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Nach den Amateurtheatertagen  Nach den Amateurtheatertagen : Auch Durchhalten ist eine Kunst

Von Susanne Schlaikier 16.03.2020, 10:56
Die jungen Darsteller der Gruppe „Theaterflöhe“ aus Neubrandenburg haben im Studio das Stück „Wo ost das Meerparadies“ aufgeführt.
Die jungen Darsteller der Gruppe „Theaterflöhe“ aus Neubrandenburg haben im Studio das Stück „Wo ost das Meerparadies“ aufgeführt. Susanne Schlaikier

Bernburg - So viel Kultur an einem Wochenende wie bei den alle zwei Jahre stattfindenden Amateurtheatertagen erlebt auch Ines Fischer nicht allzu oft. Insgesamt acht Theater-, Kabarett- und Tanzveranstaltungen, dazu zwei Workshops innerhalb von zweieinhalb Tagen gab es zu den 12. Amateurtheatertagen vor zwei Wochen.

Daher musste die Theaterpädagogin am Bernburger Theater und Organisatorin des Festivals die Eindrücke auch erstmal ein paar Tage „sacken“ lassen. „Es war einfach nur schön“, fasst Ines Fischer die drei Tage vom 28. Februar bis 1. März zusammen und bekommt beim Rückblick leicht glänzende Augen. Sie habe ein schönes Miteinander und gegenseitige Wertschätzung erlebt, sagt die Theaterpädagogin, die ein solches Festival erstmals vor 25 Jahren auf die Beine gestellt hatte.

Viele der Gruppen haben der Veranstaltung über die Jahre die Treue gehalten und inzwischen hätten sich richtige Freundschaften entwickelt, sagt Ines Fischer. Obendrein könne sie sich auch immer noch etwas für die eigene Arbeit abschauen.

Vielfältige Themen und für alle Altersklassen

„Es war eine runde Sache“, sagt auch die künstlerische Leiterin des Theaters, Christine Lewek zufrieden. Das treffe auch auf die Zuschauerresonanz zu. Einige Gruppen hätten sogar ihr eigenes Publikum mitgebracht, sagen Christine Lewek und Ines Fischer. Dabei wollen beide keine Gruppe oder kein Stück herausheben. Alle hätten mit so viel Freude und Leidenschaft gespielt, wie es vermutlich nur im Amateurtheaterbereich möglich ist, sagt Ines Fischer begeistert. Die Themen seien sehr vielfältig und alle Altersklassen vertreten gewesen.

Da sei zum Beispiel das Amateurtheater aus Wolfen gewesen, das ein traditionelles russisches Märchen modern inszeniert hat. Da war das Theater der Werktätigen aus Jüterbog, dessen Akteure sich mit den „Goldbergvariationen“ von Georg Tabori zwar ein schweres Thema ausgesucht hatten. Das aber deshalb so besonders war, weil es kaum noch im Theater gezeigt wird.

Da waren Schillers Erben aus Leipzig, die das Stück „Die Bürgschaft“ auf ihre eigene Weise entwickeln. Und da waren die „Theaterflöhe“ aus Neubrandenburg, die sich dem aktuellen Thema Plastikmüll in den Weltmeeren gewidmet haben. Es gab aber auch zwei Tanzgruppen aus Gommern, Kabarett aus Bernburg und eine klassische Komödie von der „Theaterkiste“ aus Magdeburg.

Die Laiendarsteller aus der Landeshauptstadt hatten die 12. Amateurtheatertage mit Moliéres „Der Geizige“ eröffnet - und im Anschluss, hinter den Kulissen, noch spontan eine halbe Stunde Improvisationstheater aufgeführt.

Zwischendurch kaum Zeit zum Ausruhen

Es sind Erlebnisse wie diese, die Ines Fischer nicht missen möchte. Besonders in Erinnerung wird ihr auch der Moment bleiben, als sich das Publikum während des Stückes der „Theaterflöhe“ erhob, um der toten Fische in den Weltmeeren zu gedenken, so überzeugend waren die jungen Darsteller aus Neubrandenburg. Denn vorgesehen war das eigentlich so nicht.

Und auch wenn es stets ein großer organisatorischer Aufwand ist bis hin zum abschließenden Brunch am Sonntag und zwischendurch kaum Zeit zum Ausruhen bleibt, so habe sich auch dieses Mal der Aufwand gelohnt, meint Ines Fischer. Sie betont aber auch, dass dies immer nur durch die Unterstützung mehrerer Sponsoren, von Stadt und Landkreis sowie viel persönlichem Engagement möglich ist.

Und weil es so schön war, soll es in zwei Jahren auch weitergehen. Vor den 12. Amateurtheatertagen hatte sie noch laut darüber nachgedacht, dass es die letzten gewesen sein könnten. Doch im Laufe des Samstags sei ihr klar geworden, dass es weitergehen muss. „Anfangen ist leicht, Durchhalten eine Kunst“, zitiert Ines Fischer ein berühmtes deutsches Sprichwort.

Bis zu den nächsten Amateurtheatertagen ist zwar noch etwas Zeit. Aber schon jetzt steht fest, dass sie wohl Ende Februar 2022 stattfinden werden. „Die Gruppen wollen alle wiederkommen“, sagt Ines Fischer. (mz)