Traditionsgeschäfte Traditionsgeschäfte in Bernburg: Im Land der "weißen Ware"

Bernburg - Von Handmixer bis Tiefkühlschrank, vom Wasserkocher bis zur Hightech-Waschmaschine - im Elektroland an der Breiten Straße in Bernburg gibt es nichts, was es nicht gibt in Sachen „weiße Ware“.
„So werden alle technischen Haushaltsgeräte genannt“, erklärt Inhaberin Sonja Wießner und erklärt auch gleich, warum sie allerdings um die „braune Ware“ lieber einen großen Bogen macht: „Von Fernsehern und Radios, die früher durch ihre Holzverkleidung braun waren und deshalb so heißen, habe ich keine Ahnung. Und deshalb werden sie bei uns auch nicht verkauft.“
Stattdessen klingelt bei der 58-Jährigen fast im Minutentakt das Telefon. Mal um einen Termin zur Reparatur der kaputten Waschmaschine zu vereinbaren, mal, weil der Anrufer am anderen Ende der Leitung eine Nachfrage zur Bedienung der Geschirrspülmaschine hat.
Für Sonja Wießner ist das kein Problem: „Ich kenne alle Geräte, die hier stehen, auswendig.“ Kein Wunder, schließlich ist die Bernburgerin bereits seit zehn Jahren Chefin des Betriebs. Die Anfänge reichen sogar noch einige Jahre weiter zurück.
Traditionsgeschäfte in Bernburg: Den richtigen Riecher gehabt
Denn bereits im September 1990 eröffnete Wießners Vorgängerin Brunhilde Tillmann den Elektrofachhandel. Allerdings nicht in einem Geschäft, sondern in ihrer privaten Garage in Zickzackhausen.
Erst kurz zuvor war die Nordrhein-Westfälin in die Saalestadt gezogen, um dort einen Neuanfang mit dem Verkauf von Elektrogeräten zu wagen. Sie schien den richtigen Riecher gehabt zu haben.
Denn selten musste sie ihre angelieferte Ware vom Transporter in die Garage hieven.
„Ihr wurden die Waschmaschinen direkt vom Laster aus den Händen gerissen“, erzählt ihre Nachfolgerin von den Anfängen des Traditionsgeschäfts, das 1991 in die Breite Straße umzog.
„Zunächst dort, wo heute die Pasta-Manufaktur betrieben wird. Bis das Gebäude, in dem wir bis heute sind, 1998 neu errichtet wurde“, sagt die Elektro-Expertin, die selbst ein Jahr später dazustieß.
Traditionsgeschäfte in Bernburg: Beruflich neu orientiert
Die gelernte Finanzbuchhalterin wollte sich zu der Zeit noch einmal beruflich neu orientieren und fand im Elektroland ihre neue Berufung.
„Ich verkaufe einfach gern und für technische Geräte habe ich mich schon immer interessiert“, sagt die Bernburgerin.
Als sich ihre Chefin aus Altersgründen aus dem Geschäft zurückziehen wollte, zögerte Wießner nicht lange und übernahm den Handel, in dem aktuell vier Monteure und eine weitere Verkäuferin beschäftigt sind.
Traditionsgeschäfte in Bernburg: Auch Tiefen erlebt
Gemeinsam haben sie nicht nur Höhen, sondern auch Tiefen erlebt. Etwa das verheerende Hochwasser im Juni 2013, das auch das Geschäft in der Bernburger Talstadt bedrohte.
„Das Wasser stoppte 50 Meter vor dem Laden“, erinnert sich Wießner vor allem an die tolle Hilfsbereitschaft der vielen Studenten zurück, die sie mit Sandsäcken und Paletten unterstützten.
Geholfen haben aber auch sie und ihr Team, zum Beispiel den Mitarbeitern des abgesoffenen Tiergartens mit einem Herd, damit die Vierbeiner schnell weiterversorgt werden konnten.
Traditionsgeschäfte in Bernburg: Chefin hilft gern
Überhaupt wird bei der Elektroland-Chefin die Tierliebe großgeschrieben. Das kommt vor allem dem Tierheim in Plömnitz zugute, das sich einmal im Jahr über technische Geräte freuen darf.
Freude ist aber auch den Kindern der Talstadt anzusehen, wenn sie ihre Nasen an der Fensterscheibe des Ladens platt drücken.
Denn immer in der Adventszeit rattert eine extra vom Anhaltinischen Modellbahnclub angefertigte Eisenbahn durch die dekorierte Landschaft, während im Geschäft die nächsten selbst gemachten Plätzchen für die Kinder aus dem Ofen wollen.
Außerdem können sich die Jüngsten auch bei einem nahezu jährlich stattfindenden Malwettbewerb zum Thema Haushalt beteiligen.
Traditionsgeschäfte in Bernburg: Die eine oder andere Anekdote erzählen
Wenn zwischen Verkauf, Beratung, Schulung und Gesprächen mit Kunden einmal Zeit zum Durchatmen bleibt, werden gern auch lustige Alltagsanekdoten herausgekramt.
Wie die eine, die sich vor ein paar Jahren zugetragen hat. „Meine Mitarbeiter hatten eine neue Waschmaschine bei einer Familie angeschlossen. Den Probelauf wollten die Käufer dann selbst übernehmen“, erzählt Wießner.
Eine halbe Stunde später klingelte das Telefon im Geschäft. „Hier kommt überall Schaum raus, erzählten sie mir. Bis ich gefragt habe, was sie in die Maschine gekippt hatten - Fit anstatt Waschpulver.“
Wie bei der Geschichte mit dem süßen Brei machte sich auch der Schaum im Haus breit. Damit so etwas nicht passiert, kümmern sich die Monteure um solche Arbeiten - ein wichtiger Unterschied zu Käufen im Internet.
Das wissen auch die Kunden zu schätzen, für die die Elektroland-Chefin immer ein offenes Ohr hat. (mz)