Chemiebetrieb Solvay klagt über Wasserabgabe

Bernburg - Wirtschaftsminister Armin Willingmann (SPD) hat am Mittwoch das Werk der belgischen Solvay-Gruppe in Bernburg besichtigt. Das Unternehmen produziert an der Saale mit über 400 Beschäftigten vor allem Soda und Bicarbonat, die in der Glas- und Lebensmittelindustrie sowie bei der Herstellung von Wasch- und Reinigungsmitteln zum Einsatz kommen.
Solvay-Werkleiter Patrick Sivry appelliert an Landesregierung
Doch den europäischen Chemieriesen plagen Sorgen. Die Produkte lassen sich rein über den Preis verkaufen, sagt Werkleiter Patrick Sivry. In Sachsen-Anhalt aber gibt es eine im Vergleich zu anderen Ländern hohe Wasserabgabe, die vom Land beeinflusst werden könne.
Dass gerade bei Soda mit innovativen Ideen wenig zu machen sie, liege daran, dass für die Sodaherstellung überall das gleiche Verfahren genutzt werde. Darum entscheide häufig der Standort darüber, ob man auf dem Markt mithalten könne, ergänzt Dirk Schulte, Pressesprecher des Unternehmens. Eine Abwasserabgabe, wie sie hier zusätzlich noch fällig werde, gebe es in anderen Ländern gar nicht, so Schulte.
Weltmarktführer bei den in Bernburg hergestellten Produkten
Bei allen in Bernburg hergestellten Produkten zähle die Solvay-Gruppe nach eigenen Angaben zu den Weltmarktführern. Das soll auch so bleiben. Doch der Preisdruck bei Soda nehme durch Überkapazitäten in den nächsten Jahren zu, so Sivry. „Wir sind an die Grenzen dessen, was das Geschäft tragen kann. Letztendlich entscheidet die Politik, welche Zukunft wir haben“, mahnt der Bernburger Werkleiter.
Ebenso drücken die Lasten durch die Energiewende, klagt Andreas Meier, Vorsitzender der Geschäftsführung der Solvay GmbH. Hier plädiert er für eine Finanzierung über den Bundeshaushalt. Zwar habe das Land nicht unmittelbar Einfluss, aber es könne die Problematik über den Bundesrat zur Diskussion stellen. Willingmann gibt sich, was die Wasserabgaben betrifft, zurückhaltend.
Wirtschaftsminister Willingmann will hören, „wo der Schuh drückt"
„Ich bin im Werk, um mir anzuhören, wo der Schuh drückt. Dann werden wir sehen, wie sehr er drückt und was wir machen können. Es muss ja auch eine Gleichbehandlung mit anderen Betrieben geben.“ Aber, sein Eindruck sei schon, dass Solvay am Standort Bernburg festhalten will. Seit 130 Jahren gibt es das Werk in Bernburg, und Willingmann zählt es zu starken Wirtschaftsbetrieben in der chemischen Industrie, die in Sachsen-Anhalt so wichtig ist.
Darum wolle man auch gern das andere diskutierte Thema aufgreifen, wo man eher Einfluss habe. „Wir werden Fachkräftemangel nicht ohne eine kontrollierte Zuwanderung beseitigen können. Das betrifft den akademischen und den nichtakademischen Bereich. Geachtet werden muss, dass die Zuwanderung sich vernünftig am Bedarf orientiert“, so Willingmann.
Ein gutes Beispiel dafür sieht er in der wachsenden Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und der Hochschule Anhalt, wo deutsche und ausländische junge Menschen studieren, deren Potenzial für Bernburg, aber auch Köthen ein Plus an den Wirtschaftsstandorten ist. Willingmann, geboren in Dinslaken (NRW), ist seit Ende 2016 Minister und kennt Bernburg. Er hatte fast 13 Jahre lang die Hochschule Harz geleitet und dadurch gute Kontakte zur Hochschule Anhalt in Strenzfeld unterhalten. (mz)