Tourismus in Bernburg Tourismus in Bernburg: Auf Spurensuche nach Luther
Bernburg - Wittenberg, Eisleben, Magdeburg, Halle - diese Orte fallen einem gleich ein, wenn man an Martin Luther denkt. Aber Bernburg? Tatsächlich ist der Reformator nicht in Bernburg gewesen, aber bei genauem Hinsehen finden sich auch in der Saalestadt Spuren Martin Luthers. Und weil das Reformationsjubiläum 2017 kurz bevor steht, ist eine Arbeitsgruppe - bestehend aus Vertretern der Stadt, der Kirche, dem Museum, dem Tourismusbereich, der Kulturstiftung, der Hochschule und des Landkreises - seit zwei Jahren damit beschäftigt, nach diesen Spuren zu suchen und diese touristisch zu vermarkten. Jens Meißner, als Mitarbeiter der Stadtverwaltung in der Arbeitsgruppe vertreten, berichtete im jüngsten Schul-, Kultur- und Sportausschuss über den aktuellen Stand und die weiteren Pläne.
Reformation lässt sich gut verkaufen
Auch wenn Luther nicht in Bernburg gewesen ist, so lasse sich die Reformation durch das Schloss doch gut „verkaufen“, sagte Meißner. Und hier eben besonders die Leuchte. Fürst Wolfgang, der „Bekenner“, von Anhalt Köthen (1492-1566) hatte diesen Runderker am Langhaus des Schlosses bauen lassen. Wolfgang gehörte zu einer Koalition von reformatorischen Herrschern aus Luthers Umkreis, und die feierte er an den Runderkern mit einer Serie von Fürstenbildnissen des Schmalkaldischen Bundes - und mittendrin Kaiser Karl V.. Ein Relief zeigt den Baumeister Andreas Günther vor dem Hintergrund einer Allegorie auf den Glaubenskampf der Reformation.
Leuchte wieder im altem Glanz
Die Leuchte wird derzeit umfassend saniert, soll aber voraussichtlich im Herbst dieses Jahres wieder in altem Glanz erstrahlen. Nun wird zwar der Runderker zum Reformationsjubiläum nicht für das Publikum zugänglich sein. Dafür aber sollen die Schlossgärten begehbar sein, die Beete wieder hergerichtet und Rosen angepflanzt werden. „So dass die Leuchte wenigstens unterhalb zu sehen ist“, so Meißner. Nach historischem Vorbild jedoch könne der Garten nicht gestaltet werden, weil dies zu teuer wäre sagte Jens Meißner.
Wertvolle Lutherschriften
Einen weiteren Schatz, mit dem man zum Reformationsjubiläum werben möchte, sind die Lutherschriften im Museum Schloss Bernburg. Sie sind zwischen 1569 und 1583 gedruckt worden. Von den ehemals zwölf Bänden sind noch zehn vorhanden, die im Rahmen einer Ausstellung präsentiert werden. Auch die Original-Reliefs der Leuchte sollen wieder sichtbar gemacht werden. Zudem plant der ADFC zwei Radtouren entlang des Lutherweges. Die Stadtinformation möchte historische Stadtführungen anbieten und die Ganztagsschule Campus Technicus Rundgänge für Kinder. Nicht zuletzt ist Bernburg Teil des Europäischen Stationenweges. Dazu wird ein Truck 68 Stationen in 19 Ländern ansteuern. Auftakt ist in diesem Jahr am 3. November in Genf (Schweiz). Bevor der Truck am Ende in Wittenberg ankommt, hält er in Bernburg.
Wie sich das Schloss nach 2017 touristisch vermarkten lässt, darüber hat sich die Kulturstiftung Gedanken. Hierzu könnte kurzfristig ein Workshop mit verschiedenen Partnern, wie dem Landesheimatbund und der Stiftung Dome und Schlösser stattfinden.
Allerdings nur, wenn sich die Stadt Bernburg beteiligt. Mehrere Ausschussmitglieder begrüßten den Vorschlag der Kulturstiftung und baten die Verwaltung, dies an Oberbürgermeister Henry Schütze zu übermitteln.
Schon jetzt gibt es diverse Flyer und Broschüren zum Thema und zu den Veranstaltungen, die in Bernburg stattfinden werden. Die Flyer werden demnächst auch in Deutsch und Englisch erscheinen und bei Messen und Ausstellungen präsentiert. 10 000 Euro hat die Arbeitsgruppe in diesem Jahr zur Verfügung, um ihre Ideen in die Tat umzusetzen. Nicht sehr viel. „Aber wir versuchen, so viel wie möglich damit zu machen“, betont Meißner.
Ausschussmitglied Johannes Lewek (Bündnis 90/Grüne) äußerte seinen Respekt gegenüber der Arbeitsgruppe. Er bezeichnet es als „interessante Gratwanderung“, das Populäre von Luther mit dem Anspruchsvollen zu verbinden. (mz)