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Spritziger Tropfen gedeiht nahe der Saale

Von Susanne Weihmann 18.09.2007, 18:59

Könnern/MZ. - Doch der Geschäftsführer der Winzervereinigung Freyburg war genau der richtige Mann, um den Wein von Peter Börner und Wolf-Dietrich Balzereit zu beurteilen. "Herzlichen Glückwunsch zu diesem Wein", lautete dann das Kompliment an die beiden Hobbywinzer, die die kleine Rebfläche unweit der Georgsburg an der Saale erst nach längerer Suche entdeckt hatten.

400 Stöcke

Auf einem 3 000 Quadratmeter großen Grundstück waren gut 700 Quadratmeter mit knapp 400 Stöcken berebt. "Ein Herr Dr. Schmittke aus Halle, der auch Mitglied in der Winzervereinigung war, hatte das kleine Weingut 1986 angelegt", erzählte Balzereit. Nach dem Tod Schmittkes lag die Fläche einige Jahre brach. Die Erben hatten kein Interesse, den Weinbau weiterzuführen und erklärten den Austritt aus der Winzervereinigung. Die beiden MDR-Fernseh-Journalisten Börner und Balzereit haben das unscheinbar wirkende Anwesen schließlich erworben.

"Mich begeistert der Enthusiasmus, mit dem die beiden eine Weinfläche wiederbeleben, die mehrere Jahre gelegen hat", meinte Gerald Lange. Doch mit dem Blauen Bernburger, einem Rotwein mit kräftiger Muskat-Note, hat der "Georgsburger all in one" nichts gemein. Es handelt sich dabei um einen trockenen Weißwein, genauer einen Cuvée (Verschnitt aus mehreren Rebsorten), der je zu einem knappen Viertel aus Riesling, Kerner, Weiß- und Spätburgunder sowie etwas Traminer und Gutedel besteht. "Ein frischer, spritziger Wein", urteilte Sandra Soldmann, amtierende Deutsche Weinprinzessin aus Braunsbedra, bei der Verkostung des Tropfens.

Sie war sich mit der frisch gekürten Gebietsweinkönigin Saale / Unstrut, Marika Böhme, aus Gleina einig, dass der Kerner im Geschmack dominiere. "Dazu ein lang anhaltender Abgang. Also ein Wein, der einen bleibenden Eindruck hinterlässt", meinte Sandra Soldmann. Genauso, wie der Name. "Georgsburger all in one. Das macht Lust auf mehr." Worte, aus dem Mund einer Fachfrau, die Börner und Balzereit sichtlich freuten.

Zumal die beiden Medienmacher blutige Anfänger im Weinbau sind. "Wein kannte ich vorher nur im Glas", gibt Wolf-Dietrich Balzereit zu. Da wundert es kaum, dass im ersten Jahr nur 40 Liter heraussprangen. "Die haben wir in besonders kleine Flaschen gefüllt, damit es nicht so auffällt", erzählt der Journalist mit einem Schmunzeln. "Im Folgejahr machten wir ein paar Fehler weniger und durften uns über 520 Liter freuen."

Wunderbarer Ausgleich

Die wurden dann im Weingut Rollsdorfer Mühle von Winzer René Schwalbe zu dem prickelnden Cuvée verarbeitet. Doch da das lange Brachliegen nicht allen Rebstöcken gut bekommen ist, sollen sie in den nächsten Jahren zu einem Viertel ausgetauscht werden. Auch die klimatischen Bedingungen in einem der nördlichsten Anbaugebiete des Gebietes Saale / Unstrut, "Wein-Sibirien" nennt es Balzereit, machen den Weinbau schwierig.

Dennoch sei die Arbeit im Weingarten ein wunderbarer Ausgleich zur Büroarbeit. "Wenn man danach noch zwei, drei Stunden im Weingarten ackert, ist das eine traumhafte Entspannung", sagt der Hobby-Winzer. Balzereit weiß schon jetzt, dass es, aufgrund der klimatischen Bedingungen, im nächsten Jahr wohl wieder etwas weniger Wein geben wird. Die gut 1 000 Halbliterflaschen, die mit dem ersten richtigen Jahrgang des "Salzlandweines" gefüllt sind, werden ab sofort im Ausflugslokal "Georgsburg" angeboten.