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365 Tage im Jahr für Tiere da 365 Tage im Jahr für Tiere da: Rückzug von Sponsoren macht Tierheim Bitterfeld Sorgen

Von Sylvia Czajka 12.06.2020, 14:06
Auszubildende Sally Kuhnert und Shih Tzu-Hündin Pia sind ein eingespieltes Team.
Auszubildende Sally Kuhnert und Shih Tzu-Hündin Pia sind ein eingespieltes Team. André Kehrer

Bitterfeld - Micha wacht. Die Hütte am Einlass des Tierheims in Bitterfeld trägt seinen Namen. Das Privileg hat er sich über die Jahre verdient. Nachts sind alle Katzen grau, heißt es doch. Micha ist es auch am Tage. Denn der Kater ist nicht mehr der jüngste. 14 Jahre alt, da beißt man nicht mehr so oft auf die Zähne. Einige haben sich verabschiedet. Das liegt in der Natur der Sache. Dann wird eben das Futter flüssiger.

Futter, das ist auch ein wichtiges Thema für Grit Bürger, die Leiterin der Einrichtung. „Wir füttern artgerecht.“ Die Tiere sollen sich hier wohlfühlen, wenn sie schon keine Besitzer mehr haben. 80 Katzen, 30 Hunde - dazu kommen Kaninchen und Meerschweinchen - die gute Versorgung aller Tiere hat hier Priorität und kostet natürlich.

Verträge gibt es mit der Stadt Bitterfeld-Wolfen, Zörbig und Raguhn-Jeßnitz. „Das bedeutet , 365 Tage im Jahr sind wir für die Tiere da.“ Und jetzt noch Corona. Die Krise hat seine Spuren auch in dieser Einrichtung, deren Träger der Tierschutzverein ist, hinterlassen. Der Besucherverkehr habe sich drastisch reduziert.

„Die Menschen sind vorsichtiger geworden, halten Abstand“, hat Grit Bürger festgestellt. Zwar sei die Eingangstür noch verschlossen, aber per telefonischer Anmeldung öffne sie gern das Tor für jene, die Spenden für „ihre“ Schützlinge abgeben oder gar Fundtiere wie Katzenbabys. Die sind ja immer niedlich anzusehen, aber, wer Tiere halten möchte, der sollte sich immer auch der Verantwortung bewusst sein, betont sie.

Was das Tierheim-Team mit Sorge in die Zukunft blicken lässt, ist: Es ziehen sich immer mehr Sponsoren zurück. Kurzarbeit, Firmenpleiten - wer denkt da noch ans Tierheim. Hinzu komme: „Wir können uns nicht mehr in der Öffentlichkeit präsentieren, auf unsere Situation aufmerksam machen oder einfach die Aufgaben eines Tierheimes vorstellen“, erzählt Grit Bürger. Eine Plattform boten immer die Stadt- und Dorffeste. Die meisten werden in diesem Jahr wohl nicht stattfinden.

Genau wie die Geburtstagsparty des Tierheims im Juni. Seit 25 Jahren gibt es die Einrichtung am Rande der Stadt. Die Feier muss warten. Die Tiere kümmert’s nicht. Es ist eben kein Partylöwe darunter. Da ist sich Sally Kuhnert sicher. Die Möhlauerin absolviert derzeit ihre Ausbildung zur Tierpflegerin. „Es ist mein Traumjob.“

Sally Kuhnert hat Pia an der Leine. Die Shih Tzu-Dame ist schon betagt. Zwölf Jahre alt, lieb. Sie sucht wie so viele ein neues Zuhause. Es wäre schön, meint Sally Kuhnert, die Pia ins Herz geschlossen hat.

Die Liebe auf den ersten Blick kann man hier finden. Auch wenn sie für manche Vierbeiner spät kommen könnte. Wichtig ist: sie kommt. Vielleicht auch irgendwann für Wachkater Micha. Fakt ist: Dem entgeht hier keiner.

››Das Tierheim Bitterfeld ist unter Tel.03493/2 20 37 erreichbar. (mz)

Auch wenn es manchmal nicht so aussieht, aber Micha entgeht nichts.
Auch wenn es manchmal nicht so aussieht, aber Micha entgeht nichts.
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