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"Gemeinsam essen baut Mauern ab" Warum Frau aus Mali regelmäßig kocht: Gemeinsames Essen montags Stadteilhaus Heinrich-Rau-Straße in Bernburg

Von Andreas Braun 23.10.2019, 13:56
Aischa Darame (vorn) und Loaniye Engea kochen ehrenamtlich gemeinsam für das Stadtteilhaus.
Aischa Darame (vorn) und Loaniye Engea kochen ehrenamtlich gemeinsam für das Stadtteilhaus. Andreas Braun

Bernburg - Seit 2012 lebt Aischa Darame in Deutschland. Wenn man die junge Frau aus Mali fragt, was sie an Deutschland am meisten schätzt, zögert sie nicht lange: „Sicherheit. Vor allem Sicherheit“, sagt sie. Als sie ihr Land verließ, herrschten dort kriegerische Zustände. In Mali, so sagt sie, wollte sie keine Kinder großziehen. Also floh sie.

„In Deutschland haben die Kinder eine gute Perspektive. Es gibt Kindergärten. Sie bekommen eine Schulbildung, eine Ausbildung. Das alles ist in Mali schwer. Es gibt kilometerlange Wege zur Schule, die zu Fuß gegangen werden müssen, und es kostet Geld, was viele Familien nicht haben“, zählt sie in sehr guten Deutsch auf, warum sie ihren drei Kindern das Aufwachsen in Deutschland ermöglichen möchte.

Seit 2012 wird mit Waffen gekämpft in Mali

Drei Jungen hat sie zusammen mit ihrem Mann. Einer ist acht Jahre alt, einer vier, der jüngste ist 18 Monate. Zusammen mit ihrem Mann lebt sie in Bernburg. Er arbeitet als Lagerarbeiter und sie ist im Stadtteilhaus an der Heinrich-Rau-Straße in Bernburg eine wichtige Ansprechpartnerin geworden.

Für die Mitarbeiter und für die Besucher der Einrichtung, denn es ist ein recht buntes Völkergemisch, das hierherkommt. „Aischa spricht mehrere Sprachen und wenn wir etwas übersetzt haben möchten, ist sie zur Stelle“, sagt Gabriel Zacher, die Hausherrin im Stadtteilhaus.

Doch für Aischa Darame ist das nicht alles, was sie hier mit einbringen möchte. Alle vier Wochen wird montags gekocht. Am jetzigen Montag gab es Foufou. Das ist Gemüse, Fleisch und Grieß und ein typischen Gericht in Mali.

Alle vier Wochen wird montags gekocht im Stadtteilhaus

Unterstützt wird Aischa Darame von Loaniye Engea. Sie stammt aus dem Kongo und lebt seit 19 Jahren in Deutschland. Was sie hier schätzt, ist, dass man als Frau allein und selbstständig leben kann. Das gebe es in ihrem Land nicht.

„Gemeinsam essen baut Mauern ab“, sagen die beiden Frauen. Es gebe doch nichts Schöneres, als sich zusammen an einen Tisch zu setzten und miteinander zu reden. Das beobachtet auch Gabriele Zacher. Es gebe ab und zu doch zuerst ein wenig Vorurteile, wenn Menschen aus unterschiedlichen Kulturen aufeinandertreffen.

„Aber das Essen schmeckt und dann sind die Vorurteile auch schnell weg.“ Und das ist ja das Ziel im Stadtteilhaus. Es ist von der Stiftung evangelische Jugendhilfe in einem sozialen Brennpunkt der Stadt, Am Zepziger Weg, in einer alten Kindereinrichtung errichtet worden.

In den 1990er Jahren waren es vor allem Aussiedler aus Russland und den einstigen Sowjetrepubliken, die hier angesiedelt wurden. Später kamen weitere Nationalitäten hinzu. Im Stadtteil ist der Anteil von Menschen mit Sozialleistungen höher als anderswo in der Stadt. (mz)