Schloss Biendorf Schloss Biendorf: 500 Gäste bei Familie van de Merwe

Biendorf - Nein, mit so vielen Besuchern hat Gonnie van de Merwe nicht gerechnet. Gleich mehr als 500 Menschen pilgerten zum Tag der offenen Schlösser und Gärten, der erstmals stattfand und von der Gesellschaft Historische Häuser und Gärten Sachsen-Anhalt organisiert wurde, am Montag zum Schloss Biendorf. „Wir waren alle komplett überrascht“, sagt die Schlossherrin überwältigt.
Aber in ihrer bekannt freundlichen und entspannten Art führte sie die Besucher persönlich durchs Museum und beantwortete geduldig alle Fragen. Seit 2005 ist die niederländische Familie van de Merwe Eigentümer des Schlosses, dessen Hauptgebäude nach einem Brand um 1927 neu errichtet wurde und das bis 2004 als Fachschule für Hauswirtschaft genutzt wurde.
Im Museum selbst sind 150 verschiedene Sammlungen zu sehen mit rund 300.000 Exponaten, darunter 1.000 Wanderstöcke, ebenso viele Pfeifen und Räuchermännchen, alte Staubsauger, Spieluhren, Radios, Eierbecher, Nussknacker und Räuchermännchen, Kaffeelöffel, Spielzeugautos, Schnapsfläschchen und und und. Herausragend ist dabei die weltweit größte Fingerhut-Sammlung, die 75 000 Einzelstücke umfasst. Alle Exponate, so betont Gonnie van de Merwe, seien archiviert. „Schließlich würde man sonst den Überblick verlieren.“
Beinahe sein ganzes Leben lang, aber besonders in den vergangenen 30 Jahren habe ihr Mann Erik, ein Bankier, der am Montag schon wieder geschäftlich in den Niederlanden weilte, die Einzelstücke zusammengetragen. Erik van de Merwe sammelt eigentlich alles, bis auf Briefmarken und Münzen. Auf den ersten Blick wird man beinahe erschlagen von der Masse und Vielfalt. Aber beim genauen Hinsehen, kann man viele kleine Details entdecken.
Genever, Käse und Waffeln
Inzwischen sind die Räume gut gefüllt, und der Platz wird langsam knapp. Ihr Mann überlege nun schon genau, was er noch kauft und was nicht, erzählte Gonnie van de Merwe.
Staunend ging auch Norbert Otto aus Aderstedt durch die Ausstellungsräume. Schon lange hatte er sich vorgenommen, einmal das Biendorfer Schloss mit seiner einzigartigen Sammlung anzuschauen. Pfingstmontag hat er endlich die Gelegenheit genutzt. „Zwischen Bewunderung und ,Oh, mein Gott‘“, so beschrieb er seinen ersten Eindruck. Für „normale Menschen“ wie ihn sei eine solch umfangreiche Sammlung undenkbar. „Man braucht schon ein Schloss dafür“, sagte Otto mit einem Schmunzeln.
Nach dem Rundgang durchs Museum führte der Weg zum Epitaph für Henriette Dorothee von Hagen (1682 bis 1714). Ein Epitaph ist ein Denkmal oder eine Schrifttafel zum Gedenken an einen Toten, in diesem Fall an die Witwe des Erbherrn von Biendorf, Busso von Hagen. Es sei nachweislich die erste adlige Familie, die in Biendorf gelebt hat, sagte Gonnie van de Merwe. Zuvor habe sich das Epitaph in der alten Biendorfer Dorfkirche befunden. 1929 wurde es dem Heimatmuseum Köthen übereignet. Nach einem Umzug des Museums wurde das Epitaph zunächst eingelagert und kam schließlich zurück nach Biendorf. Dort lagerte es mehrere Jahre auf dem Dachboden des Saatgutbetriebes, ehe es 2006 wurde restauriert wurde: Es sei in viele Einzelteile zerlegt, gesäubert und schließlich wieder zusammengesetzt worden, erzählte van de Merwe.
Das Museum könne man sich natürlich jederzeit nach Absprache ansehen, so die Schlossherrin. Aber auch an einem Tag der offenen Schlösser werde sich Familie van de Merwe das nächste Mal beteiligen. Allerdings, betont Gonnie van de Merwe, werde man dann auf die Besuchermassen besser vorbereitet sein. „Das nächste Mal werden wir es noch besser organisieren, dass die Leute nicht so lange warten müssen“, sagt die Schlossherrin. Wobei, wer diesmal nicht sofort ins Museum kam, konnte sich auch gut mit einem Spaziergang über das Gelände die Zeit vertreiben. Und als kleine „Entschädigung“ gab es am Ende für die Gäste nicht nur eine Genever-Verkostung, sondern auch andere typisch holländische Spezialitäten wie Käse oder Waffeln.
Wer das Museum besichtigen möchte, sollte sich anmelden unter Tel. 034722/3 04 80 oder per E-Mail unter [email protected].

