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Zeitgeschichte Zeitgeschichte: Scharfrichterin Hilde Benjamin urteilt für SED-Regime

30.07.2013, 17:48
Schauspielerin Anke Sevenich ist für die MDR-Dokumentation in die Rolle von Hilde Benjamin geschlüpft.
Schauspielerin Anke Sevenich ist für die MDR-Dokumentation in die Rolle von Hilde Benjamin geschlüpft. andreas lander Lizenz

bernburg/MZ/tad - Bernburg im Dezember 1950: Hilde Benjamin ist heimgekehrt. Hier wurde sie geboren und genau hier will sie jetzt beweisen, dass sich die Partei auf sie verlassen kann. Die Kameras sind auf die 48-jährige Vizepräsidentin des Obersten Gerichts der DDR gerichtet, die Mikrofone bereit, das Spektakel kann beginnen: wieder ein öffentlicher Prozess, wieder drakonische Strafen, wieder ein Auftritt, der die Feinde der SED das Fürchten lehren soll.

Der Solvay-Prozess gegen ehemalige Direktoren und leitende Angestellte der Deutschen Solvay-Werke sorgte weltweit für Aufsehen. Hilde Benjamin verurteilte die Angeklagten wegen „Wirtschaftsspionage“, „Förderung der systematischen Misswirtschaft“ und „Verheimlichung des Einflusses der IG-Farben-Industrie auf die Solvay-Werke“ während dieses politischen Schauprozesses zu langjährigen Zuchthausstrafen. Als gnadenlose Richterin verhängte die spätere DDR-Justizministerin Haft- und Todesstrafen im Akkord. Die gebürtige Bernburgerin erwarb sich in der Bevölkerung die zweifelhaften Beinamen „Blutige Hilde“ und „Rote Guillotine“.

Zum Auftakt der 15. Staffel „Geschichte Mitteldeutschlands“ beleuchtet der MDR im Film „Hilde Benjamin - die Scharfrichterin der DDR“ am kommenden Sonntag, 4. August, ab 20.15 Uhr das Leben der überzeugten Kommunistin, die ein halbes Jahr vor dem Mauerfall starb. Die Dokumentation geht der Frage nach, wie aus der Verfolgten eine Verfolgerin und aus der Anwältin der Entrechteten eine Richterin im Dienst der Diktatur werden konnte.

Die gebürtige Bernburgerin Hilde Benjamin wurde im Juli 1953, nach Absetzung ihres Amtsvorgängers Max Fechner, DDR-Justizministerin.
Die gebürtige Bernburgerin Hilde Benjamin wurde im Juli 1953, nach Absetzung ihres Amtsvorgängers Max Fechner, DDR-Justizministerin.
Archiv/MZ