Glasfaser-Ausbau im Salzlandkreis Warum noch mehr Menschen fürs superschnelle Internet begeistert werden sollen
Staatssekretär spricht mit Bürgermeistern und Landrat zum bisherigen Stand beim Glasfaser-Ausbau. Kampagne soll helfen, Bürger von der Notwendigkeit zu überzeugen.
Bernburg/MZ. - Dass superschnelles Internet vor allem auch im ländlichen Raum immer wichtiger wird, weiß Landrat Markus Bauer (SPD) natürlich längst. Zum Beispiel, um von zu Hause arbeiten zu können. Oder um sich medizinische Hilfe von einem Arzt über PC, Tablet oder Smartphone zu holen (Stichwort: Telemedizin). Aber auch als Standortfaktor für die Industrie. Nur offenbar sehen viele Sachsen-Anhalter die Notwenigkeit des Turbo-Internets - also mit Leitungen von mindestens 1.000 Mbit/s - noch nicht. Denn der Glasfaser-Ausbau im Land stockt.
Ministerin startet Kampagne
Vor zwei Wochen hat Digital-Ministerin Lydia Hüskens (FDP) daher eine Kampagne mit der eindeutigen Botschaft „Glasfaser - Brauchst Du!“ gestartet, um die Menschen im Land zu überzeugen. Dafür wurden Plakate mit fünf unterschiedlichen Motiven gestaltet, Radiospots aufgenommen und auch über die Social-Media-Kanäle wird die Werbetrommel gerührt. Am Dienstag wurde die Kampagne den Bürgermeistern und anderen Vertretern der Kommunen im Salzlandkreis im Beisein von Landrat Bauer vorgestellt - mit der Bitte, sie in die Städte und Gemeinden „weiterzutragen“, so Breitbandkoordinator Theo Struhkamp.
Quote im Salzlandkreis bei 20,12 Prozent
Die Glasfaserquote im Salzlandkreis betrug laut Ministerium für Infrastruktur und Digitales im Juni 2023 20,12 Prozent und lag damit leicht unter dem Landesdurchschnitt von 23,15 Prozent. Deutschlandweit liegt Sachsen-Anhalt damit im Mittelfeld. Bis 2030 soll der Ausbau hierzulande nach Angaben von Staatssekretär Bernd Schlömer (FDP) abgeschlossen sein. Während der Ausbau bisher aber großzügig mit mehr als 40 Millionen Euro Fördermitteln unterstützt wurde, werden diese künftig hauptsächlich nur noch in die Ortsteile fließen, betonte Theo Struhkamp.
Kampagne wird unterschiedlich bewertet
Die Reaktionen der Bürgermeister und anderen Vertreter der Kommunen auf die Kampagne fielen unterschiedlich aus: Während Schönebecks Oberbürgermeister Bert Knoblauch (CDU) sie ausdrücklich begrüßt („Ich finde die Kampagne gut und richtig“), stößt sie bei Marco Schmoldt (SPD), Bürgermeister der Gemeinde Bördeland, auf Ablehnung. „Wir brauchen diese Plakate nicht“, sagte er. Schmoldt würde ganz woanders ansetzen. Seiner Meinung nach, müsste ein Internet-Anschluss gleich beim Hausbau dabei sein. Das gehöre für ihn dazu wie ein Strom- oder Wasseranschluss. Gierslebens Bürgermeister Peter Rietsch (parteilos) und sein Barbyer Kollege Jörn Weinert (CDU) hätten sich ein paar andere Gesichter für die Kampagne gewünscht. Diese Menschen, unter anderem Handball-Bundestrainer Alfred Gislason, seien „nicht repräsentativ für den Querschnitt, der hier erreicht werden soll“, meinte Weinert. „Der Otto-Normalverbraucher sollte auch abgebildet sein.“
Erfahrungen mit bisherigem Glasfaser-Ausbau
Die Erfahrungen der Bürgermeister mit dem bisherigen Ausbau fallen unterschiedlich aus. So äußerte sich Bert Knobloch zufrieden mit dem Fortschritt in Schönebeck. Die Stadt hat mit den eigenen Stadtwerken einen verlässlichen Partner. Knoblauch spricht sich dafür aus, den Ausbau eigenwirtschaftlich zu realisieren. Das gelingt seiner Meinung nach, indem man zunächst die großen Vermieter vom Glasfaser-Anschluss überzeugt.
Schwierige Suche nach Anbieter
In Giersleben hat die Gemeinde - als Anreiz für die Hauseigentümer - die Hälfte der Kosten für den Glasfaseranschluss übernommen. In Ilberstedt wollten eigentlich die Stadtwerke Staßfurt den Ausbau realisieren. Weil sich aber zu wenig Einwohner im Vorfeld verbindlich für einen Anschluss ausgesprochen hatten, hatten sich die Stadtwerke wieder zurückgezogen. Nun werde es nicht leicht, einen neuen Anbieter zu finden, ist sich Bürgermeister Lothar Jänsch (parteilos) sicher. Auch die Vertreterin der Stadt Bernburg wies auf die Schwierigkeit hin, Anbieter zu finden, die in kleineren Orten den Ausbau übernehmen.
Kritik an Firmen
Hecklingens Bürgermeister Hendrik Mahrholdt (parteilos) berichtete, dass der Glasfaser-Ausbau zwar seit zwei Jahren laufe, aber zufrieden ist er mit der Ausführung nicht. So seien die Firmen unzuverlässig und nach der Verlegung würden Straßen bzw. Wege Schäden aufweisen. „Niemand kontrolliert das, wie wieder verschlossen wird.“ Staatssekretär Bernd Schlömer konnte also so einige Anregungen mit ins Ministerium nach Magdeburg nehmen.