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Käufer von Wohnungen abgezockt?Zepziger Straße in Bernburg: Geprellte Käufer von Eigentumswohnungen zeigen Baufirma an

Von Torsten Adam 04.10.2018, 08:13
Eine Wunde im Bernburger Stadtbild: Die Baulücke an der Zepziger Straße, wo das ehemalige Altenpflegeheim „Rosenblick“ abgerissen wurde.
Eine Wunde im Bernburger Stadtbild: Die Baulücke an der Zepziger Straße, wo das ehemalige Altenpflegeheim „Rosenblick“ abgerissen wurde. Lorenz

Bernburg - Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Betrugsverdachts gegen die GPV Property Development Limited und ihren Geschäftsführer Martin Procher. Hintergrund ist die Strafanzeige des Bernburger Ehepaars Neubauer, das seit nunmehr über anderthalb Jahren auf die Rückabwicklung ihres Kaufvertrages für eine Eigentumswohnung an der Zepziger Straße wartet.

Auf Grundstück vom Pflegeheim „Rosenblick“ waren Eigentumswohnungen geplant

Das von der Firma angekündigte Bauprojekt „Z19 Stadthaus plus“ nach dem Abriss des ehemaligen Altenpflegeheims „Rosenblick“ an gleicher Stelle wurde nie realisiert, weil lediglich drei von 42 Eigentumswohnungen verkauft werden konnten. Mangels Eigenkapital scheiterte das Vorhaben schließlich.

„Die Polizei hat ihre Ermittlungen nach der Strafanzeige abgeschlossen und die Akte am 12. September an die Staatsanwaltschaft in Magdeburg übergeben“, teilt Bernburgs Reviersprecher Marco Kopitz mit. Bei der Strafverfolgungsbehörde wird aktuell geprüft, ob Anklage erhoben wird oder nicht, sagt Oberstaatsanwalt Frank Baumgarten auf MZ-Anfrage.

Polizei schloss Ermittlungen ab, Staatsanwaltschaft prüft Anklage

Gut möglich, dass demnächst noch weitere mutmaßliche Opfer Anzeige gegen die GPV Property Development Limited stellen. Sie hatte insgesamt an drei der MZ namentlich bekannte Käufer Eigentumswohnungen veräußert und dafür jeweils eine erste Kaufpreisrate in fünfstelliger Höhe erhalten. Auch Horst und Elisabeth Neubauer zahlten vereinbarungsgemäß bei Beginn der Erdarbeiten im Februar 2017 den ersten Abschlag: 42.000 Euro.

Der Projektierungsgesellschaft sitzen noch weitere Gläubiger im Nacken. „Bei uns hat sich ein kleiner Handwerksbetrieb gemeldet, der auf offenen Rechnungen sitzen blieb“, berichtet Elisabeth Neubauer. Zudem streitet sich eine Bernburger Abrissfirma mit der GPV Property Development Limited um offenen Rechnungsposten in sechsstelliger Höhe.

500 Kapitalanleger warten auf Zinsen für ihre Darlehen

Und mehr als 500 Kapitalanleger warten auf eine seit dem 30. Juni fällige Zinszahlung aus dem Darlehen, das sie der Projektierungsgesellschaft zur Finanzierung des Bernburger Bauvorhabens gewährt hatten.

Die GPV warb sie mit dem Versprechen, einen Jahreszins von 7,0 Prozent zu zahlen, nahm so 437.590 Euro ein. Inzwischen fürchten die meisten dieser Risikokapitalanleger, dass sie gar nichts mehr von ihrem Geld wiedersehen, wenn die 30-monatige Laufzeit ihrer Anlage im nächsten Sommer endet.

30-monatige Laufzeit der Anlage endet 2019

Tatsächlich besitzt die nach englischem Recht gegründete Firma mit Hauptsitz in London und deutscher Niederlassung im bayrischen Benediktbeuern lediglich ein Stammkapital von 100 britischen Pfund (umgerechnet 113 Euro). „Aufgrund des geringen Haftungskapitals ist eine positive Kreditaussage nicht möglich“, heißt es in einer Einschätzung der Wirtschaftsauskunft Creditreform.

GPV-Geschäftsführer Martin Procher hatte zuletzt betont, dass Ehepaar Neubauer sein Geld erst nach einer Veräußerung des 2.950 Quadratmeter großen Baugrundstücks an der Zepziger Straße zurückerhalten könne. Er sprach im Frühjahr gegenüber der MZ von aussichtsreichen Verhandlungen mit einem Interessenten aus Österreich.

Den Kapitalanlegern kündigte er in einem offenen Brief am 3. Juli an, einen Investor gefunden zu haben, der das Projekt mit einem eigenen Generalunternehmen bauen lassen wolle. Die Risikoprüfung sollte Mitte August abgeschlossen sein, danach sei die Abwicklung des Grundstücksverkaufs geplant.

Anlegen haben seit Juni nichts mehr von der GPV gehört

Die seit 30. Juni fällige Zinszahlung werde danach erfolgen, so Prochers Versprechen. Seitdem haben die Kapitalgeber nichts mehr von ihm gehört. „Der werte Herr Procher ignoriert sämtliche Anfragen“, schreibt ein Betroffener auf der Internetplattform Bergfürst, die die Kapitalanlage vermittelt hatte.

Bergfürst selbst räumt ein, bisher mehrfach vergeblich versucht zu haben, die GPV zur Einhaltung ihrer vertraglichen Verpflichtungen zu bewegen. Leider seien von dem Unternehmen keine weiteren Informationen zum Projekt erhältlich. Auch eine E-Mail-Anfrage und telefonische Rückrufbitte der MZ lässt Procher unbeantwortet.

Neubauers haben immer noch Hoffnung, wenigstens einen Teil ihres Geldes zurück zu erhalten, zumal sie mit ihrem Eigentumsanteil im Grundbuch stehen. Doch ob der Schaden wirklich noch begrenzt werden kann, da sind sie sich nicht sicher.

Die monatelange Ungewissheit hat dem Paar zugesetzt. „Wir sind frustriert“, sagt Elisabeth Neubauer, die auch von Stadtverwaltung und Stadtrat enttäuscht ist. Hier hätte sie sich mehr Druck auf Procher und Co. gewünscht. (mz)