Schloss Museum Bernburg Schloss Museum Bernburg: Standarte geht auf Reisen

bernburg - Eigentlich waren die Aussichten für Ernst von Anhalt-Bernburg gar nicht so schlecht: Der Sohn von Christian I. war in der Schlacht bei Lützen 1632 durch eine Kugel in den Unterschenkel zwar verletzt worden, konnte aber gerettet und seine Wunde versorgt werden. Doch in den folgenden drei Wochen verschlechterte sich sein Gesundheitszustand rapide und er starb im Dezember 1632 vermutlich an einer Blutvergiftung. Anlässlich seines Todes ist damals eine Standarte übergeben worden, die in der Dauerausstellung im Schloss Museum Bernburg zu sehen ist. „Die Standarte gehört zu dem Wenigen, was an sein Leben und Sterben und seine Teilnahme an der Schlacht von Lützen erinnert“, sagt Museumsleiter Roland Wiermann.
Ab 6. November in Halle zu sehen
Es handelt sich um ein Stück hellblauen Seidendamast mit Blumen und Lorbeerkranz und dem Wort „Iesus“ in der Mitte. Zwei Engel mit Palmwedeln halten über den Lorbeerkranz einen Hut. Und auf einem Spruchband ist „Ist unser Sieg“ zu lesen. Die Botschaft „Jesus ist unser Sieg“ sei eindeutig: „Der Sieg über den Tod“, so Wiermann. Dieses besondere Exponat ist nun ab 6. November als Leihgabe in der Ausstellung „Krieg. Eine archäologische Spurensuche“ im Landesgeschichte für Vorgeschichte in Halle zu sehen. Urte Dally, beim Landesmuseum für die Leihgaben zuständig, hat die Standarte am Dienstag abgeholt. Museen aus ganz Europa sind an der Schau in Halle beteiligt. „Wir sind stolz darauf, dass wir auch dazu gehören“, sagt Bernburgs Museumsleiter. Es sei die einzige Standarte, die in der Schau zu sehen ist, sagt Urte Dally, die sich dankbar über die gute Zusammenarbeit mit Bernburg äußert.
Namenlosen Toten ein Gesicht geben
Ausgangspunkt der Ausstellung im Landesmuseum ist der Dreißigjährige Krieg und besonders ein Massengrab von Lützen, in dem 47 Tote gefunden wurden, die anonym bestattet wurden. Es sei eine „einmalige Chance, jedem der namenlosen Toten wieder ein Gesicht und eine Identität zu geben“, heißt es in einem Flyer für diese Ausstellung. Diese befasst auch aber auch ganz allgemein mit dem „Phänomen“ Krieg, blickt zurück in die Geschichte - bis zur Steinzeit, als die Menschen sesshaft wurden und es nachweislich erste kriegerische Auseinandersetzungen gab.
Zurück zu Ernst von Anhalt-Bernburg: Er wurde im Jahr 1608 als zweiter Sohn von Fürst Christian I. geboren. Obwohl er hinter seinem Bruder Christian II. Platz zwei in der Erbfolge einnahm, wurden große Hoffnungen in Ernst gesetzt: In Begleitung seines Vaters lernte er bereits in jungen Jahren den schwedischen König Gustav II. Adolf kennen, in dessen Umfeld er sich in der Schlacht bei Lützen aufgehalten haben soll.
Ende 1626 wurde Ernst und nicht sein älterer Bruder an den kurfürstlich-sächsischen Hof in Dresden und Anfang 1627 an den Kaiserhof in Wien gesandt. Im Rahmen seiner Ausbildung unternahm er Reisen in die Niederlande sowie nach Dänemark und Italien.
Ernst stand im Jahr 1632 im Dreißigjährigen Krieg in kursächsischen Diensten, als sein Regiment nördlich von Lützen in Kämpfe verwickelt wurde. Da war der Schweden-König Gustav II. Adolf schon gefallen. Viermal, so hatte Ernst an seinen Bruder Christian II in einem Brief geschrieben, habe ihn sein Kürass vor den feindlichen Kugeln schützen können. Eine fünfte traf ihn schließlich in seinen ungeschützten Unterschenkel. Ernst wurde nicht einmal 25 Jahre alt - genauso wie die meisten anderen namenlosen Toten in den Massengrab bei Lützen.
Die Ausstellung „Krieg“ im Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle ist vom 6. November 2015 bis zum 22. Mai 2016 zu sehen. (mz)