Abzocke am Handy Abzocke am Handy: Netzanbieter sperrt Zugang
Bitterfeld/MZ. - "Hallo Max, ich würde mich wirklich sehr freuen, wenn du dich mal wieder bei mir meldest. Gruss M." Das, was da auf dem ersten Blick als netter Gruß per SMS auf dem Handy landet, ist in Wirklichkeit Abzocke ganz übler Art. Denn M. ist alles andere als der Freund, von dem man ewig nichts gehört hat - M., oder wie immer er auch in Wirklichkeit heißen mag, versucht mit dieser SMS, den Leuten das Geld aus der Tasche zu ziehen. Denn wer die angegebene Rufnummer 0190-856679 wählt, wird als Ohrenzeuge eines handfesten Krachs ganz gezielt am Telefon hingehalten, während in der Vermittungsstelle der Gebührenzähler sprichwörtlich zu rasen beginnt: Satte 3,63 Mark pro Minute werden später in der Rechnung auftauchen. Zwar reagierte das Mainzer Unternehmen, das diese Nummer an einen Oldenburger vermietet hatte, am Montag umgehend und kappte die Leitung. Allerdings ist unklar, wie viele Ahnungslose seit Samstag, als die SMS bundesweit gestreut worden war, in die Falle hinein tappten.
In der Zentrale des Mainzer Unternehmens dtms AG Deutsche Telefon- und Marketing Serviceses sorgte die teure Nummer gestern für Wirbel. Im Verlauf des Tages hätten neben der MZ in dieser Angelegenheit mehrere Journalisten angerufen, hieß es. Nach kurzer Prüfung des Falls wurde die Leitung später gekappt. Der Anbieter, so eine dtms-Sprecherin, habe eine Grundregel missachtet: Gleich zu Beginn der Verbindung müssen die Anrufer informiert werden, dass das Telefonat preislich aus dem Rahmen fällt. "Das ist gesetzlich vorgeschrieben", so die Sprecherin. Die genannte Rufnummer habe ein Mann aus Oldenburg gemietet. Dass dieser nicht im Telefonbuch steht und für die MZ unerreichbar bleibt, versteht sich fast von selbst.
Beim Mainzer Netzanbieter kommt der Mann, der den Löwenanteil der Gebühr von 3,63 Mark pro Minute kassiert, jetzt auf die schwarze Liste, wird eilends versichert. Aber: "Es ist nicht sicher, dass der Mann die Nummer selbst benutzt hat." Es könne ja auch sein, dass er bloß den Namen hergegeben habe, gibt die Sprecherin zu bedenken. In der dtms-Zentrale, wo 20 000 Rufnummern verwaltet werden, fallen, wie es heißt, immer mal schwarze Schafe auf. Nach Einzelfallprüfungen gebe es neben Abmahnungen im Schnitt auch monatlich ein bis zwei gekappte Zugänge.
Die geprellten Kunden, die die teure Nummer gewählt haben, werden wohl die Zeche zahlen müssen. Auch Werner Hugentobler von der Regulierungsbehörde für Post und Telekommunikation Bonn zeigt sich machtlos gegenüber solchen Praktiken. Seine Behörde vergebe nur die Rufnummern - für die Kontrolle sei sie nicht zuständig. Wenn die Handybesitzer jedoch per SMS mit "Du" angesprochen und ihnen falsche Tatsachen vorgegaukelt würden, sei das - juristisch gesehen - ja vielleicht arglistige Täuschung, meint er. "Die Leute müssen überlegen, bevor sie den Wählknopf drücken." Auch Simone Meisel, Juristin der Verbraucherzentrale Sachsen-Anhalt, rät zu gesundem Argwohn. "Bei Nummern, die mit 0190 beginnen, sollte man vorsichtig sei." Auch Bitterfelds Polizeisprecher Klaus Wolf kennt das Problem. Anders als bei Nötigung oder Bedrohung am Telefon könne dagegen wenig getan werden. "Sofort löschen", lautet Wolfs Rat. "Es gibt Fälle, wo Leuten per SMS Hotelgutscheine versprochen werden. Mittlerweile müsste jeder wissen, dass es so etwas nicht gibt."