Innerhalb von drei Tagen Schwerlasttransport von Pfützthal nach Hamburg: Acht Schubboote passieren die Saale bei Bernburg

Bernburg/Leuna - Ein Jahr haben die Vorbereitungen gedauert. Eine Woche wurde alles auf die Lkw verladen und innerhalb weniger Tage dann auf Spezialschiffe – sogenannte Schubleichter. Am Montagabend dann konnten Spaziergänger, die an der Saale zwischen Brucke und Nienburg unterwegs waren, das große Schauspiel miterleben – den Umzug eines Chemiewerkes über den Fluss.
Schwerlast-Transport bringt Chemie-Produktionsanlage aus Leuna über Hamburg nach Asien
Am Sonntagabend hatte sich der Schwerlasttransport bereits in Bewegung gesetzt. Die Aufgabe der Experten von der Bohnet GmbH aus Baden-Württemberg: die Produktionsanlage von Quinn Chemicals für flüssigen Kunststoff aus Leuna bis an die Saale nach Pfützthal (Saalekreis) zu transportieren.
Ein gewaltiges logistisches Unternehmen. Zehn Fahrzeuge umfasste der Tross. Sie waren zusammen mehr als 500 Meter lang, bis zu 7,80 Meter breit und bis 6,70 Meter hoch. Jeder der Transporter, von denen der schwerste laut Bohnet-Projektleiter Kevin Knaub ein Gesamtgewicht von 416 Tonnen hat und der längste 66 Meter misst, bekam sein eigenes Begleitfahrzeug.
„Es geht nur sehr langsam vorwärts wegen des Niedrigwassers“, sagt Binnenschiffer Dietmar Felke
Dazu sicherte die Polizei alles ab. Vor allem die Höhe der riesigen Bauteile machte die Route von Anfang an kompliziert. Brücken waren tabu. Auch ein Grund, warum es dann seit Montag über die Saale in Richtung Elbe und dann weiter bis nach Hamburg weitergegangen ist. Doch es ist auch für die Kapitäne keine leichte Aufgabe gewesen.
Aus vielerlei Gründen. Schließlich ist die Wasserstraße hinter Calbe bis zur Mündung bei Barby nicht ausgebaut. Außerdem plagten die Experten noch andere Schwierigkeiten.
„Es geht nur sehr langsam vorwärts wegen des Niedrigwassers“, sagte der erfahrene Dietmar Felke, der das erste der Schubschiffe manövrierte und mit seiner 50-jährigen Erfahrung als Schiffer alle kniffligen Stellen kennt.
Am Donnerstag sollen sieben weitere Schubboote mit Leichtern die Saale bei Bernburg passieren
Dazu gehörte vor allem der Abschnitt, der durch den Altkreis Bernburg führt. Schließlich mussten kurz hinter Brucke, in Alsleben und in Bernburg gleich drei Schleusen in kürzester Zeit passiert werden. Millimeterarbeit für die langen Wasserfahrzeuge, die ohne Fracht die Schleusen bereits auf der Hintour am Freitag und Samstag passiert hatten.
Voraussichtlich am Donnerstag werden die restlichen Bauteile des Chemiewerks auf den sieben weiteren Schubschiffen verladen und gehen in Richtung Norden auf Reisen. Von Hamburg geht es für die massiven Bauteile weiter bis nach Asien.
Kurios: Auf demselben Weg reisten die Kolonnen vor mehr als zehn Jahren aus Japan und China auch nach Leuna an. Das irische Chemieunternehmen Quinn Chemicals plante hier eine Investition von 350 Millionen Euro, wollte 901 Jobs schaffen.
Fertig geworden ist das Werk aber nie. 2013 kam das Aus. Die Finanzkrise machte dem Investor einen Strich durch die Rechnung. In Asien spielt der Weltmarkt offenbar wieder mit, und deshalb wird das Werk dort gebraucht. (mz)
