Schulze-Boysen-Siedlung in Bernburg Schulze-Boysen-Siedlung in Bernburg: Abriss ist bis Weihnachten beendet

bernburg/MZ - Langsam kämpft sich das gelbe, 29 Tonnen schwere Ungetüm über die Schuttberge. Es fährt seine meterlange Kralle aus und greift nach dem nächsten massiven Holzbalken, als wäre er ein Streichholz. Es dauert keine halbe Stunde, da ist das komplette Zimmer mit der mintfarbenen Tapete und dem Linoleumboden Geschichte. Und Baggerfahrer Enrico Möller hat schon das benachbarte Bad im Visier. Der Abriss-Zeitplan in der verwaisten Schulze-Boysen-Siedlung am westlichen Stadtrand von Bernburg ist eng gestrickt. Bereits Ende kommender Woche sollen alle drei Wohnblöcke an der Nernststraße dem Erdboden gleich gemacht sein.
So der Plan der Bernburger Wohnstätten mbH, die den Auftrag erteilt hat, nachdem die Fördermittelzusage kam. 123.000 Euro haben der Bund und das Land aus dem Programm Städtebau Ost für den Abriss zugesichert. „Bis Weihnachten soll alles fertig sein“, sagt Wohnstätten-Chef Holger Köhncke. Denn allein mit dem Rückbau ist es nicht getan. Sobald die Container mit Schutt, Schrott und Holz abtransportiert sind, kommen die Kellerräume an die Reihe. Das komplette Mauerwerk soll mit dem Bagger aus dem Boden geholt und die Löcher anschließend mit Kies verfüllt werden.
Vorgesehen sind 46 Bauplätze
Damit in den nächsten Jahren Eigenheime auf den Flächen an der dann komplett gebäudelosen Nernststraße entstehen können. Vorgesehen sind 46 Bauplätze, darunter Einfamilienhäuser, aber auch Doppel- und Reihenhäuser - so die Vorstellung des kommunalen Unternehmens.
Allerdings müssen bis dahin noch weitere leerstehende Wohnblöcke verschwinden. Laut Holger Köhncke sind es insgesamt neun Stück an der benachbarten Kopernikus- sowie an der Galileistraße. Schon vor vielen Monaten ist dort der letzte Mieter ausgezogen. Aber auch für diesen Abriss ist die Bernburger Wohnstätten mbH von einer Fördermittelzusage abhängig. Schließlich werden die nötigen Rückbaukosten auf weitere rund 300.000 Euro geschätzt.
Bevor die ersten Umzugswagen in dem Wohngebiet vorfahren, dürfte es allerdings noch eine Zeit dauern. Denn Bauland gebe es laut Holger Köhncke in der Talstadt derzeit zur Genüge. An der unweit gelegenen Garnison zum Beispiel oder auf der Fläche der ehemaligen Gärtnerei, zählt er auf: „Wo aber Bauland fehlt, ist in der Bernburger Bergstadt. Deshalb wollen wir unsere Prioritäten in den nächsten zwei Jahren unter anderem im Gebiet Süd-West setzen.“