Abstand, Hygiene, Optimismus Wie die Abschlussklassen am Gymnasium Carolinum Bernburg jetzt lernen: Mit Optimismus zum Abitur

Bernburg - Mit einem mulmigen Gefühl ist Anna Sophia Koebel am Donnerstag in die Schule gegangen. Das hatte aber weniger mit den bevorstehenden Abiturprüfungen zu tun, auf die sie sich bisher weitestgehend allein zu Hause im Homeschooling vorbereiten musste. Sondern weil sie Zweifel hatte, dass an ihrer Schule für ausreichend Schutz gesorgt werden kann.
„Ich habe Angst, dass ich mich anstecken könnte“, sagte die 18-Jährige vorab. Denn in dieser Woche hat zumindest für die Abschlussklassen nach Ausbruch der Corona-Pandemie der Unterricht wieder begonnen.
Am Eingang des Gymnasiums Carolinum Bernburg steht Desinfektionsmittel
Aber Anna Sophias Befürchtungen haben sich nicht bestätigt. Ihre Schule ist gut vorbereitet auf die besonderen Hygiene- und Abstandsregeln, die die Ausbreitung des Coronavirus weiter eindämmen sollen. Gleich am Eingang des Gymnasiums Carolinum in Bernburg steht eine Flasche mit Desinfektionsmittel.
Ebenso in den Klassenräumen sowie vor der Toilette. „Wir haben ausreichend Desinfektionsmittel vom Landkreis bekommen“, sagt Schulleiter Steffen Schmidt. Auch 900 Schutzmasken stehen bei Bedarf zur Verfügung - eine Maskenpflicht gibt es indes nicht.
Damit sich die Schüler nicht zu nahe kommen, stehen die Tische in den einzelnen Räumen, in denen maximal zehn Schüler unterrichtet werden, weit genug auseinander. Die 72 Abiturienten werden ohnehin nur in den Fächern unterrichtet, in denen sie Prüfungen haben.
72 Abiturienten werden in Fächern unterrichtet, in denen sie Prüfungen haben
Unterschieden wird hier auch, ob sich jemand für das niedrigere (Grundkurs) oder höhere Niveau (Leistungskurs) entschieden hat. So kommt es vor, dass in manchen Kursen nur zwei Schüler im Raum sitzen.
Auf die Toilette dürfen jeweils maximal drei Schüler auf einmal. Geregelt ist das durch Chips, die vor dem WC stehen: Sind die Chips alle, muss man warten. Es werde viel gelüftet und alle Kontaktflächen würden täglich gereinigt, zählt Schulleiter Steffen Schmidt weiter auf.
Überdies müssten die Schüler einen Gesundheitsfragebogen ausfüllen: Wer eine Infektionskrankheit hat oder im Ausland war, darf das Gebäude nicht betreten. Vor allem mit dem Abstand halten hätten die Abiturienten am ersten Tag noch Schwierigkeiten gehabt, berichtet er. Aber selbst in den Pausen achten die Lehrer darauf, dass die Jungen und Mädchen nicht zu eng zusammen stehen.
Auch für die Prüfungen selbst gibt es schon klare Vorstellungen: Dabei sollen möglichst wenig Schüler in möglichst vielen Räumen sitzen. Der erste Prüfungsdurchlauf findet dann vom 4. bis 15. Mai statt, erstes Prüfungsfach ist Physik.
Die zweite Möglichkeit gibt es dann ab 3. Juni. Die Mehrheit der Abiturienten hätten sich für die erste Phase entschieden, sagt der Schulleiter. Weil sie dann nicht nur vier Wochen Zeit hätten, sich auf die mündlichen Prüfungen vorzubereiten. Sondern weil sie dann auch die Gewissheit hätten, ob die Ergebnisse des schriftlichen Teils positiv ausgefallen sind.
Trotz dieser besonderen Umstände hat Schulleiter Schmidt das Gefühl, „dass die Schüler optimistisch auf dem Weg zum Abitur sind“. Das bestätigt beispielsweise auch Jonathan Schilling. Er fühlt sich gut vorbereitet. Den spezifischen Unterricht, wie er jetzt stattfindet, hält der 18-Jährige für gut.
Die 18-jährige Anna Sophia trägt freiwillig Mund-Nasen-Schutz
Ähnlich äußert sich Anna Sophia Koebel. Die 18-Jährige findet es gut, dass sie noch einmal die Chance hat, sich mit ihren Lehrern auf den Prüfungsstoff vorzubereiten. „Denn das ist noch einmal etwas anderes, als wenn man sich das zu Hause selber erarbeiten muss“, sagt die 18-Jährige, die nach dem Abi erstmal BWL und später eventuell Lehramt studieren möchte.
„Ich bin positiv überrascht“, lautet ihr Fazit nach dem ersten Schultag. Sie hätte sich lediglich noch gewünscht, dass alle verpflichtet werden, einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen. Sie selbst tut es freiwillig. (mz)