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Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Ein Meister des Aquarells

Von CHRISTINE KRÜGER 03.06.2011, 17:01

WOLFEN/MZ. - Wenn Heinz Zwick reist, reist er nur noch mit leichtem Gepäck. Das hat nichts mit dem Alter zu tun - der Maler wurde dieses Jahr 80. Wohl aber mit Bequemlichkeit.

Zwick sitzt auf seinem Sofa, die Kaffeetasse hat er abgestellt, er hebt die Hände, der Schalk blitzt schon in seinen Augen: Er muss etwas erzählen. "Zu meiner ersten Studienreise nach Bulgarien hatte ich Ölfarben mit und Gouache, die Feld-Staffelei und das ganze Malzeug. Ich hab mich kaputtgeschleppt. Schon am Bahnhof in Leipzig sind mir die Nieten aus dem Rucksack geflogen", erzählt er und amüsiert sich sehr darüber. Inzwischen ist er klüger, klar. Aber auf Reisen geht er immer noch.

Zusammen mit seinen Künstlerfreunden Herbert Ruland und Roland Lasch macht er sich einmal im Jahr auf Studienfahrt. Dann geht es in die Natur, um zu zeichnen, Skizzen anzufertigen, Eindrücke aufzunehmen. Und natürlich, um zu genießen. Denn für das schier unzertrennliche Trio sind diese von früh bis nachts gemeinsam verbrachten Tage nicht nur die produktivsten sondern auch die lustigsten und intensivsten einer Männerfreundschaft, die seit vielen, vielen Jahren hält. Gerade eben kamen sie aus Wismar zurück. "Die meiste Zeit waren wir auf Poel, ich hab meine Aquarelle gemalt, Roland hat mit der Rohrfeder gezeichnet und der Herbert mit dem Bleistift. Und wie immer war die Zeit viel zu kurz", sagt Zwick.

Ein kleiner Teil seiner Arbeiten sind derzeit in der Galerie am Ratswall zu sehen. Die Ausstellung ist ihm zu seinem 80. Geburtstag gewidmet. Und das meiste, was er dort zeigt, ist genau so entstanden wie jetzt die Ostsee-Bilder - in der Natur. "Der Heinz ist Spezialist für Aquarelle. Da macht ihm keiner was vor", stellt Roland Lasch fest. Durchaus gehören auch Arbeiten in Tempera und Öl zu seinem Werk, Porträts genau so wie Alltagsszenen. Tja, inzwischen gebe es ja keine Modelle mehr, meint Zwick und hebt die Schultern. Deshalb malt er jetzt das, was er früher gar nicht gemalt hat: Landschaften. Und die fast ausschließlich als Aquarell.

Malen, sagt Zwick, das ist schon immer sein Hobby. Als ganz kleines Kind hatte er zu Weihnachten Buntstifte bekommen. "Und da war's passiert." Er lacht, weil er schon die nächste Geschichte parat hat: "In der Schule hing ein Bild mit der Wartburg drauf. Das war mir zu langweilig. Ich habe Leitern dazu gemalt und Männchen, die hochkrabbeln. Na, das war was."

Gelernt hat Heinz Zwick Innenausstatter. Nach einigen Umwegen, zu dem versehentlich der Gleisbau gehörte, landete er in der Farbenfabrik. Ein schöner Zufall - das Aufkommen der Wandzeitung in den Betrieben - brachte ihn in eine Abteilung mit überaus kreativen Köpfen, in die graphische Werkstatt. "Dann hat mich der Leiter vom Kulturhaus geholt und ich habe den Kinder-Malzirkel übernommen. Das habe ich 30 Jahre gemacht - mit ganz viel Spaß. Ich konnte kein Kind wegschicken, ich habe mit allen gearbeitet."

Zwick hat sich fortgebildet, experimentiert, gemalt, sich immer wieder selbst herausgefordert, gelernt in Zirkeln bei Künstlern wie Walter Dötsch und Bernhard Franke. Dort hat er auch Karin, seine Frau, kennen gelernt und seine Freunde. "Da gab's nur ein Wir. Das war das schöne. Wir haben uns immer aufeinander gefreut. Wir haben uns doch auch nicht als Künstler gesehen." Für Bodenhaftung sorgte wahrscheinlich auch die Arbeit in der Fabrik, in der Kreativwerkstatt. Die Leute dort waren zuständig für Werbung, für die künstlerische Gestaltung von Pausenräumen, Fluren etc., für Werbegeschenke. "Wir bekamen dann eine eigene Keramikwerkstatt, das war was! Wir mussten ganz schön erfinderisch sein zum Beispiel bei Werbegeschenken - es gab ja nichts", blickt er zurück und sagt fröhlich: "Ich wäre Tag und Nacht auf Arbeit gegangen."