir suchen immer nach neuen Abenteuern", sagt Haennicke.

"Und da mein Kollege heute seinen zweihundertsten Tauchgang absolviert hat, wollten wir etwas besonderes machen." Das Interessanteste für beide seien die Fische. "Und die gibt es hier in Massen." Auch daher werde man in diesem Jahr noch einmal den Weg von Berlin an die Goitzsche auf sich nehmen. "Denn hier entwickelt sich gerade ein Tauch-Dorado, also ein Gebiet, wo wir ideale Voraussetzungen für unser Hobby finden."