1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Bernburg
  6. >
  7. Salzlandkreis: Salzlandkreis: Die Roschwitzer sind «stinkig» auf Recyclingfirmen

Salzlandkreis Salzlandkreis: Die Roschwitzer sind «stinkig» auf Recyclingfirmen

Von SUSANNE WEIHMANN 13.10.2010, 16:23

BERNBURG/MZ. - André Mendl ist stinksauer. Und das im wahrsten Sinne des Wortes. "So geht es nicht mehr weiter", sagt der Bernburger. Denn wieder einmal stinkt es in Roschwitz. Der Gestank nach Waschlauge sei nicht nur unangenehm, sagt Mendl. "Er verursacht auch Kopfschmerzen." Als Geruchsverursacher haben die Anwohner der Prießnitzstraße einmal mehr die in Sichtweite gelegenen Recyclingfirmen Multiport und Multipet in der Ernst-Grube-Straße ausgemacht. Und zwar riecht es immer dann, wenn Ostwind herrscht. Das war beispielsweise am vergangenen Wochenende der Fall, an dem Mendl im Garten arbeitete. Anschließend klagte er über Kopfschmerzen. "Das kann nur von der Lauge kommen", ist er überzeugt. Dabei ist das Problem nicht neu. Auch die MZ berichtete schon mehrfach davon.

Multiport und Multipet verwerten gebrauchte Kunststoffe. Behälter aus dem Haushalt, die zum Beispiel einst Spülmittel oder Getränke enthielten, werden zerkleinert, gewaschen und eingeschmolzen. Es entstehen Granulate, Flakes oder Fertigprodukte aus Kunststoff.

Seit mehreren Jahren stehen die Anwohner aus Roschwitz mit den Betreibern in Kontakt, um das Geruchsproblem zu lösen. Sie haben Unterschriften gesammelt, das Gespräch gesucht, das Umweltamt informiert.

Michael Dausel, einer der Geschäftsführer von Multiport und Multipet weist die jüngsten Anschuldigungen von sich: "Bei uns stinkt es nicht." Die Firma stehe in ständigem Kontakt mit dem Umweltamt, so Michael Dausel. "Wir halten alle Auflagen ein." Sogar an den Wochenenden werde von Mitarbeitern der Firma überprüft, ob alle Tore verschlossen sind oder irgendwelche Gerüche austreten. In den vergangenen Jahren habe man Millionenbeträge ausgegeben, um die Auflagen des Umweltamtes zu erfüllen, beispielsweise in eine Belüftungsanlage und den Lärmschutz investiert. Er wisse auch von keinen Beschwerden in jüngster Vergangenheit. Wenn es denn zuletzt gestunken haben sollte, dann, so vermutet Michael Dausel, höchstens von Gülle, die von Landwirten auf die Äcker gefahren wurde.

Von einer aktuellen Beschwerde zu Multiport / Multipet ist auch beim Landkreis nichts bekannt. Zwar sei am Montagabend die Mail eines Anwohners eingegangen, in der er sich über Geruchsbelästigung ähnlich verbranntem Plasteabfall beklagte, sagt Pressesprecherin Ursula Rothe. Der Schreiber der Mail habe aber nicht explizit auf den Betrieb verwiesen. "Ein solcher Geruch kann nach Auskunft des Fachamtes auch nicht von diesem Betrieb kommen", so die Pressesprecherin.

Zudem weist sie darauf hin, dass das Umweltamt den Betrieb regelmäßig kontrolliert und eingehenden Bürgerbeschwerden umgehend nachgeht. Der jüngste Ortstermin der Mitarbeiter habe am 20. September stattgefunden, "um sich vom ordnungsgemäßen Betreiben zu überzeugen". Die Behörde räumt jedoch ein, dass es bei Ostwind zu "subjektiv als unangenehm empfundenen Gerüchen" kommen könne, die vergleichbar mit modriger Waschlauge seien. Nach Informationen des Amtes seien diese Gerüche aber nicht gesundheitsschädigend.

André Mendl indes kann das nicht beruhigen. Wenn eine solche Anlage neben einem Wohngebiet schon genehmigt wird, sollte besonders auf die Einhaltung der Umweltrichtlinien geachtet werden. Und das, ist sich Mendl sicher, ist bei Multiport / Multipet nicht der Fall. "Wenn es keinen anderen Weg gibt, müssen wir eben eine Bürgerinitiative gründen", kündigt er an.