Tierhaltung im Raum Bernburg Tierhaltung im Raum Bernburg: Kleinste Mühe mit den kleinsten Rindern Europas

plömnitz - Im Nullkommanix ist der blaue Plastikeimer ratzeputz leer. Alte Brötchen - ein Leckerbissen für Dexterrinder. Sie fressen Mirko Bader aus der Hand. Vor zwei Monaten hat sich der Geschäftsführer der Gerlebogker Direktvermarktungs- und Dienstleistungs-GmbH, eine Herde zugelegt, ursprünglich sechs Tiere - zwei Bullen, zwei Muttertiere und zwei Kälber. Fünf Tiere stehen noch auf der Weide in Plömnitz. Und der große Bulle, „der hängt in Gerlebogk in der Kühlzelle.“ Dort betreibt Bader einen Hofladen.
Dexter stammen ursprünglich aus der südwestlichen Region Irlands. Nach Deutschland wurden die ersten Dexter 1970 von einem im holsteinischen Dithmarschen praktizierenden Tierarzt von England aus eingeführt. Dexter sind einfarbig schwarz, rot oder dun (braun), die Kühe - am Kreuzbein gemessen - ausgewachsen 97 bis 109 Zentimeter groß, Bullen zwischen 102 und 117. Dexter gedeihen in karger Bergwelt ebenso gut wie auf fruchtbaren Marschwiesen. Von Natur aus robust, reicht im Winter ein wetterfester Unterstand als Schutz gegen Wind und Wetter. Dexter sind frühreif und kalben leicht. Die Kühe haben sehr gute Muttereigenschaften und können sehr lange in der Zucht eingesetzt werden. Bullen und Ochsen sind ab 18 Monaten schlachtreif. Mehr unter www.dexter-verband-
„Sehr verbreitet sind Dexter hier nicht“, sagt Bader. Im Altkreis Bernburg, glaubt er sogar, der einzige zu sein, der welche hält. Beim Dexter (siehe „Aus dem Südwesten Irlands“) handelt es sich um die kleinste europäische Rinderrasse. Minirinder sozusagen. Wenngleich der Begriff „Größe“ ja subjektiv ist. Denn auch wenn Dexter deutlich kleiner sind als Hausrinder - bis zu 400 Kilo können sie trotzdem auf die Waage bringen. Also Handzahm hin oder her. Kommen sie erstmal richtig in Fahrt...
Weg zum Schlachthof
Den großen Bullen aufzuladen, um ihn zum Schlachthof zu fahren, „das war schon nicht ohne“, sagt Bader, der die Tiere aus zweierlei Gründen hält. Zum einen „möchte ich dahin zurück, eigenes Fleisch zu vermarkten“, sagt Bader, der aus diesem Grund auf Mutterkuhhaltung setzt. Sie dient ausschließlich der Fleischproduktion, gemolken werden die Kühe nicht, die Milch bekommen die Kälber. Das Fleisch von Dexterrindern bezeichnet er als Delikatesse. „Das ist richtig gutes, nicht zu mager, schön durchwachsen - schmackhaft“, auch wenn „alles viel kleiner ist als beim großen Bullen, der doppelt so viel wiegt.“ Zum andere gehe es ihm aber auch darum Splitterflächen, in dem Fall kleinere, stark verwachsene Wiesen, auf denen auch Salzgräser gedeihen, extensiv, also mit einem geringeren Viehbesatz, zu bewirtschaften. Und Dexter „sind ideal für solche Flächen“, robust und genügsam. Zwei Mal täglich schaut Bader nach dem Rechten, sorgt dafür, dass die Tiere ausreichend Wasser haben. Und gibt ihnen Kraftfutter. Sozusagen als Zugabe. Und auch „nur ein wenig“, weil es eigentlich nicht nötig sei, sondern viel mehr dazu diene, die Tiere handzahm zu machen. So würden sie einem auch problemlos folgen, wenn es auf die benachbarte Weide gehe. Namen haben die Rinder nicht. Eigentlich. Es sind ja Nutztiere. Nur zwei bekamen von Baders 13-jähriger Tochter welche verpasst: Bifi und T-Bone. Was das für die Zukunft der beiden Tiere bedeutet, dürfte klar sein.
Perspektivisch wolle Bader die Herde vergrößern - auf bis zu zehn Mutterkühe. Die beiden alten Kühe sind gedeckt, im Januar, spätestens Februar, sollten sie kalben. „Die nächste Anschaffung ist dann ein Zuchtbulle“, erklärt er, „um frisches Blut reinzubringen.“ Und „damit es nicht mehr nur Hobby bleibt, sondern auch wirtschaftlich wird.“
Das Gerlebogker Hoffest findet am Samstag, 19. September, statt. Ab 10 Uhr haben Besucher die Möglichkeit, ihr eigenes Obst vermosten zu lassen - der Saft kann sofort mitgenommen werden. Regionale Produkte können auf dem Bauernmarkt erstanden werden. Für das leibliche Wohl gibt es Leckeres aus Topf, Pfanne und Gulaschkanone. Ab 12 Uhr stehen Oldtimer- und Traktoren zur Schau. Umrahmt wird das Hoffest von der Bebitzer Blasmusik. (mz)