Alternatives Kulturwerk in Bitterfeld Alternatives Kulturwerk in Bitterfeld: Anschlag auf linkes Zentrum

Bitterfeld - Auf das Alternative Kulturwerk (AKW) in Bitterfeld ist in der Nacht zu Sonnabend mit zwei Molotowcocktails ein Brandanschlag verübt worden. Wie Polizei und Staatsanwaltschaft Dessau-Roßlau mitteilen, haben bislang unbekannte Täter Brandsätze über den Zaun des alternativen Zentrums geworfen und einen Wohnwagen getroffen. Er ging sofort in Flammen auf, konnte aber von Zeugen - die sich zum Zeitpunkt auf dem Gelände befanden - gelöscht werden, so dass sich der Brand nicht ausweiten konnte. Personen sind nicht verletzt worden.
Die Stimmung in Bitterfeld hat sich in den vergangenen Wochen aufgeheizt. Ausgangspunkt waren Mahnwachen auf dem Bitterfelder Marktplatz. Da dort auch Mitglieder des rechten Spektrums vertreten gewesen sein sollen, haben links orientierte Personen dagegen protestiert.
Die Situation eskalierte. Am Ostermontag gab es eine linke Spontandemo. Am vergangenen Montag marschierten daraufhin Rechtsextremisten durch Bitterfeld. Die Mahnwache wurde an diesem Tag abgesagt.
Bei einer Fahndungsmaßnahme hat die Polizei keinen Verdächtigen in der Nähe feststellen können. Die Staatsanwaltschaft und der polizeiliche Staatsschutz ermitteln nun wegen des Verdachts auf schwere Brandstiftung. „Gegenwärtig stehen wir mit unseren Ermittlungen am Anfang“, sagt die Pressesprecherin der Polizei, Doreen Wendland.
Während man zunächst davon ausgegangen sei, dass der Wagen unbewohnt war, ergaben Befragungen und Ermittlungen im Laufe des Sonnabends, dass der Caravan von einer Person zum Wohnen und als Büro genutzt wurde. Sie hielt sich aber zur Tatzeit nicht darin auf. Nach dem Brandanschlag schätzt die Person den Schaden am Wohnwagen auf etwa 4.000 Euro.
"Politische Motivation der Tat möglich"
Während Staatsanwaltschaft und Polizei mittlerweile davon sprechen, dass eine „politische Motivation der Tat möglich“ sei, sind Mitglieder des alternativen Zentrums davon überzeugt, dass die Täter dem rechten Spektrum zuzuordnen sind. So habe man bereits am vergangenen Montag nach der Demonstration in Bitterfeld offene Drohungen von Rechtsextremisten erhalten. Auch der für den Altkreis verantwortliche innenpolitische Sprecher der Landtagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen, Sebastian Striegel, geht von einer rechtsmotivierten Tat aus: „Die Lage in Bitterfeld spitzt sich zu. Nach dem Brandanschlag muss zügig ermittelt und lückenlos aufgeklärt werden.“ Der Angriff mit Brandsätzen reihe sich ein „in eine Serie rechter Angriffe in der Region“.
„Bereits jetzt wurden mehr rechte Übergriffe als im gesamten Vorjahr registriert.“ Waren es im Landkreis Anhalt-Bitterfeld in den Jahren 2013 und 2014 jeweils fünf gewesen, so seien es allein in den ersten Monaten dieses Jahres bereits sieben. Das ergeben Zahlen der Beratungsstelle für Opfer rechter Gewalt. Der Landtagsabgeordnete Striegel will sich heute aufgrund der jüngsten Ereignisse von der Leiterin des Polizeireviers Anhalt-Bitterfeld, Michaela Lange, über die Lage unterrichten lassen, erklärt er.
Nach Angaben von Sprecherin Doreen Wendland habe die Polizei auf den Brandanschlag mit mehr Präsenz vor Ort reagiert. „Wir waren in den Abend- und Nachtstunden vom Sonnabend zu Sonntag mit zusätzlichen Kräften im Einsatz“, sagt sie.
Zeugen, die Hinweise zur Aufklärung und insbesondere zu möglichen tatverdächtigen Personen geben können, sollen sich in der Polizeidirektion Ost unter Tel.: 0340/6 00 02 91 melden. (mz)
