Wer war Peter Pan? Wer war Peter Pan?: Kabarettist und Chansonnier im Internierungslager in Frankreich
Halle/MZ. - Peter Pan (1909 bis 1976), mit bürgerlichem Namen Alfred Nathan, war ein Kabarettist und Chansonnier, der aufgrund der politischen Umstände in der Zeit des Nationalsozialismus ein unruhiges Leben führte. Schon als 20-Jähriger hatte sich der Sohn eines jüdischen Schallplatten-Generalvertreters als Chansonnier in Paris versucht und machte Anfang der 1930er seine ersten kabarettistischen Schritte im Berliner Künstlerkaffee "Küka".
In der Nacht des Reichtstagsbrandes im Februar 1933 musste Nathan ins Exil nach Frankreich. Er gab aus Protest seinen deutschen Pass ab und schlug sich als Möbeltransporteur, Kellner und Verkäufer durch. Nebenbei schrieb der Staatenlose für ein Exilkabarett. Mit Kriegsbeginn 1939 wurde er als so genannter Deutschstämmiger in ein Internierungslager gebracht und bis Ende 1942 durch elf Lager geschleppt.
Gemeinsam mit Gleichgesinnten organisierte Peter Pan bunte Abende und gestaltete von 1940 bis 1942 im Lager Gurs in Südfrankreich regelmäßig Zeitrevuen in deutscher und französischer Sprache. Dort lernte er auch den Schauspieler Ernst Busch kennen. Im Dezember 1942 gelang Peter Pan die Flucht nach Spanien, wo er heiratete und bis Mitte der 50er Jahre lebte. Er leitete mehrere Music-Halls und trat auch als französischer Chansonnier auf.
1957 kehrte Peter Pan nach Deutschland zurück, zunächst nach München, sechs Monate später in die DDR. Er schrieb ein Soloprogramm "Gesänge hinter Stacheldraht", mit dem er 1958 auch in Bernburg gastierte. Weitere Soloprogramme folgten. Peter Pan betreute nebenbei auch die Kabarettgruppe der NVA. 1973 gastierte er mit "Deutschland - kein Wintermärchen" in der Bundesrepublik. Von 1973 bis 1976 lebte Peter Pan mit seiner neuen Lebensgefährtin in Bernburg. Sein Grabstein in der Saalestadt steht auf dem Friedhof III an der Ilberstedter Straße.
(QUELLE: U. A: METZLER KABARETT-LEXIKON, STUTTGART, 1996)