Achim Borsdorf Achim Borsdorf: Spuren des Lebens in Metall
Bitterfeld/MZ. - Der Berliner Künstler ist ein leiser Mensch. Aufmerksame Augen, ein guter Zuhörer. Irgendwann hat er in den "Tagebüchern" des polnischen Schriftstellers Vitold Gombrowicz gelesen. Sinngemäß stand dort: Ich bin der zentralste Platz für mich, aber auch der unwichtigste - weil abhängig von anderen. Worte, die Achim Borsdorf für sich selbst angenommen hat. Doch: Welche Kämpfe sind nötig, um dorthin zu kommen? "Ich habe im Innenleben viel gemacht", sagt er. Leichtigkeit - das ist Überwindung, Einsicht. Das ist - sich nicht zu verraten an andere. Und zu wissen, dass auch scheinbar falsche Wege die richtigen sein können.
Wenn er etwas nicht kann, dann sich in Szene setzen. So ist er - trotz Ausstellungen und auch Verkäufen - auf den stilleren Nebenpfaden des Kunstgeschäftes geblieben. Zu Unrecht. Denn seine Skulpturen sind denkbar an vielen Orten. Würden diese in kleine Zentren heiterer Poesie verwandeln, die immer auch eine winzige Spur Traurigkeit inne haben. Aus diesem Wissen sind auch die Arbeiten von Achim Borsdorf zusammengefügt. Der Mensch Borsdorf ist mit seinen Skulpturen fast immer identisch.
Das beginnt beim Material. Er benutzt Dinge, die niemand mehr braucht. Industriell bearbeitete, vorgefundene, sinnentleerte Formen. "Als ich 16 war", sagt er, "hat das angefangen. Die Reste haben mir leid getan." Da lernte er gerade Maschinenbauer. "Und als ich später in der Kupferraffinerie arbeitete, hat sich die Erfahrung des Leidtuns verstärkt." Er studierte Trickfilm und Industriedesign und kam doch nicht los von den Dingen, die nicht edel und schön waren.
Unter seinen Händen werden sie es. Mit Schrunden und Flecken und all den Spuren, die ihre Lebenszeit hinterließ. "Es entstand eine körperliche Beziehung zum Material", sagt er. "Wenn ich das Stück abgebranntes Metall bin, dann kann ich auch die Körperlichkeit herstellen. Und die ist mir in der Skulptur sehr wichtig." Der schwierige, lange Weg zur scheinbar mühelosen Leichtigkeit nimmt hier seinen Anfang. Und eigentlich schon in dem Moment, wenn Achim Borsdorf etwas findet und mit in sein Atelier nimmt. Im Unnützen etwas anderes sieht und es Kunst werden lässt, die sinnlich und formal so sehr überzeugt.
"Er ist weltoffen, hat keine Vorurteile und weiß um seine Verletzbarkeit", charakterisiert der Bitterfelder Galerist Ralph Becker den Künstler. "Er spielt keine Rolle. Er ist er selbst."
Ausstellung bis 19. August in der Bitterfelder Galerie.