Regierungsgebäude Bernburg Regierungsgebäude Bernburg : Ein Dach über dem Dach

Bernburg - Es ist schon imposant, das Gerüst vor dem ehemaligen Regierungsgebäude am Markt in Bernburg. Es ist nicht nur sehr hoch, sondern auch ungewöhnlich breit. Am Ende wird das Gerüst 25 Meter breit und 27 Meter hoch sein und das Gebäude damit um 7 Meter überragen.
Ende Oktober hatten Mitarbeiter der Firma Paul Becker aus Leipzig begonnen, die zirka 20.000 Einzelteile mit einem Gesamtgewicht von 100 Tonnen aufzubauen. Darauf wird dann ein spezielles Wetterschutzdach gesetzt. Erst danach kann mit der Sanierung des eigentlichen Daches begonnen werden.
Notwendig ist dieser Aufwand, um das ohnehin stark beschädigte Gebäude nicht noch mehr zu zerstören. „Wir wollen verhindern, dass das Gebäude komplett durchfeuchtet wird“, erläutert Bernburgs Hochbauamtsleiter Rüdiger Ihl. Denn Nass-Fäule-Pilze und Hausschwamm hatten dem im Jahr 1745 errichteten Bauwerk, das zuletzt als Ärztehaus genutzt worden war, schwer zugesetzt. Auch tonnenweise Taubenkot musste schon entfernt werden.
Regierungsgebäude Bernburg: Für Mammutgerüst eine eigene Statik
Voraussichtlich bis Mitte Dezember werden die Gerüstbauer noch mit dem Aufbau beschäftigt sein, sagt der Hochbauamtsleiter. Denn das Gerüst wird sowohl markt- als auch hofseitig aufgebaut. „Das Gerüst muss auch untereinander verspannt werden“, erläutert Ihl. Es ist so gewaltig, dass sogar eine eigene Statik notwendig wurde, womit ebenfalls eine Firma aus Leipzig beauftragt wurde.
Verglichen aber mit dem bisher größten Bauwerk, das die Gerüstbaufirma Becker bisher errichtet hat, ist es eher klein: Nach eigenen Angaben war ihr bisher größtes Gerüst 140 Meter hoch: Die Spezialisten hatten den Leipziger Uni-Riesen, der jetzt „City Hochhaus“ heißt, komplett eingerüstet.
Regierungsgebäude Bernburg: Wetterschutzdach mit 3.150 Quadratmetern
Wenn die Gerüstbauer fertig sind, wird ein freitragendes, verschiebbares Wetterschutzdach mit einer Spannweite von 25 Metern und einer Fläche von 3.150 Quadratmeter errichtet, ein so genanntes Kederdach. Dieses lässt sich nicht nur hin- und herschieben, sondern die Planen innerhalb lassen sich einzeln öffnen. Dies sei deshalb praktisch, weil man dann immer nur den Teil öffnet, an dem gerade gebaut wird, erläutert Ihl.
Daher können die eigentlichen Arbeiten auch erst nach dem Aufbau des Wetterschutzdaches beginnen.
Voraussichtlich im Frühjahr bzw. Sommer nächsten Jahres soll laut Ihl eine Stahlbetondecke eingezogen werden. „Danach wird ein komplett neuer Dachstuhl errichtet.“ Und schließlich würde das Dach neu eingedeckt.
Regierungsgebäude Bernburg: Gesamtkosten liegen bei einer Million Euro
Der Hochbauamtsleiter schätzt, dass die Bauarbeiten Ende nächsten Jahres beendet sein werden. Die Gesamtkosten belaufen sich auf knapp eine Million Euro. Allerdings kostet schon der Aufbau des Gerüsts und des Wetterschutzdachs knapp eine Viertelmillion Euro.
Von den Gesamtkosten werden zwei Drittel aus dem Topf „Aktive Stadt- und Ortsteilzentren“ gefördert. Der Rest kommt von der Stadt. Neben dem gewaltigen Gerüst für das Wetterschutzdach gibt es übrigens noch ein weiteres direkt an der Fassade. Dieses dient laut Ihl nur zur Sicherung der Gesimssteine, die noch vor dem Abriss des alten Daches entfernt werden sollen.
Andernfalls bestünde die Gefahr, dass das Gebäude noch mehr zusammenfällt. Die Gesimssteine würden dann fachgerecht von den Werkstätten für Denkmalpflege aus Quedlinburg aufgearbeitet, so Ihl. Ebenso soll der so genannte Frontspieß saniert werden, zumindest soll versucht werden, ihn zu erhalten. Und auch die Justitia, eine 2,6 Tonnen schwere Statue, die vor zwei Jahren in einer spektakulären Rettungsaktion vom Gebäude genommen worden war, soll restauriert und wieder aufgesetzt werden. (mz)
