Von der Freiheit, eingesperrt zu sein
Bernburg/MZ. - Und manchmal ist er einfach nur er selbst: Thomas Leinweber, den manche auch als "Hahn im Korb" oder Schützenbruder kennen.
Der 20-jährige Bernburger hat sich schon frühzeitig für das Vereinsleben interessiert. Seit zwölf Jahren ist Leinweber Mitglied des örtlichen Karnevalvereins. "Den Till habe ich vor sechs Jahren übernommen - und seitdem werde ich regelmäßig im Turm eingesperrt", lachtder junge Mann. Dabei fällt ihm auf, dass sich besonders ältere Leute über das Engagement der Jugend freuen. Zumindest, sagt der ehemalige Caroliner, habe er mehr Lob als Hohn über die Narrenkappe erhalten. Kommentare von Gleichaltrigen blieben zwar nicht aus, doch die ignoriert er einfach.
Mittlerweile macht der 20-Jährige eine Lehre als Bankkaufmann bei der Sparkasse Köthen. Die Arbeit hält ihn jedoch nicht davon ab, seiner Leidenschaft nachzukommen: "Ich bin und bleibe einfach ein Vereinsmensch", so Leinweber. Seiner Mutter, Leiterin der damaligen Juniorengarde und heutigen Prinzengarde, verdankte er vor sechs Jahren den Eintritt in den nächsten Verein und mit ihm den Status "Hahn im Korb". Als einziger Junge unter zwölf Mädchen führt er, mittlerweile Co-Trainer der Garde, Marsch-und Showtänze auf. "Mit dem Spagat klappt es einfach nicht, aber zumindest bilde ich mir ein, dass ich Radschlagen kann."
Die fünfte Jahreszeit hat es Thomas Leinweber auf jeden Fall angetan, denn da kann er einfach mal in eine andere Rolle schlüpfen, um vom Alltag abzuschalten und Spaß zu haben. Bis vor kurzem war der Bernburger auch im Schützenverein anzutreffen. Seine knapp gewordene Freizeit lässt das mittlerweile nicht mehr zu. So ist er dankbar, wenn er das Wochenende auch mal zum Ausruhen nutzen kann. "Meine Freunde kommen trotzdem nicht zu kurz. Ich versuche schon, ab und zu in die Disco zu gehen", meint Thomas.
Eine Freundin hat er nicht, denn jetzt, wo alles gerade so schön läuft, "brauche ich keine Veränderungen." Der Sohn einer Verkäuferin und eines Bahnangestellten möchte gern nach Abschluss seiner Lehre bei einem Australien- oder Neuseelandurlaub so richtig abschalten. Auf unbegrenzte Zeit wegzugehen, das käme für ihn allerdings nicht in Frage. Mit der Verbundenheit zu den Vereinen baue sich auch ein enger Bezug zur Region auf.
Seinen Vereinen möchte der Bernburger Karneval-Fan noch so lang wie möglich die Treue halten. Schließlich hat er noch Großes vor: Eines Tages und mit viel Übung wird es vielleicht doch noch klappen mit dem Spagat.