"Corona-Ferien" Nur wenige Eltern in Bernburg lassen Kinder in Schulen und Kitas in "Corona-Ferien" betreuen: So funktioniert Notbetreuung

Bernburg - Leere Klassenzimmer, verwaiste Flure, kaum Kinderstimmen. Es ist ein äußerst stiller Montagmittag an der Bernburger Goethe-Grundschule. Mateo und Mayla haben fast das gesamte Gebäude für sich.
Das Geschwisterpaar gehört zu den wenigen Kindern, die sich noch nicht in die „Corona-Ferien“ verabschiedet haben und die an diesem Tag von den Lehrern notbetreut werden. „Wir haben das so kurzfristig nicht anders hinbekommen“, sagt Papa Karsten Freitag.
Notbetreuung von Kindern, deren Eltern wichtige Berufe ausüben
Er selbst arbeitet als Notfallsanitäter, die Mutter der beiden als Physiotherapeutin. Auch am Dienstag werden Mateo und Mayla wieder zwischen 7.30 und 14 Uhr in die Schule gehen. „Danach hoffen wir, dass wir die Betreuung irgendwie anders hinkriegen“, sagt Karsten Freitag und nennt die Großeltern als mögliche Alternative. „Auch wenn man das ja eigentlich nicht machen soll.“
Um normalen Unterricht geht es in diesen Tagen aber natürlich nicht. „Ich habe gemalt und gebastelt“, sagt die siebenjährige Mayla, während Drittklässler Mateo „erst ein bisschen Schule gemacht und dann draußen gespielt“ hat. Auch Hausaufgaben für mehrere Wochen hat er in Form von Übungen und Arbeitsblättern mitbekommen.
Insgesamt haben die Kitas und Schulen in Bernburg am Montag deutlich weniger Kinder in die Notbetreuung aufnehmen müssen als zu erwarten war. „An den Grundschulen haben wir jeweils drei bis elf, in den Kitas ein bis zwölf Kinder, um die wir uns in Kleinstgruppen kümmern“, sagt Bernburgs Sozialdezernent Paul Koller.
„Ich kann unsere Eltern nur loben, dass sie so sensibel sind, nicht nur an sich zu denken, sondern gesellschaftliche Verantwortung übernehmen.“ Das Wichtigste in der aktuellen Situation sei, die Infektionsketten zu unterbrechen, also so wenig Kinder wie möglich zusammenzuführen.
Deshalb glaubt er auch nicht, dass ungeachtet des niedrigen Betreuungsbedarfs Jungen und Mädchen aus mehreren Einrichtungen zusammengelegt werden. Diese Entscheidung obliege letztendlich aber dem Salzlandkreis. Derzeit werde das Personal in den Kitas noch für die Kleinstgruppenbetreuung benötigt.
Bernburgs Sozialdezernent Paul Koller lobt verantwortungsvolle Eltern
Gähnende Leere herrscht am Montag auf den Fluren des Campus Technicus in Bernburg. „Wir haben keinen einzigen Schüler hier, das überrascht auch uns“, sagt Christine Brauns, Leiterin von Sachsen-Anhalts größter Sekundarschule. Sie rechne aber damit, dass sich das schon am Dienstag ändern könnte.
„Wir hatten heute mehrere Nachfragen von Eltern, die in gesellschaftlich unentbehrlichen Berufen arbeiten, was nötig ist, um ihre Kinder betreuen zu lassen.“ Spätestens ab Mittwoch dürfen laut Vorgaben des Landes Sachsen-Anhalt nur noch Schüler bis zum zwölften Lebensjahr notbetreut werden, entsprechende Arbeitgeber-Bestätigungen sind unter www.salzlandkreis.de herunterladbar und müssen von den Eltern in der Schule beziehungsweise Kita vorgelegt werden.
Auch im Gymnasium Carolinum ließ sich am Montag kein Schüler notbetreuen. Ganz untätig sollen die Jungen und Mädchen aber auch zu Hause nicht bleiben. „Um einem Lagerkoller vorzubeugen, wollen wir den Spannungsbogen für unsere Schüler halten.
Schüler am Gymnasium Carolinum bekommen Hausaufgaben per E-Mail oder über Webportal
Sie erhalten von den Lehrern Hausaufgaben per E-Mail oder über ein Internetportal“, kündigt Schulleiter Steffen Schmidt an. Auch für den Abitur-Jahrgang würden die Lehrkräfte Aufgaben zum Selbststudium formulieren. „Wir möchten nicht, dass einem Schüler durch den Unterrichtsausfall ein Nachteil entsteht“, so Steffen Schmidt.
In der Kita „Benjamin Blümchen“ waren am Montag immerhin sechs von 96 Kindern da, geöffnet war ganz normal von 6 bis 17 Uhr. 14 Erzieher wechselten sich bei der Betreuung ab, jeweils nur für wenige Stunden.
„Wir nutzen die Situation, um Überstunden abzubummeln und Resturlaub zu nehmen“, sagt Kitaleiterin Birgit Schmidt. Ansonsten wird hier Hygiene noch größer geschrieben als ohnehin schon: Einwegtaschentücher, Desinfektion von Puppenkleidern und Plastikbausteinen, jeden Tag die Handtücher waschen.
Rund zehn Elternpaare hätten bereits angekündigt, ihre Kinder auch über den Mittwoch hinaus in die Kita zu schicken. In solchen besonderen Situationen muss man auch flexibel sein: „Wir haben heute selbst Reisbrei gekocht, weil unsere Essensfirma nichts gebracht hat“, sagt Birgit Schmidt. Die hatte wohl gedacht, dass die Kita komplett zu bleibt. (mz)